Sollte sich die Fed mit ihrer geldpolitischen Straffung zurückhalten wird, dürfte dies Schwellenländeranleihen in Lokalwährung Unterstützung bieten.
18.12.2018 | 10:21 Uhr
Die gemässigten Äusserungen von US-Notenbankchef Powell legen die Vermutung nahe, dass die Fed sich mit ihrer geldpolitischen Straffung in den kommenden Monaten zurückhalten wird. Das dürfte Schwellenländeranleihen in Lokalwährung Unterstützung bieten, vor allem, wenn der US-Dollar dadurch gebremst wird. Wir bleiben daher in diesem Anleihensegment übergewichtet.
Schwellenländeranleihen in Lokalwährung haben sich nach einem schwierigen ersten Halbjahr in den letzten Monaten wieder zurückgemeldet. Der starke US-Dollar, der Handelsstreit zwischen den USA und China sowie die Turbulenzen an einigen Märkten – nicht zuletzt Türkei und Argentinien – hatten sich zunächst negativ auf die Anlageklasse ausgewirkt, aber jetzt entdecken Anleger ihr Potenzial neu. Würde die US-Notenbank bei ihrer geldpolitischen Straffung eine Pause einlegen oder auch nur verlangsamen, würde sich ein Umfeld ergeben, in dem Schwellenländeranleihen einen Grossteil ihrer diesjährigen Verluste ausgleichen könnten. Selbst nach der jüngsten Erholung hat der Leitindex für Schwellenländeranleihen in Lokalwährung – der JPM GBI-EM Global Diversified Index – 12% von seinem Höchststand im April eingebüsst (in US-Dollar).
Wir haben unsere Position in US-Staatsanleihen etwas reduziert, weil die Euphorie nach Powells Andeutungen über die Zinspolitik die Anleiherenditen der 10-jährigen US-Treasuries erstmals seit September unter die Marke von 3% gedrückt hat. Die Märkte preisen jetzt nur noch eine einzige Anhebung um 25 Basispunkte in 2019 und eine diesen Dezember ein. Im Oktober rechneten die Märkte noch mit dem Zinsschritt im Dezember sowie zweieinhalb weiteren im nächsten Jahr. In der Vergangenheit haben wir US-Staatsanleihen gerne als Absicherung für bestimmte andere Positionen genutzt. Dies ist mittlerweile nicht mehr so wichtig, weil wir zu einer neutralen Gewichtung in Anleihen und Aktien übergegangen sind.
Deutsche Bundesanleihen, die im bisherigen Jahresverlauf mit 2,2% rentierten, sind mittlerweile die teuerste Anlageklasse in unserer Bewertungsmatrix und ziehen an europäischen Unternehmensanleihen vorbei, die vor einigen Monaten noch die Spitzenreiter waren. Wir bleiben daher in deutschen Bundesanleihen untergewichtet. Auch unsere strategische pessimistische Haltung gegenüber Unternehmensanleihen behalten wir bei. Gründe hierfür sind für uns die Verschlechterung der Liquiditätsbedingungen, die Tatsache, dass das Gewinnwachstum seinen Höhepunkt erreicht hat, und die abnehmende Kreditqualität. Hinzu kommt, dass es auch bei den Ausfallquoten der Unternehmen eine Trendwende zu geben scheint.
In Gold hingegen bleiben wir übergewichtet, da es sich in diesem Jahr sehr gut entwickelt hat und weiterhin eine gute Absicherung vor einem überraschenden Anstieg der Inflation bietet. Das Zusammenspiel von schwächerer Konjunkturdynamik, gemässigter Haltung der US-Notenbank und weiter steigendem Inflationsdruck kommt dem Edelmetall sehr zugute.
Der Höchststand bei den US-Frühindikatoren und die gemässigtere Rhetorik der Fed dürften die Aufwertung des US-Dollars nach oben begrenzen – die US-Währung wird sehr hoch gehandelt, unseren Modellen zufolge rund 15% über dem Marktwert.
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