ODDO BHF – "Die handelspolitische Schonzeit für Europa geht zu Ende"

Verfasst von: Prof. Dr. Jan Viebig CIO ODDO BHF SE
Investment View

Wer darauf spekuliert hatte, dass Donald Trump zunächst das Thema Steuersenkungen in Angriff nehmen würde, sah sich getäuscht. Das Weiße Haus hat am 1. Februar das handelspolitische Feuer mit einer ersten Salve von Verordnungen zur Einführung von Einfuhrzöllen auf Waren aus Kanada, Mexiko und China eröffnet.

11.02.2025 | 07:46 Uhr

Während die Nachbarn im Norden und Süden mit allgemeinen Einfuhrzöllen in Höhe von 25 Prozent (Energierohstoffe aus Kanada mit 10 Prozent) bedacht wurden, sollen Waren aus China mit zusätzlich 10 Prozent belastet werden. Bisher lag die durchschnittliche Belastung chinesischer Exporte bei gut 19 Prozent. Die Maßnahmen stützen sich auf den International Emergency Economic Powers Act und werden mit Verweisen auf unzureichende Maßnahmen zur Verhinderung illegaler Einwanderung in die USA und zum Unterbinden des Zustroms von Drogen in die USA begründet.

Die unmittelbaren Marktreaktionen waren überwiegend kritisch. Der US-Aktienmarkt, ohnehin noch unter dem Eindruck des DeepSeek-Schocks, gab auf die Nachricht von der Einführung der Zölle zeitweise fast 2 Prozent ab. Die Lage stabilisierte sich, nachdem die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum bekanntgab, in einem Telefonat mit Donald Trump ein Moratorium von 30 Tagen vereinbart zu haben. Sheinbaum hatte Trump Verbesserungen – insbesondere zusätzliche Sicherheitskräfte - für die Grenzsicherung gegen Drogenschmuggel und illegale Einwanderung zugesagt. Einige Stunden später konnte auch der kanadische Premierminister Trudeau nach einem Telefongespräch mit Trump einen ähnlichen Erfolg melden. 

Die Regierung in Peking gab ihrerseits –offensichtlich gut vorbereitet - die Einführung von Vergeltungsmaßnahmen bekannt wie insbesondere Zölle auf eine Reihe von Energieprodukten, landwirtschaftliche Maschinen, Pick up-Trucks und hubraumstarke Fahrzeuge sowie Ausfuhrbeschränkungen für einige spezielle Mineralien, ein Antimonopolverfahren gegen Google. In der Summe gilt die chinesische Reaktion unter Experten als Warnschuss. Die Tür für Gespräche soll wohl offenbleiben. Umgekehrt hat auch Trump seine Bereitschaft zu einem Telefonat mit Xi Jinping kundgetan, ein erster Termin ist allerdings gescheitert.

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