Donald Trumps Präsidentschaft sollte gute Nachrichten für den Dollar und die US-Aktienmärkte bedeuten, aber weniger positiv für US-Anleihen und Schwellenländer.
08.11.2024 | 07:15 Uhr
Donald Trumps überwältigender Sieg bei den US-Präsidentschaftswahlen hat vielleicht einige überrascht, aber die Reaktion der globalen Märkte auf seinen Triumph entsprach weitgehend den Erwartungen. US-Aktien, der US-Dollar und Bitcoin legten zu, während US-Staatsanleihen in Erwartung niedrigerer Steuern, Deregulierung und höherer Inflation verkauft wurden.
Die Kursbewegungen waren eine Fortsetzung der Preisentwicklung in den Tagen und Wochen vor der Wahl, da sich die Anleger bereits weitgehend auf eine republikanische Präsidentschaft eingestellt hatten. Die Kursgewinne bei risikoreicheren Anlagen spiegeln auch eine gewisse Erleichterung darüber wider, dass das Schlimmste Szenario - eine umstrittene Wahl - vermieden wurde.
Was die Zukunft bringen könnte, zeigt unsere Analyse vergangener US-Wahlen, dass sich die Auswirkungen auf die Vermögenspreise in der Regel nach einigen Monaten abschwächen. Langfristig bestimmen wirtschaftliche Fundamentaldaten die Marktrichtung eher als die Politik. In dieser Hinsicht sehen wir die US-Wirtschaft weiterhin auf dem Weg zu einer sanften Landung.
Es gibt jedoch einige Bereiche, in denen Trumps Politik wahrscheinlich eine länger anhaltende Wirkung haben wird. Seine Pläne, die Importzölle auf Waren aus China und anderswo zu erhöhen, würden zu einem erheblichen, aber nicht extremen Rückgang der US-Gewinne von etwa 7 Prozent führen, der teilweise durch potenzielle Steuersenkungen ausgeglichen würde. Die Auswirkungen wären nicht einheitlich auf alle Sektoren verteilt und nach unseren Berechnungen doppelt so hoch für Verbrauchsgüter, Grundnahrungsmittel und Industrieunternehmen.
Zölle und Handelskonflikte verheissen nichts Gutes für Schwellenländer, aber letztendlich bleibt ein nicht-rezessiver Lockerungszyklus für sie ein attraktiver makroökonomischer Hintergrund. Darüber hinaus sind wir der Meinung, dass China seine Bemühungen verstärken wird, die Wirtschaft mit fiskalischen Stimuli anzukurbeln, um sich gegen neue Handelshemmnisse der USA abzusichern.
Das Ausmass von Trumps Auswirkungen auf die Märkte hängt auch davon
ab, ob die Republikaner die Kontrolle über den Kongress behalten. Hier
sind die beiden möglichen Szenarien:
Freundlicher US-Exzeptionalismus (geteilter Kongress)
Dies dürfte für das Wirtschaftswachstum weitgehend neutral sein und
nur geringfügig positive Auswirkungen auf die Aktienmärkte haben. Trumps
"America First"-Ansatz legt nahe, dass er protektionistische Zölle zu
einer zentralen Politik machen wird, insbesondere gegenüber China. Ohne
eine Mehrheit im Kongress wird es ihm schwerer fallen, grosse
Haushaltsprogramme umzusetzen. Insgesamt dürfte die Mischung aus
Handels- und Einwanderungspolitik für die US-Wirtschaft nicht
stimulierend, sondern inflationsfördernd sein - und daher leicht negativ
für Anleihen. Dieses Szenario spricht für Long-Positionen in US-Aktien,
insbesondere Small Caps, die von niedrigeren Steuern und einer breiten
politischen Agenda zugunsten inländischer Unternehmen profitieren
würden. Während die meisten Schwellenländeranlagen leiden würden, würden
wir erwarten, dass inländische Wachstumsstorys wie Indien, die von
möglichen Anti-China-Massnahmen isoliert sind, besser abschneiden.
Grenzen ausloten (Republikanische Kontrolle des Kongresses)
In diesem Szenario hat Trump die Macht, ein radikaleres Programm umzusetzen. Die US-Staatsschulden würden stark steigen - doppelt so stark wie unter Kamala Harris, laut dem Committee for a Responsible Federal Budget. Das käme zusätzlich zu potenziell harten Zöllen, einschliesslich der Drohung eines universellen Basistarifs von 10 Prozent. Dies ist unserer Ansicht nach ein sehr negatives Ergebnis für US-Staatsanleihen. Und obwohl Trump ein grosser Unterstützer der US-Öl- und Gasproduktion (und Gegner erneuerbarer Energien) ist, wird sein Streben nach einer grösseren heimischen Energieversorgung die Preise voraussichtlich nicht stark fallen lassen, da die Ölnachfrage länger hoch bleibt. Insgesamt dürfte dies zu einer höheren Inflation führen, was dazu führt, dass sich die Spreads bei Unternehmensanleihen ausweiten und die Zinskurve steiler wird. Dieses Szenario bevorzugt US-Aktien und den Dollar und ist negativ für nicht-US-Aktien- und Anleihemärkte, insbesondere für Schwellenländeranleihen. Innerhalb der Aktienmärkte zeichnen sich Banken als klare Gewinner aus, die sowohl von höheren Renditen als auch von potenzieller Deregulierung profitieren würden.
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