Wenn der Handelsstreit eskaliert, können wir mit höheren Verbraucherpreisen, weniger Wachstum und einem stärkeren US-Dollar rechnen.
18.07.2018 | 13:16 Uhr
Das Team von US-Präsident Donald Trump scheint Handelskriege weniger als Verhandlungsstrategie denn als zentralen Teil seiner Politik zu verstehen. Da möglicherweise weitere Zölle auf europäische und chinesische Exporte erhoben werden, könnte die Folge ein schneller steigendes Preisniveau (höhere Inflation) und ein schwächeres Wirtschaftswachstum sein.
Während die US-Notenbank damit begonnen hat, die Zinsen anzuheben, wird die Eurozone laut Mario Draghi, dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank EZB, bis „mindestens“ Ende des Sommers 2019 nicht nachziehen. Dieser Unterschied lässt sich teilweise durch die konjunkturelle Aktivität begründen, könnte aber auch mit der Absicht zusammenhängen, den Auswirkungen der US-Strafzölle auf die Finanzbedingungen entgegenzuwirken. Das Ende der Wertpapierkaufprogramme der Notenbank könnte durchaus eine Aufwertung des Euro nach sich ziehen. Dies dürfte sich für die Wettbewerbsfähigkeit der Eurozone in einem schwierigen Handelsumfeld als ungünstig erweisen. Angesichts der Drohungen Trumps, Autoimporte mit Zöllen zu belegen, ist die Eurozone auf weitere Maßnahmen der USA vorbereitet.
Auch China scheint auf die Strafzölle zu reagieren und versucht, die Wettbewerbsfähigkeit mithilfe der Geldpolitik zu verbessern.
Sowohl der Euro als auch der chinesische Yuan haben seit Beginn des Handelsstreits abgewertet; der Yuan notiert derzeit auf dem niedrigsten Stand seit Dezember vergangenen Jahres. Durch Trumps Handelskrieg scheint ein neues Kapitel im Währungskrieg eröffnet worden zu sein.
Auf unserer englischsprachigen Seite hatten wir im Mai einen Beitrag zum Thema „Handelskriege – was bedeuten sie für die Weltwirtschaft?” veröffentlicht. Dort haben wir untersucht, inwieweit die chinesischen Behörden im Land tätige US-Unternehmen als Vergeltungsmaßnahme auf die gleiche Art und Weise ins Visier nehmen könnten wie den koreanischen Konzern Lotte nach der Entscheidung Südkoreas, ein Raketenabwehrsystem zu installieren. Wegen Verstößen gegen die Brandschutzbestimmungen war dessen Geschäftsbetrieb gestoppt worden. Das zwang den Supermarktkonzern, sich komplett aus China zurückzuziehen.
Angesichts der erheblichen Präsenz der USA im chinesischen Markt sind die USA sehr anfällig für solche indirekten Vergeltungsmaßnahmen. So zeigen Daten des US-amerikanischen Bureau of Economic Analysis, dass US-Firmen in China im Jahr 2015 Umsätze in Höhe von 223 Mrd. US-Dollar und durch Exporte aus den USA 150 Mrd. US-Dollar erwirtschafteten. General Motors verkaufte 2017 in China mehr Autos als in den USA, und in China werden doppelt so viele iPhones aktiv genutzt als in den USA.
Obwohl China nicht hat verlauten lassen, US-Unternehmen ins Visier nehmen zu wollen, ist dies nach wie vor eine mächtige Waffe in seinem Arsenal.
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Ansichten dar. Der Beitrag wurde am 18.07.18 auch auf schroders.com
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