Ausblick für Osteuropa 2013

Marktausblick

Der Baring Eastern Europe Fund hatte ein gutes Jahr 2012 mit einer Wertentwicklung von 25,08% in USD per 31.12.2012. Damit übertraf er seine Vergleichsgruppe um 1,38%.

15.01.2013 | 09:12 Uhr

Ghadir Abu Leil Cooper ist seit 2002 die Fondsmanagerin des Baring Eastern Europe Fund und leitet auch das Emerging Europe, Middle East and Africa Equity Team. Die promovierte Physikerin gibt im nachfolgenden Interview einen Ausblick für die osteuropäischen Länder für das Jahr 2013.

Wie schätzen Sie den makroökonomischen Ausblick über die nächsten zwölf Monate für (Land, Region) ein? Werden sich Schwellenländer besser entwickeln als Industrieländer?

Mittlerweile gibt es Anzeichen dafür, dass die aufstrebende Welt auf die expansive Politik der vergangenen sechs bis zwölf Monate reagiert und unserer Meinung nach wird diese wirtschaftliche Dynamik in den kommenden Quartalen weiter an Fahrt aufnehmen. Dies würde den Ausblick für Unternehmensgewinne verbessern, insbesondere bei Unternehmen, die sensibel auf die Wirtschaft reagieren.

Wir haben eine positive Einstellung hinsichtlich der aufstrebenden europäischen Länder. Obwohl die Wachstumsdynamik in diesen Ländern geringer ist, so erwarten wir doch von Russland und der Türkei, aufgrund der größeren Binnenwirtschaften, ein wesentlich höheres Wachstum als von Zentraleuropa. In Zentraleuropa wird Polen unserer Meinung nach ebenfalls von einem starken binnenwirtschaftlichen Wachstum gestützt. Insgesamt haben Anleger im Jahr 2013 mit Blick auf Osteuropa Grund zum Optimismus. Die wachsende Mittelschicht ist mittel- bis langfristig ein positiver Einflussfaktor für die Region und der stabile Ölpreis sollte darüber hinaus die russische Wirtschaft erheblich ankurbeln.

Aufgrund der Städtebauentwicklung, der Investitionen in Infrastrukturprojekte und der wachsenden Mittelschicht konnte man in Ihrem Land über Jahre hinweg ein stabiles Wirtschaftswachstum beobachten. Wie schätzen Sie, wird sich die Ausprägung von wirtschaftlichem Wachstum zukünftig verändern? Werden die Einflussfaktoren ganz andere sein oder werden die bisherigen bestehen bleiben?

Hier wird es unserer Meinung nach keine großen Veränderungen geben. Eine wachsende Mittelschicht mit dem Bedürfnis nach und auch der Kaufkraft für Konsumgüter ist ein Thema, das in den meisten Schwellenländern, auch in den europäischen Schwellenländern, über mehrere Jahre aktuell ist. Anders als im entwickelten Europa oder den USA ist der Verschuldungsgrad dort insgesamt niedrig, was für Banken ein hohes Wachstumspotenzial bedeutet. Langfristig gehen wir davon aus, dass in der aufstrebenden Welt Konsumausgaben einen höheren Anteil am gesamten BIP erreichen werden.

Russland hat mit umfangreichen Infrastrukturprojekten begonnen. Die Behörden im Land haben erhebliche Geldsummen für die Vorbereitung auf die Olympischen Winterspiele 2014 und die Fußballweltmeisterschaft 2018 zugesagt. Unserer Ansicht nach werden sich diese Faktoren auf das Wirtschaftswachstum in den nächsten Jahren auswirken.

Was sind die größten Risiken, denen sich (Land, Region) ausgesetzt sieht und wie kann das Land, die Regierung oder der Anleger diese Risiken im Jahr 2013 überwinden?

Die vordergründigen Risiken für die aufstrebende Welt sind größtenteils mit den entwickelten Volkswirtschaften verbunden, da diese das globale Wirtschafts- und Investmentumfeld beeinflussen. Im Großen und Ganzen befinden sich Schwellenländer, durch den niedrigeren Verschuldungsgrad und das schnellere Wirtschaftswachstum, jedoch immer noch in einer ausgeglicheneren Position als entwickelte Länder.

Bestimmte Einflussgrößen müssen zukünftig weiter beobachtet werden. Dazu gehören die Fähigkeiten der USamerikanischen Behörden, die sogenannte Fiskalklippe zu umgehen, und der anhaltende Nachrichtenfluss über die Eurozonenkrise. Der letzte Punkt ist insbesondere für zentraleuropäische Länder wie Ungarn wichtig, die bedeutende Handelsbeziehungen mit den europäischen Industrieländern haben.

Die Rohstoffpreise sind immer ein wichtiger Einflussfaktor für aufstrebende Wirtschaften, ganz gleich ob Rohstoffe exportiert werden oder ob sie zur Warenproduktion benötigt werden. Aufgrund der Größe von Russlands Erdgasexportgeschäfts sind die Preise für Petrochemikalien eine der wichtigsten Variablen für das Land. Und da im nächsten Jahr die Spannungen im Mittleren Osten durch den Bürgerkrieg in Syrien wahrscheinlich anhalten werden und die Länder in der Region neue Machtverhältnisse schaffen, gehen wir von einem starken Ölpreis im Jahr 2013 aus.

Auch die Zentralbankpolitik ist ein Unsicherheitsfaktor für aufstrebende Volkswirtschaften. So verhandeln die ungarischen Behörden beispielsweise derzeit mit dem Internationalen Währungsfonds über eine Vereinbarung zur Refinanzierungshilfe ihrer Schulden im Ausland. Jegliche nachteilige Entwicklung in dieser Sache, oder auch in der türkischen Geldpolitik, könnte ein Auslöser für Marktbewegungen sein. Grundsätzlich sollten Anleger in Bezug auf Schwellenländer immer bedenken, dass die politischen sowie wirtschaftlichen Systeme weniger ausgereift sind und dass die vorhandene Liquidität eventuell niedriger ist, als es in entwickelten Märkten der Fall ist. Sie sollten daher auch davon ausgehen, dass Anlageerträge schwanken können.

Das vollständige Interview im pdf-Dokument

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