AXA: Globaler Wachstumsmotor läuft

„Daten aus den Schwellenländern zeigen, dass die wirtschaftliche Aktivität nun wieder eine Wendung zum Besseren nimmt“, sagt Christina Böck, Head of Investment Solutions bei AXA in der Schweiz.

06.12.2013 | 08:56 Uhr

Auch wenn in den USA Mitte Oktober das Schlimmste verhindert wurde, so haben doch die Regierungsstilllegung und der Schuldendeckelstreit eine zeitweilige Verlangsamung der Unternehmensaktivität nach sich gezogen, insbesondere eine Einstellungspause sowie eine Investitionsverzögerung. Dennoch haben die zeitnahen volkswirtschaftlichen Zahlen auf der Unternehmensseite eher eine Fortsetzung der wirtschaftlichen Erholung angezeigt. Auf der Konsumseite hingegen war der dämpfende Einfluss größer, da das Konsumentenvertrauen im Oktober stark zurückgefallen ist. Zusammengenommen wird die Federal Reserve – auch angesichts des Wechsels des Chairmans – einige Probleme haben, die aktuelle Situation genau zu bewerten und wird etwas länger abwarten, bevor sie agiert. In der Praxis heißt dies, dass die Reduzierung der Anleihekäufe etwas auf sich warten lassen wird.

In den aufstrebenden Ländern hat sich der Geschäftszyklus über die letzten zwei Jahre vom Zyklus der Industrienationen abgekoppelt. Vorher hatten die Schwellenländer eine zeitliche Führung über die Industrienationen; dies hat sich wieder umgekehrt, wobei gleichzeitig eine gewisse „Entkoppelung nach unten“ der Schwellenländer festgestellt werden muss. Zeitnahe Daten zeigen allerdings heute, dass die wirtschaftliche Aktivität nun wieder eine Wendung zum Besseren nimmt (bessere Einkäuferindizes in Brasilien und Südkorea sowie China, stärkeres Wachstum in China allgemein).

In Europa ist die Situation weiterhin sehr uneinheitlich. Weiterhin führen Deutschland und Spanien vor Frankreich und Italien, Länder mit wahrscheinlich negativem Wachstum im dritten Quartal. Überall zeigen sich insbesondere die Exporte positiv und die globale Nachfrage wird auch weiterhin die treibende Kraft sein.

In diesem Rahmen hat die Europäische Zentralbank mit ihrer Entscheidung einer Zinssenkung überrascht und erinnert uns alle wieder an ihren Auftrag, der eben nicht auf die Wirtschaftsleistung abzielt, sondern auf die Preisentwicklung. So waren in der Begründung dieses Schrittes die Inflationszahlen der entscheidende Punkt: Sowohl die Kerninflation als auch die Gesamtinflation betragen unter 1 Prozent. Auch die langfristigen Inflationserwartungen am Finanzmarkt sind in der Eurozone seit Beginn des Jahres 2011 nur noch gesunken, ganz im Gegensatz zu den anderen Industrienationen USA, Japan und Großbritannien. Der Rat der EZB hat gute Gründe anzunehmen, dass es sich hier nicht nur um ein kurzfristiges Phänomen handelt, und so nannte Mario Draghi denn auch „gedämpfte Kreditdynamik“ als einen weiteren Grund für die Zinssenkung.

Die Kreditdynamik ist in der Tat mehr als nur „gedämpft“ und viele der Maßnahmen der EZB der letzten Jahre haben ganz besonders auf die Verbesserung der Finanzierungsmöglichkeiten für die Unternehmen abgezielt, ohne bisher allerdings allzu große Wirkung zu zeigen, da andere Faktoren in die Gegenrichtung zielen: Die immer risikoscheuere Regulierung der Banken und anderer Finanzakteure erschwert es diesen, Unternehmen zu finanzieren. Ein Indikator, der dies aufzeigt, ist die Geldumlaufgeschwindigkeit, die sich seit 2008 noch nicht wieder auf Vorkrisenniveau erholt hat.

Auf die Investitionen schauend kann man zusammenfassen, dass der Motor der von den USA geführten wirtschaftlichen Erholung weiterhin läuft, wenn auch in einem niedrigen Gang, und mittelfristig die Zinsen vielerorts steigen werden. Dass sich aber gleichzeitig die Inflationsbedingungen in den Weltregionen stärker differenzieren und die Zentralbanken mit ihren unterschiedlichen Aufträgen ebenso differenziert vorgehen werden – was in der Zukunft für eine Entkoppelung der Zinssätze sorgen dürfte.

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