Die politische Lage in der Türkei dürfte kurzfristig angespannt bleiben. Wir glauben jedoch nicht, dass sich die Anlagechancen am türkischen Aktienmarkt unwiderruflich verschlechtert haben.
20.07.2016 | 10:34 Uhr
Eine Herausforderung für den türkischen Staat
Am 15. Juli kam es in der Türkei zu einem militärischen Putschversuch. Der gescheiterte Vorstoß löste heftige Schwankungen am türkischen Aktienmarkt aus und führte zu einer Abschwächung der türkischen Lira. Auch wenn wir Änderungen im kurzfristigen politischen Umfeld genau beobachten, bleibt unser Fokus als langfristige Aktienanleger auf der Identifizierung und der Anlage in Unternehmen, die unserer Ansicht nach das Potenzial für eine überdurchschnittliche langfristige Wertentwicklung haben.
Kurzfristige Auswirkungen
Auf kurze Sicht dürften die Schwankungen am türkischen Aktienmarkt andauern. Der Risikoaufschlag für türkische Vermögenswerte dürfte steigen. Banken könnten sich als anfälliger erweisen - da sich die Kreditqualität in einer Wirtschaftsflaute in der Regel verschlechtert - während andere Sektoren besser abgeschirmt sein sollten.Mittelfristig hängt unserer Meinung nach viel von der politischen Reaktion ab und welchen Einfluss diese auf das Verbrauchervertrauen hat.
In den Tagen nach dem Putschversuch hielten der Wirtschaftsminister und der Notenbankchef eine Telefonkonferenz ab, in der sie bestätigten, dass sie auf der Devisenseite nicht eingreifen und die Währungshüter dem Bankensystem Liquidität zur Verfügung stellen werden.Türkische Funktionäre haben außerdem verkündet, dass diejenigen, die am Putschversuch beteiligt waren und festgenommen wurden, vor Gericht gestellt werden. Letztendlich betonten sie auch, dass es keine vorgezogenen Wahlen geben werde, aber wir behalten die Situation im Auge.
Strategie & Ausblick
Die kurzfristige Lage in der Türkei dürfte zwar politisch angespannt bleiben, wir glauben jedoch nicht, dass sich die Anlagechancen am türkischen Aktienmarkt fundamental geändert haben. Wir setzen nach wie vor auf qualitative Wachstumsunternehmen, die unseres Erachtens ein attraktives langfristiges Wachstumspotenzial bieten.
Ein gutes Beispiel ist Tupras, die führende Erdölraffinerie des Landes. Das attraktiv bewertete Unternehmen hat ein hervorragendes Geschäftsmodell, eine glaubwürdige Führungsetage und robuste Finanzkennzahlen. Da es vor kurzem ein Investitionsprogramm abgeschlossen hat, sollte das Unternehmen in absehbarer Zeit effizienter produzieren und gleichzeitig negative Umweltfaktoren verringern. Die Geschäftsführung hat den schwankenden Ölpreis in den letzten Jahren gut gemeistert und so ein hohes Gewinnwachstum erzielt.
Wir möchten außerdem unsere Position im Automobilhersteller Ford Otosan hervorheben. Dieses Unternehmen, das am türkischen Markt führend ist, profitiert von einer kompetenten Geschäftsleitung, die Wert auf Effizienz sowie auf gesunde Bilanzen legt. Wir erwarten eine hohe Nachfrage nach seiner neu vorgestellten Fahrzeugflotte, und zwar insbesondere an den Exportmärkten, was das starke Gewinnwachstum untermauern dürfte.
Wenn man über die kurzfristigen Schwankungen hinausblickt, gibt es für uns viele Gründe, warum Anleger gegenüber türkischen Firmen weiterhin positiv gestimmt sein sollten. Wir gehen davon aus, dass die Attraktivität der Unternehmen, die zu unseren Fondsbeständen zählen, Bestand haben und die Konzentration auf qualitative Wachstumsunternehmen bei der Portfoliokonstruktion langfristig zu überdurchschnittlichen, risikobereinigten Renditen führen wird.
Ghadir Abu Leil Cooper, Head of EMEA and Frontiers Equities, Baring Asset Management, London
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