Barings: Unternehmensgewinne müssen merklich steigen

„Von Unternehmen mit weniger zuverlässigen Ertragsflüssen oder für die vermutlich eine Gewinnwarnung herausgegeben wird, muss weiterhin Abstand gehalten werden“, sagt Rob Smith, Investment Manager des Baring German Growth Trust.

07.01.2014 | 16:45 Uhr

Im abgelaufenen Jahr 2013 haben deutsche Aktien ihre europäischen Mitstreiter überflügelt, und der DAX erzielte in Euro eine Rendite von 25,5 %. Der MSCI Europe Index generierte während desselben Zeitraums in Euro einen Zuwachs von 16,4 % (Quelle: MSCI, 7. Januar 2014).

Zu dieser Entwicklung hat nicht zuletzt die anhaltende Stärke der deutschen Wirtschaft beigetragen; denn aufgrund des exportorientierten Wachstumsmodells konnten sich die deutschen Unternehmen die Nachfrage aus dem Ausland zunutze machen. Obgleich dieser Ansatz jüngst von den USA und dem IWF kritisiert wurde, ermöglichte er Deutschland, den Sturm der EWU-Krise abzuwettern und anderen Staaten der Währungsunion einen Fels in der Brandung zu bieten.

Grundsätzlich halten wir die Fortsetzung des Wertpapierankaufprogramms in den USA für die Entwicklung an den Märkten in den kommenden Jahren für den ausschlaggebendsten Faktor. Die Anleiheankäufe durch die Federal Reserve ließen die Renditen der Anleihen in den Keller sinken und erhöhten für die Investoren die Attraktivität der Aktien. Die potenziellen Auswirkungen einer Reduzierung des Programms konnten wir zu einem früheren Zeitpunkt dieses Jahres beobachten, als der US-Notenbankchef Ben Bernanke eine mögliche Änderung seiner Geldpolitik zur Debatte stellte. Eine solche Äußerung allein reichte aus, dass die Aktienmärkte einen Großteil ihrer zuvor in diesem Jahr erwirtschafteten Gewinne wieder einbüßten. Auf der Fed-Sitzung im Dezember wurde erstmals eine tatsächliche Reduzierung des Wertpapierankaufprogramms angekündigt, mit der jedoch nicht vor Januar 2014 begonnen wird. Die geänderten Prognosen der Bank deuteten auf die Beibehaltung der niedrigen Zinssätze über einen deutlich längeren Zeitraum hin und bewirkten, dass die unmittelbaren Reaktionen an den Aktienmärkten im Allgemeinen positiv ausfielen.

Aus unserer Sicht sind die Gewinnerwartungen für das kommende Jahr weiterhin überzogen, und wir halten eine merkliche Steigerung des Wirtschaftswachstums und der Unternehmensgewinne für erforderlich, damit die Aktien in diesem Jahr nicht unter einer erhöhten Volatilität zu leiden haben. Die deutschen Unternehmen übertreffen die Entwicklung ihrer europäischen Wettbewerber nach wie vor, und auch die Wirtschaftsindikatoren signalisieren weiterhin einen Anstieg des Unternehmervertrauens.

Vor diesem Hintergrund rückt die Aktienauswahl verstärkt in den Mittelpunkt: Es müssen die Unternehmen mit den besten Aussichten für dieses neue Jahr herausgefiltert werden. Von Unternehmen mit weniger zuverlässigen Ertragsflüssen oder für die vermutlich eine Gewinnwarnung herausgegeben wird, muss weiterhin Abstand gehalten werden.

Eins der Unternehmen, das von der potenziellen Einschränkung des Wertpapierankaufs durch die Federal Reserve Nachteile erlitten hat, ist Heidelberg Cement. Etwa ein Viertel seiner Gewinne erwirtschaftet der Konzern in Indonesien; die Besorgnis über die Geldpolitik der Fed bewirkte jedoch, dass die Landeswährung gegenüber dem US-Dollar an Boden verlor: Im Dezember sackte die Rupiah gegenüber dem US-Dollar auf ein 5-Jahres-Tief. Folglich mussten wir Maßnahmen zum Schutz des Portfolios ergreifen und verringerten unser Engagement in dieses Unternehmen vor einer potenziellen Reduzierung der Wertpapierkäufe, die die Währung von Schwellenländern, wie die Rupiah, gegenüber dem US-Dollar noch stärker abschwächen könnte.

Andererseits rechnen wir mit einem besseren Ausblick für das Pharmaunternehmen Haemato. Dieser relativ neu in das Portfolio aufgenommene Titel profitiert unseres Erachtens von einer Nebenregelung in dem neuen Koalitionsvertrag zwischen der CDU von Angela Merkel und ihrer ehemaligen Oppositionspartei, der SPD. Gemäß dieser Regelung wird der gesetzliche Zwangsrabatt, den pharmazeutische Hersteller auf Arzneimittel gewähren müssen, von derzeit 16 % auf 7 % gesenkt. Diese Änderung wirkt sich auf ganze 90 % des Umsatzes von Haemato aus und wird unserer Einschätzung nach folglich die Unternehmensgewinne ankurbeln.

Da die Erwartungen angesichts eines fehlenden deutlichen Wirtschaftsaufschwungs und der damit einhergehenden geringeren Unternehmensgewinne vermutlich angepasst werden müssen, bleiben wir mit unseren Aussichten für das Jahr 2014 vorsichtig. Dennoch gibt es Anzeichen, aus denen wir schließen, dass das Schlimmste der EWU-Krise hinter uns liegt, und aus denen man optimistisch ein kräftigeres Wachstum in anderen Teilen Europas folgern kann. Wir halten weiterhin nach Unternehmen Ausschau, die sich ein solches Umfeld zunutze machen können, und richten unsere Aufmerksamkeit auf mögliche geldpolitische Änderungen durch die Zentralbanken.

Der Ausblick im pdf-Dokument

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