Carmignac: Anlagestrategie 2014

„Was wird angesichts der markanten Veränderungen in den großen Volkswirtschaften der Welt das Jahr 2014 den Märkten zu bieten haben?“, fragt Didier Saint-Georges und erläutert die Hauptmerkmale der Carmignac-Anlagestrategie.

11.02.2014 | 15:45 Uhr

2013 war ein Jahr der Wendepunkte in der Weltwirtschaft. Der Entschluss der US-Notenbank, das dritte quantitative Lockerungsprogramm zurückzuschrauben, bedeutete das Ende der seit 20 Jahren andauernden US-Anleihenhausse. Europas Wirtschaft entkam der Rezession, unterstützt durch die Erholung in der weltweiten Fertigungsindustrie und die Initiativen, mit denen die Randstaaten in den letzten drei Jahren ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern versuchten. Genauso wichtig war der erste Erfolg der Politik von Shinzo Abe: Japan ist der Deflationsfalle, in der es 20 Jahre steckte, entronnen. Und schließlich hat in Nordasien auch Chinas Regierung gezeigt, dass es ihr ernst damit ist, Strukturreformen umzusetzen, ohne das Wirtschaftswachstum zu stark zu dämpfen.

Was wird angesichts dieser markanten Veränderungen in den großen Volkswirtschaften der Welt das Jahr 2014 den Märkten zu bieten haben? Ohne die zusätzlichen Anreize der US-Notenbank werden sich die Bedingungen weltweit sicherlich wieder „normalisieren“. Da der Konsens anscheinend erwartet, dass sich die weltweite Lage sehr zügig bessern wird, sind Enttäuschungen bei den Fundamentaldaten zweifellos eines der bedeutendsten Marktrisiken. Zudem wird eine Verschlechterung der Leistungsbilanzen wahrscheinlich mit dem Abzug von Anlegergeldern bestraft. Länder, die in einem politischen Morast mit strukturellen wirtschaftlichen Problemen feststecken und keine Reformen umsetzen, werden Schwierigkeiten bekommen, die ihrer Wirtschaft einen herben Rückschlag versetzen können. Vor allem aber werden Länder mit einem bislang zu starken Kreditwachstum dieses Wachstum in einer Welt, in der Liquidität nicht mehr so reichlich vorhanden ist, eindämmen müssen. Wir müssen sehr aufpassen, um diese Fallgruben zu umgehen.

Ironischerweise könnten sich 2014 im späteren Jahresverlauf „Aufwärtsrisiken“ ergeben, falls die US-Konjunktur stärker zulegt, als die Märkte und die US-Notenbank erwarten. Vereinzelt sind bereits Anzeichen für ein zunehmend knapperes Fachkräfteangebot in einigen Regionen der USA zu erkennen. Bei einer Aufwärtsbewegung im Investitionszyklus und einer höheren Geldumlaufgeschwindigkeit könnte sich daher die aktuell niedrige Inflationserwartung als zu optimistisch erweisen. Deshalb wird das Management des Zinsrisikos entlang der gesamten Renditekurve bei der Generierung von Performance in diesem Jahr und vermutlich auch danach entscheidend sein.

Was sind, ausgehend von dieser Gesamteinschätzung, die Hauptmerkmale unserer Anlagestrategie für dieses Jahr? Erstens ein nach wie vor hohes, aber sehr ausgewogenes Aktienengagement. Wir haben unsere Präsenz in den Schwellenländern markant reduziert und legen den Schwerpunkt auf Werte, von denen wir aus der Bottom-up-Perspektive am stärksten überzeugt sind und die sich häufig in China, Mexiko und Indien befinden. Bei unseren Anlagen in europäischen Aktien verfolgen wir einen zweigeteilten Ansatz. Einerseits halten wir an unseren Positionen in weltweit führenden Unternehmen fest, um bei den zu erwartenden Enttäuschungen im Zuge der Erholung in Europa ein Polster zu haben. Andererseits haben wir unsere Anlagen auch breiter aufgestellt und dazu Aktien mit sehr attraktiven Bewertungen hinzugefügt, die von dem neuen Zyklus profitieren dürften, wie etwa italienische Banken. Schließlich haben wir unser Engagement in den USA, die sich in einer Phase der Reindustrialisierung befinden, erhöht und das Engagement im Thema „Reflation in Japan“ beibehalten.

Im Anleihenbereich führt, wie zuvor erwähnt, unsere direktionale Einschätzung zu den Zinssätzen zu einer sehr niedrigen bis negativen modifizierten Duration in den meisten unserer Fonds. Unsere Anleihenportfolios dürften aber nach wie vor von einer weiteren Verbesserung der Fundamentaldaten in Europa und von Reformen profitieren, was sich an spanischen und italienischen Staatsanleihen zeigen dürfte. Zudem erwarten wir weiter sinkende Spreads bei Unternehmensanleihen mit einem BBB- Rating. Besonders Finanzanleihen dürften von einer niedrigeren Verschuldung und einem potenziell stärkeren Gewinnwachstum in diesem Jahr profitieren.

Aktien der Industrieländer haben in den letzten beiden Quartalen sehr gute Performancebeiträge geleistet, und wir glauben, dass unsere Auswahl in Wachstumssektoren wie Internet, Finanzen und frühzyklischen Industriewerten dies- und jenseits des Atlantiks sowie in Japan weiter zulegen wird. Die steigende Verbrauchernachfrage, ein robusterer und wettbewerbsfähigerer Investitionszyklus und steigende Margen sind die Grundlage für diese Einschätzung. Wir freuen uns auf ein Jahr, das ein hohes Maß an Beweglichkeit erfordern könnte, aber zahlreiche Möglichkeiten bieten dürfte. Ich wünsche Ihnen ein erfolgreiches Jahr.

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