Carmignac: Verfrühter Alarm...

„Die unerwartet starke Reaktion des Marktes auf Ben Bernankes Andeutung zeigt, dass der Ausstieg aus der quantitativen Lockerung sehr viel schwieriger sein könnte als der Einstieg“, so Didier Saint-Georges, Mitglied des Investmentkomittees.

15.10.2013 | 15:35 Uhr

Die unerwartet starke Reaktion des Marktes auf Ben Bernankes Andeutung, dass die Liquiditätsspritzen der US-Notenbank bald gedrosselt werden könnten, führte auch jenen, die bislang daran gezweifelt hatten, vor Augen, dass der Ausstieg aus der quantitativen Lockerung sehr viel schwieriger sein könnte als der Einstieg. Im Juli meinten wir („Klimawandel“), dass die seit fünf Jahren künstlich niedrig gehaltenen Zinsen schlussendlich für die US-Wirtschaft allmählich mehr Nach- als Vorteile hätten. Aus diesem Grund dürfte die Fed keine andere Wahl haben, als das Anleihenkaufprogramm langsam zu drosseln, sobald die Wirtschaftsdaten in den USA robust genug wirken. Würde jedoch ein kräftiger Konjunkturaufschwung ein rasches Auslaufen der Unterstützung durch die Währungshüter und damit einen steilen Anstieg der Finanzierungskosten rechtfertigen? Wir bezweifeln dies, dennoch muss die Möglichkeit in einer Anlagestrategie berücksichtigt werden. Unser Hauptszenario sieht eine langsame, zaghafte Erholung vor, die infolge des Schuldenabbaus dauerhaft belastet wird, wodurch aber auch die Zinsen zwar unerbittlich, jedoch nur allmählich steigen. Unseres Erachtens sind die Aussichten für eine ausgewogene Vermögensverwaltung vor diesem Hintergrund sehr erfreulich.

In den USA entwickeln sich die meisten Frühindikatoren vielversprechend (der durchschnittliche Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor und das herstellende Gewerbe erreichte im August erstmals seit Anfang 2011 wieder 57,2 Zähler), obwohl die reale Wirtschaftsleistung nur sehr zaghaft wächst. Die Industrieproduktion stieg im Juli lediglich um 1,4%. Auch der Arbeitsmarkt entwickelte sich mit 169 000 neuen Stellen im August nur langsam. Die annualisierte Inflation ging gleichzeitig auf 1,5% zurück. Die Anzeichen für einen Konjunkturaufschwungs sind nicht zu übersehen, aber die positive Entwicklung wird durch den Schuldenabbau gebremst. Wenn das mittlere Einkommen der US-Bevölkerung nicht deutlich steigt (es hat heute noch immer nicht das Niveau erreicht, das es vor der Krise hatte), dürfte es noch einige Zeit dauern, bis die Schulden getilgt sind. Wie 2011 konnte es auf kurze Sicht im Rahmen der US-Haushaltskrise zu einem Shutdown kommen, der die staatlichen Ausgaben einfriert. Hoffentlich hat der Kongress aus den Erfahrungen gelernt und erinnert sich daran, dass es sich politisch nicht auszahlt, sich nicht auf einen Haushalt zu einigen.

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