Danske Invest: Nach Brexit - drei Szenarien für die Weltwirtschaft

Am 23. Juni stimmten 52 Prozent der britischen Wähler für einen EU-Austritt – und stellten damit die Erwartungen an die Entwicklung der Weltwirtschaft mit einem Mal auf den Prüfstand. Bo Bejstrup Christensen, Chefanalyst von Danske Invest, erläutert seine Prognose bis zum Jahresende 2016 – mit einem Worst- und einem Best-Case-Szenario.

27.07.2016 | 12:02 Uhr

Laut Christensen werden sich vor allem das Brexit-Referendum als auch die Entwicklung auf dem chinesischen Wohnungsmarkt unmittelbar und stark auf die Globalkonjunktur auswirken.

1. Das erwartete Szenario: keine Katastrophe

„Die Weltwirtschaft, angeführt von den USA und von China, wird im zweiten Halbjahr weiteransteigen“, ist sich Bo Bejstrup Christensen sicher. „Das Wachstum wird allerdings an Tempo verlieren. Grund dafür ist der in China bremsend wirkende Wohnungsmarkt und ein Europa, das einspürbar schwächeres Wachstum verzeichnen wird – sogar mit der Folge einer potenziellen Rezession.“

Seit drei Jahren befindet sich die Eurozone grundsätzlich in einer positiven Wachstumsphase. Und das dank einer schwächeren Währung, einem niedrigen Ölpreis, günstiger Zinsen, einer nicht sehr straffen Finanzpolitik und nicht zuletzt wegen eines stärkeren Bankensystems. Doch dann stimmtendie Bürger in Großbritannien über die EU-Zugehörigkeit ab – und entschieden sich gegen eine weitere Mitgliedschaft.

„Der gesamte Fokus liegt jetzt auf Europa“, sagt Bo Bejstrup Christensen. „Wir gehen davon aus,dass die Eurozone im zweiten Halbjahr stark an Tempo verlieren wird. Grund sind die gewaltigen politischen Folgen, die der Brexit ausgelöst hat.

Reaktionen der Unternehmen

Liegt das Wachstum in der Eurozone heute bei etwa 2 Prozent, könnte es vor dem Hintergrund des Brexit-Referendums nach Schätzung von Christensen auf unter 1 Prozent sinken – möglicherweise sogar negativ werden. Dieses Szenario erscheint insbesondere wahrscheinlich, wenn die Unternehmen angesichts des bevorstehenden EU-Austritts der Briten und der damit verbundenen enormen Unsicherheit insgesamt vorsichtiger agieren. Beispielsweise könnten Firmen ihre Lagerbestände reduzieren, die Kassenbestände erhöhen sowie Investitionen und Neueinstellungen zurückfahren.

„Großbritannien wird im zweiten Halbjahr direkt in die Rezession rutschen. Wäre das eine Katastrophe? – Nein. Denn das derzeitige politische Erdbeben ist zwar kräftig, doch es wird rasch überstanden sein, und danach werden wir uns an die neue Wirklichkeit anpassen. Auch wenn diese Wirklichkeit eine hohe politische Unsicherheit für eine lange Zeit bedeutet.“Für den Jahresbeginn 2017 prognostiziert Christensen ein langsam zunehmendes Wachstum.Dieses wird durch die Tatsache unterstützt, dass die Zentralbanken alles für die Stabilisierung des Bankensystems tun werden.

Den vollständigen Kommentar finden Sie hier.

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