Nach dem starken Markrückgang im
März und in den ersten Tagen des April halten wir eine technische Erholung für
möglich. Generell sind die Märkte derzeit überverkauft. Der Pessimismus ist
zuletzt massiv gestiegen, einige markttechnische Indikatoren liegen klar in der
Kauf-Zone. Positive Nachrichten, wie die Aussetzung der reziproken Zölle durch
Donald Trump für 90 Tage, können temporäre Rallyes auslösen. Eine Erholung an
den Märkten sollten Investoren nutzen, um sich vorerst weiterhin defensiv
aufzustellen.
Generell erwarten wir ein schwieriges zweites Quartal und
erstes Halbjahr 2025. Das Jahr 2026 könnte dann wieder besser werden. Die
größten Risiken dürften derzeit vom Anleihemarkt im Sinne eines weiteren
Anstiegs der Renditen bei langlaufenden Bonds ausgehen. Gemeint ist das Thema
„Mar-a-Lago-Accord“ bzw. die Idee der Umschuldung von US-Anleihen in extrem
lange Laufzeiten. Auch die anstehende Berichtssaison könnte belasten, vor allem
im Hinblick auf negative Kommentare zur erwarteten weiteren Geschäftsentwicklung
im Gesamtjahr 2025. Unsere Haupthoffnung bleibt, dass die US-Zentralbank
helfend einspringt bzw. dass es zwischen den USA und den großen
Wirtschaftsräumen wie der EU letztlich doch Verhandlungen über die Zölle gibt.
Chancen, die wir sehen:
- Die Markttechnik
spiegelt einen extrem hohen Pessimismus und eine überverkaufte Situation
wider. Nur leicht positive Nachrichten, wie jetzt die angekündigte
Aussetzung der Zölle für 90 Tage, können eine starke temporäre Erholung
auslösen.
- Möglicherweise liegt der Großteil der Abwärtsbewegung
bereits hinter uns. Vergleicht man die aktuelle Situation mit früheren
Phasen, in denen es dann zu einer Rezession kam, könnten bis zu zwei
Drittel des zu erwartenden Kursrückgangs bereits erfolgt sein.
- Deutschland und Europa (aber
eher mit Blick auf 2026): Das deutsche
Neuverschuldungspaket könnte positiv auf die deutsche Konjunktur wirken
und Branchen wie Bau, Rüstung, Chemie sowie Industrie selektiv begünstigen
– längerfristig aber wohl nur, wenn auch zeitgleich strukturelle Reformen
angegangen werden. Europa könnte 2025 generell besser laufen als die USA.
Die EZB wird und muss die Zinsen weiter senken. Die nächste Zinssenkung
wird am 17. April erwartet. Ausgewählte europäische Firmen, die Kosten
reduzieren können und wenig von Zöllen betroffen sind, bieten daher
Chancen.
- Auch China
ist selektiv chancenreich. Der Immobilienmarkt bleibt zwar schwierig, aber
verschlechtert sich zumindest nicht mehr bzw. stabilisiert sich. Positiv
werten wir die verstärkte fiskalpolitische Stimulierung durch den Staat,
der im Jahr 2025 eine rekordhohe Staatsneuverschuldung verzeichnet. Die
Stimulierung in China ist ein wichtiger Faktor, der gegen eine weltweite
Rezession spricht.
Risiken, die wir sehen:
- Eine erneute Zuspitzung des
Handelskriegs zwischen den USA und China bzw. den USA
und Europa ist nicht auszuschließen. Die US-Zollpolitik führt zu einem
hohen Maß an Unsicherheit bei Unternehmen und Verbrauchern.
US-Frühindikatoren wie der ISM-Manufacturing PMI waren zuletzt deutlich
rückläufig, ebenso wie das US-Konsumentenvertrauen. Die
US-Rezessionsgefahr ist zuletzt stärker angestiegen und die US-Konjunkturaussichten haben sich
massiv verschlechtert.
- US-Anleihemarkt:
Die Pläne zur Umschuldung von US-Anleihen in extrem lange Laufzeiten
(„Mar-a-Lago-Accord“) entstammen der Feder von Trumps Chefberater Stephen
Miran und könnten die Börsen stark belasten, sollten sie tatsächlich
umgesetzt werden.
- Die US-Handelspolitik wird die Märkte weiter
beschäftigen. Trumps geplante Zoll-Maßnahmen könnten mit Zeitverzug
negative Implikationen, wie einen neuen verstärkten Inflationsimpuls
und damit höhere Zinsen am langen Ende, mit sich bringen.
- Generell sollten Investoren vorsichtig sein bei Aktien,
die hoch bewertet sind und markttechnische Schwäche zeigen.
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