Henderson: Ausblick für den globalen Aktienmarkt: Fokus auf langfristigen Wachstumstrends

Nach Auffassung von Ian Warmerdam und Ronan Kelleher, Co-Manager des Henderson Global Growth Fund, wird sich die Konzentration auf unterbewertete Unternehmen mit langfristigen Wachstumstreibern auch 2017 stärker auszahlen als eine von Marktstimmungen getriebene Positionierung.

28.11.2016 | 10:33 Uhr

Welche Erkenntnisse haben Sie aus den Entwicklungen in diesem Jahr gewonnen?

2016 stand ganz im Zeichen außergewöhnlicher geopolitischer Ereignisse. Das Brexit-Votum und die Wahl von Trump sorgten für Schlagzeilen und erwischten Meinungsforscher, Wettanbieter und die Mehrheit der Experten auf dem falschen Fuß. Die wirtschaftlichen und politischen Konsequenzen dieser dramatischen und folgenschweren demokratischen Entscheidungen sind in ihrer ganzen Tragweite noch nicht absehbar. In dem Versuch, die Konsequenzen vorwegzunehmen, reagierten die Märkte jedoch mit heftigen Schwankungen, starken Wechselkursbewegungen, Flucht in Inflationsgeschäfte und Rotationen bei Aktien.

Dabei sollte man sich vergegenwärtigen, wie unwahrscheinlich diese Szenarien im Vorfeld waren. Nach Bekanntgabe seiner Kandidatur im Juni 2015 wurden Trumps Chancen, Präsident zu werden, auf weniger als 2% taxiert. Noch im August stand die Wahrscheinlichkeit für seine Nominierung zum Kandidaten der Republikaner lediglich bei 3%. In der Nacht vor der Wahl prophezeiten ihm die Umfragen schwere Verluste. Dass ein derart umstrittener Außenseiter mit so wenig konsensfähigen Positionen in Sachen Protektionismus, Steuern und fiskalischen Stimulierungsmaßnahmen US-Präsident werden konnte, zeigt doch, wie schwer sich geopolitische Ereignisse und kurzfristige Stimmungsschwankungen am Markt vorhersagen lassen.

Welche zentralen Themen werden die Märkte, in die Sie investieren, 2017 vermutlich maßgeblich beeinflussen?

Wir versuchen nicht, politische Ereignisse vorherzusehen oder die Marktreaktionen auf unerwartete Entwicklungen zu erahnen. Ohne die Auswirkungen herunterspielen zu wollen sind wir dennoch überzeugt, dass es wesentlich besser vorhersehbare Trends gibt, die es sich zu untersuchen lohnt. Unseres Erachtens zahlt es sich für Anleger eher aus, unterbewertete Unternehmen mit langfristigen Wachstumstreibern aufzuspüren, als auf die Marktstimmung zu setzen. Auch eine Fokussierung auf langfristige Entwicklungen statt auf politische Turbulenzen sollte gewinnbringender sein. Das Jahr 2016 hat diese Einschätzung jedenfalls untermauert.

Von welchen Positionen in Ihrem Fonds sind Sie am Übergang ins nächste Jahr besonders überzeugt?

Wir verfolgen im Wesentlichen einen Bottom-up-Ansatz. Gleichwohl gibt es eine Reihe langfristiger Wachstumstrends, die der Markt unseres Erachtens unterschätzt und die sich auf unser Portfolio auswirken. Hierzu zählen disruptive Trends im Internet, Innovationen im Gesundheitswesen, Energieeffizienz, belegloser Zahlungsverkehr und Wachstum in Schwellenländern.

Was können Anleger von Ihrer Anlageklasse und Ihrem(n) Portfolio(s) erwarten?

Die geopolitischen Ereignisse 2016 waren nicht vorhersehbar, die Entwicklungen bei den Internettrends aber schon. So steigt die weltweite Nutzung unaufhaltsam, die Online-Werbung ist auf dem Vormarsch und der E-Commerce macht dem traditionellen Einzelhandel zunehmend Marktanteile streitig. Der überraschende Brexit-Schock hat zwar Wechselkursschwankungen ausgelöst, gleichzeitig schreitet die Alterung der Weltbevölkerung voran und wächst der Druck auf das Gesundheitssystem. Wie von uns erwartet, wird außerdem Bargeld weltweit immer stärker durch Karten- und elektronische Zahlungen verdrängt, wächst die Umweltbelastung durch CO2-Emissionen und der Anteil der Schwellenländer an der weltweiten Produktion.

Diese Trends mögen zwar auf der Hand liegen, und mit der Prognose eines weiteren Wachstums des Internets ist wohl kaum der Wirtschaftsnobelpreis zu gewinnen. Die Wahrheit liegt jedoch mitunter direkt vor unserer Nase. Denn diese banalen langfristigen Trends können sich im Laufe der Zeit erheblich verstärken. Zurzeit starren die Marktteilnehmer gebannt auf kurzfristige Ereignisse wie die Wahl von Trump oder den Brexit. Wir empfehlen jedoch, die Schlagzeilen, seien sie auch noch so sensationell und aufregend, beiseitezulassen und das Augenmerk auf vorhersehbare Entwicklungen zu richten.

Wir halten daher weiterhin Ausschau nach Unternehmen mit hohen Markteintrittsbarrieren, die, getragen von langfristigen Trends, weiter wachsen und attraktiv bewertet sind. Ein diversifiziertes Portfolio aus solchen Titeln dürfte unseres Erachtens langfristig eine überdurchschnittliche Wertentwicklung erzielen, auch wenn wir so die seltsam anmutende Wette auf eine Trumpflation verpassen.

Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für die künftige Wertentwicklung. Alle Performance-Angaben beinhalten Erträge und Kapitalgewinne bzw. -verluste, aber keine wiederkehrenden Gebühren oder sonstigen Ausgaben des Fond.

Die Informationen in diesem Artikel stellen keine Anlageberatung dar.

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