In Schwellenländern scheint die Flaute vorüber, anderswo wirkt das Wachstum prekär.

Spanische Banken sollen Liquiditätsspritzen erhalten, Reorganisation des Bankensektors bahnt sich an.

19.06.2012 | 13:56 Uhr

Diese Woche sahen wir Anzeichen für ein Ende der Konjunkturflaute in den Schwellenländern. Im Vorfeld der griechischen Parlamentswahlen vom 17. Juni, deren Ausgang ungewiss ist, behielten wir unsere Untergewichtung in Aktien bei. Grund hierfür ist in erster Linie unsere negative Einschätzung des Marktumfelds, darunter auch der Staatsschuldenprobleme im Euroraum.

Wir haben Schwellenländeraktien im Verhältnis zu Aktien aus Industriestaaten weiterhin übergewichtet. Aktien aus Emerging Markets sind unserer Ansicht nach weiterhin attraktiv bewertet. Gleichzeitig bieten die Währungen dieser Länder nach wie vor ein hohes Potenzial für einen Anstieg. Wir rechnen in mehreren Schwellenländern mit einer weiteren geldpolitischen Lockerung. Obwohl die chinesische Zentralbank mit einer Senkung des Zinssatzes für Ausleihungen überraschte, gibt es keine Hinweise auf eine unsanfte Landung der chinesischen Volkswirtschaft. Der chinesischen Geld- und Fiskalpolitik müsste es gelingen, eine abrupte Verlangsamung des Wirtschaftswachstums zu verhindern.

Wir haben alle Kategorien festverzinslicher Wertpapiere neutral gewichtet. Die Renditen amerikanischer und deutscher Staatsanleihen müssten angesichts des schwachen Wirtschaftswachstums, der moderaten Inflation und der niedrigen Leitzinsen weiterhin niedrig bleiben. Die Bewertungen sind jedoch hoch. Die Risikozuschläge für Unternehmensanleihen stiegen letzte Woche nicht mehr an. Das ist für uns jedoch kein Grund, uns in dieser Anlageklasse zu engagieren.

Die Märkte reagierten leider ablehnend auf den spanischen Antrag auf Finanzhilfe für die Rekapitalisierung spanischer Banken. Die Renditen für 10-jährige spanische Staatsanleihen kletterten auf fast 7 %. Renditen für italienische Staatsanleihen stiegen deutlich über 6 %. Anleger befürchten, dass die spanische Staatsverschuldung aufgrund der für die Rekapitalisierung beantragten Gelder ansteigen könnte. Sie verurteilen die engen Verbindungen zwischen Staat und Banken und fürchten, dass den Rettungskrediten Vorrang vor bestehenden Anleihen eingeräumt werden könnte.

Spanien wird jetzt Kredite in einer Höhe bis zu 100 Mrd. EUR erhalten. Dies müsste ausreichen, um seine angeschlagenen Banken zu stabilisieren. Während die Rettungsgelder in letzter Zeit im Allgemeinen an drakonische Bedingungen geknüpft waren, wurden die Rettungskredite für spanische Banken ohne Auflagen für eine Sanierung der Staatsfinanzen oder die Einführung wirtschaftlicher Reformen vergeben. Allerdings muss sich Spanien zu einer Reorganisation des Bankensektors verpflichten.

Unserer Ansicht nach ist dies ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Diese Vereinbarung müsste dazu beitragen, den Zugang zu den Kapitalmärkten, der für Spanien sehr schnell schwierig geworden war, offen zu halten. Ebenfalls positiv ist zu vermerken, dass die entsprechende Entscheidung sehr schnell getroffen wurde. Dennoch verschlechtert sich Spaniens Finanzlage mit hohen Defiziten und einem Anstieg der Schuldenquote weiter. Die Stabilisierung der Staatsfinanzen in einer Rezession ist nach wie vor eine Herausforderung.

Unserer Ansicht nach wird es auf Dauer zu einer stärkeren Integration des Euroraums kommen. Dies könnte sich beispielsweise in einer Bankenunion mit einer integrierten Bankenaufsicht, einer für die ganze Region geltenden Einlagenversicherung und der Emission gemeinsamer Anleihen niederschlagen. Doch bis es soweit ist, wird noch viel Zeit vergehen und Zeit ist angesichts der Ungeduld der Märkte Mangelware. Wenn es einen glaubwürdigen Plan für Sparmaßnahmen, Wirtschaftswachstum, eine bessere Wettbewerbsfähigkeit und die Stärkung des Finanzsektors gäbe, könnte die EZB einspringen, um den Zeitraum bis dorthin zu überbrücken. Derzeit ist die Lage in Europa jedoch unserer Ansicht nach für risikobehaftete Anlagen ungünstig.

Die Wirtschaftsdaten im Euroraum waren überwiegend schwach. Die Industrieproduktion der Region war rückläufig. Auch wenn ein großer Teil der Daten noch nicht veröffentlicht wurde, weisen die jüngsten Zahlen darauf hin, dass die Eurozone im zweiten Quartal in rote Zahlen abrutschte.

Auf der Grundlage der jüngsten Daten zu den Faktoren Arbeitsmarkt, Konsumausgaben, Auftragseingänge und Vertrauen kamen wir zu dem Schluss, dass sich das Wirtschaftswachstum in den USA verlangsamt hat und die Aussichten schlechter geworden sind. Zum Jahresende hin wird die Haushaltslage der USA zunehmend schwieriger werden. Die Obergrenze für die Staatsverschuldung könnte bereits im November erreicht sein. Gleichzeitig muss über die zum Jahresende auslaufenden Steuervergünstigungen entschieden werden, um zu verhindern, dass abrupte Steuererhöhungen die Wirtschaft zurück in eine Rezession treiben. Es sieht aus, als wären US-Politiker derzeit dabei, einen (vorläufigen) Kompromiss auszuarbeiten. Wir hoffen, dass diesbezüglich eine Einigung erzielt werden kann.

Bei Aufträgen für japanische Maschinen lässt sich ein leichter Aufwärtstrend erkennen. Gleichzeitig büßte der Economy Watchers Survey, ein wichtiger Frühindikator, einen Großteil seines vor kurzem erzielten Zuwachses wieder ein. Da die konjunkturbelebende Wirkung des Wiederaufbaus nach dem Erdbeben im letzten Jahr inzwischen nachlässt und die Wirtschaft weltweit nur langsam wächst, sind Japans Wachstumsaussichten unserer Ansicht nach bescheiden.

Der Marktausblick im pdf-Dokument

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