Japans monetäre „Revolution“

Das billige Geld der Notenbanken dominiert nach Ansicht der Volkswirte von Robeco das Geschehen an den internationalen Finanzmärkten mehr denn je.

22.04.2013 | 11:45 Uhr

Zwar wachse die Weltwirtschaft derzeit langsamer als im langfristigen Durchschnitt. Der extrem expansive Kurs führender Zentralbanken lasse Aktieninvestments jedoch weiterhin attraktiv erscheinen. Im Anleihebereich bleibt Robeco für das High Yield-Segment positiv gestimmt. Grundsätzlich gilt diese Einschätzung auch für Schwellenländer-Bonds, wenngleich sich dort der Ausblick eintrübt.

„Unkonventionelle geldpolitische Lockerungen und niedrige Leitzinsen stellen derzeit die beherrschenden Faktoren an den Kapitalmärkten dar“, so Robeco-Chefvolkswirt Léon Cornelissen. Im Fall Japans spricht der Finanzexperte sogar von einer „Revolution“. Der neue Notenbankgouverneur Haruhiko Kuroda hatte angekündigt, massiv Staatsanleihen zu kaufen und die Geldmenge stark auszuweiten. „Die Bank von Japan wird ihre Bilanzsumme nun Monat für Monat doppelt so schnell ausweiten wie die US-Notenbank“, erläutert Cornelissen. Damit wolle die Zentralbank den Yen schwächen und eine Inflation von zwei Prozent erreichen.

Langfristig erwartet der Chefvolkswirt des niederländischen Investmenthauses für Japan dennoch keinen Zinsanstieg. „Eine Kombination aus Staatsanleihe-Käufen und negativen Realzinsen dürfte die Bondrenditen im Zaum halten“, so Cornelissen. Japanische Staatsanleihen werden größtenteils von Inländern gehalten, die sich nur schwer gegen diese Effekte wehren können. Unterdessen gaben die massiven geldpolitischen Lockerungen den japanischen Aktien Auftrieb. Zu einer messbaren Belebung der Realwirtschaft habe die Geldschwemme allerdings noch nicht geführt, gibt Robeco zu bedenken. So enttäuschte das Tankan-Konjunkturbarometer, das bisher keine geschäftliche Erholung japanischer Großkonzerne anzeigt.

EZB zwischen Zuchtmeisterei und Konjunkturhilfen

Sehr anfällig präsentiert sich auch die Eurozone, deren Wirtschaft 2013 laut Konsensschätzungen um weitere 0,3 Prozent schrumpfen wird. „Die Frühindikatoren lassen erwarten, dass der Aufschwung in Deutschland zum Stillstand kommt. In Frankreich sollte sich die Wirtschaft sogar rückläufig entwickeln“, so Cornelissen. Im Gegensatz zu anderen Notenbanken verzichte die Europäische Zentralbank (EZB) auf eine generelle geldpolitische Lockerung. Damit wolle sie vermutlich die nationalen Regierungen zu Reformen und zum Sparen anhalten. Robeco zufolge steigt damit das Deflationsrisiko.

Weiterhin lenken die Investmentexperten den Blick auf Italien, wo vermutlich im Juli neu gewählt werde. Es sei keineswegs sicher, dass die dann gewählte Regierung die vom ehemaligen Ministerpräsidenten Mario Monti angestoßenen Haushaltsreformen fortsetzen wird. Als Folge könnten die politischen
Spannungen im Euroraum stark zunehmen und die Risikoaufschläge italienischer Staatsanleihen ansteigen. Die Finanzmärkte könnten daher die Grenzen des OMT-Programms der EZB testen.

Unternehmen geht es besser als den Staaten

„Ungeachtet der Haushaltsprobleme in zahlreichen Staaten befindet sich der Unternehmenssektor in robuster Verfassung“, so Cornelissen. Ablesen lässt sich dies beispielsweise an den Ausfallraten für Hochzinsanleihen. Robeco verweist hier auf die Schätzungen der Bank of America, die für Europa von einem Wert von 1,1 Prozent ausgeht. Die Raten für entsprechende US-Titel veranschlagen die Analysten auf 1,9 Prozent, während für High Yields aus Schwellenländern 1,8 Prozent genannt werden. Im gegenwärtigen Niedrigzinsumfeld bieten High Yield-Bonds damit weiterhin ansprechende absolute Erträge, merkt Robeco an.

Aktien wiederum brachten bereits seit Jahresbeginn einen durchschnittlichen Wertzuwachs von ungefähr zehn Prozent. Robeco hält diese Anlageklasse für nur leicht überbewertet und sieht Potenzial für einen weiteren Kursanstieg, da auch die Unternehmensgewinne sich bei anhaltend hohen Margen stabilisieren. In regionaler Hinsicht bevorzugen die Volkswirte Titel aus Nordamerika, insbesondere wegen der besseren Wachstumsaussichten. Die US-Wirtschaft sollte Konsensschätzungen zufolge 2013 um knapp zwei Prozent wachsen und damit Europa weit hinter sich lassen. Zudem helfe das Anleihen-Kaufprogramm der US-Notenbank, das voraussichtlich bis ins Jahr 2014 hinein fortgesetzt werde. Branchenbezogen sticht Robeco zufolge im letzten Monat die generelle Outperformance defensiver Sektoren hervor, während zyklische Sektoren eine schwächere Performance zeigten. Robeco sieht Aktien mit niedriger Volatilität aktuell weiterhin als attraktiv an. Diese Titel entwickelten sich für gewöhnlich besser als der Durchschnitt, sofern die jährlichen Kurssteigerungen am Aktienmarkt unter 15 Prozent lagen. Des Weiteren werden diese Aktien als weniger risikoreich eingeschätzt.

Der Marktkommentar im pdf-Dokument

Der monatliche Marktausblick im englischen Original

Diesen Beitrag teilen: