Liquiditätsgetriebene Rentenmärkte könnten für „Tourist Investors“ zum Problem werden

Nach Einschätzung von Sander Bus, Leiter des Robeco-Credit-Teams, könnten nicht nur die touristischen Investoren für erhöhte Volatilitäten an den Rentenmärkten sorgen. Ein weiteres Risiko stelle die Rezession in Europa dar.

09.07.2013 | 11:03 Uhr

Fundamental hat sich an den internationalen Rentenmärkten seit dem letzten Quartal nichts verbessert. Zwar bleibt die weiterhin reichliche Versorgung mit Notenbank-Liquidität der bestimmende Faktor, schreiben die Kapitalmarktexperten von Robeco in ihrem Quartalsausblick. Die expansive Geldpolitik der Währungshüter habe konservative Investoren jedoch ungewollt in risikobehaftete Assets getrieben. Sander Bus, Leiter des Credit-Teams von Robeco, nennt diese Anleger „touristische Investoren“. „Viele von ihnen werden sich zurückziehen, sobald die Renditen steigen oder die Geldpolitik wechselt.“ Wenn die touristischen Investoren den Markt verließen, träfen sie jedoch auf einen rekordverdächtig niedrigen Risikoappetit, beschreibt der Investmentmanager die Gefahren.

Nach Einschätzung von Robeco könnten nicht nur die touristischen Investoren für erhöhte Volatilitäten an den Rentenmärkten sorgen. Ein weiteres Risiko stelle die Rezession in Europa dar. Sander Bus zufolge bekommt dies auch Deutschland zu spüren: „Sogar dort hat sich das Wachstum abgeschwächt“, gibt der Finanzexperte zu bedenken. „Die deutsche Wirtschaft könnte noch stärker getroffen werden, sollte das Wachstum in den Schwellenländern zurückgehen und der Kurs des Japanischen Yen sinken.“ Verwundbar sei die Bundesrepublik vor allem wegen ihres starken Exportsektors. In diesem Zusammenhang weist der Robeco-Kapitalmarktexperte darauf hin, dass sich sogar beim Wachstumsstar und deutschen Handelspartner China Ungleichgewichte aufgebaut haben: „Um so viele Menschen wie möglich aus der Armut zu befreien, haben die Regierenden lange stillgehalten. Jetzt hat auch China ein Schuldenproblem“.

Notenbanken stützen den Markt auch weiterhin

Weniger beunruhigt zeigt sich Robeco über die angekündigte Einschränkung von Anleihekäufen durch die US-Notenbank. „Die USA scheinen die beste Antwort auf die rezessiven Tendenzen gefunden zu haben“, glaubt Sander Bus. „Notenbankchef Ben Bernanke hat ausgeführt, dass die Abwärtsrisiken für die US-Ökonomie allmählich abflauen“. In den kommenden Quartalen könnte die Federal Reserve ihre „ultra-expansive“ Geldpolitik nun in eine lediglich „außergewöhnlich expansive“ Geldpolitik überführen. Dabei dürfe man jedoch eines nicht außer Acht lassen: Auch das langsam auslaufende Quantitative- Easing Programm (QE3) beinhalte über die nächsten zwölf Monate hinweg immer noch mindestens so viele Wertpapierkäufe wie das gesamte vorangegangene Programm. Hinzu komme, dass die Fed ihre Wertpapierkäufe bei einer neuerlichen wirtschaftlichen Schwäche auch wieder im vollen Umfang aufleben lassen könnte.

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