Metzler: Brexit-Schock ohne größeren Schaden - Kapitalmarktausblick

Der Brexit-Schock scheint keinen größeren weltwirtschaftlichen Schaden verursacht zu haben. Auch in Großbritannien deuten die ersten Konjunkturdaten auf eine leichte Verbesserung. Edgar Walk, Chefvolkswirt Metzler Asset Management, sieht dafür mehrere Gründe: So habe sich das britische Pfund nach den ersten Tagen stabilisiert, ebenso veränderten sich die Inflationserwartungen kaum.

02.08.2016 | 10:45 Uhr

Darüber hinaus vergleicht Walk Auswirkungen der lockeren Zentralbankpolitik Schwedens und Japans, die beide mit Negativzinsen und Wertpapierkaufprogrammen versuchen, Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung zu nehmen. Warum das in Schweden offensichtlich besser funktioniert als in Japan, lesen Sie in seinem Kapitalmarktausblick auf die kommende Woche. 

Metzler: Moderates Wachstum der Weltwirtschaft Brexit-Schock ohne größeren Schaden 

Der Brexit-Schock scheint keinen größeren weltwirtschaftlichen Schaden verursacht zu haben, wie die seit Ende Juni veröffentlichten Konjunkturdaten mehrheitlich zeigten - ein Trend, der sich auch kommende Woche mit mehr oder weniger stabilen Einkaufsmanagerindizes der Industrie (Montag) und des Dienstleistungssektors (Mittwoch) fortsetzen dürfte. Auch die deutschen Auftragseingänge (Freitag) und die italienische Industrieproduktion (Freitag) dürften mit merklichen Zuwächsen im Juni geglänzt haben. Selbst in Großbritannien zeigen schon erste Konjunkturdaten wieder Verbesserungstendenzen. Trotzdem dürfte die Bank von England (Donnerstag) den Leitzins von 0,5 % auf 0,25 % senken und vielleicht sogar die Wiederaufnahme eines Staatsanleihekaufprogramms beschließen, da per Saldo die Konjunkturrisiken in Großbritannien nach wie vor überwiegen. 

Es gibt mehrere Gründe für die überraschend geringen negativen Effekte des Brexit-Schocks auf die Weltwirtschaft. So konnte sich das britische Pfund nach der starken Abwertung in den ersten beiden Tagen nach dem Brexit-Referendum trotz des sehr hohen Leistungsbilanzdefizits stabilisieren, da Großbritannien anscheinend immer noch ein hohes Vertrauen unter den internationalen Kreditgebern genießt. Darüber hinaus blieben trotz der zunächst starken Abwertung des britischen Pfunds die Inflationserwartungen stabil, sodass die Zinsen sinken und sich damit die Konjunkturperspektiven stabilisieren konnten. Auch erholten sich die Aktien- und Unternehmensanleihemärkte nach dem Brexit-Schock schnell wieder, sodass stabile Finanzmärkte für anhaltend gute Finanzierungsbedingungen der Unternehmen und der Konsumenten sorgten. Sicherlich half auch die Konzeptlosigkeit des Brexit-Camps die Finanzmärkte zu beruhigen, da es nach wie vor große Chancen gibt, dass Großbritannien sehr eng an die EU angebunden bleibt und der Brexit erst in zwei bis drei Jahren kommt - wenn er überhaupt kommt.   

Zinserhöhung der Fed im Dezember? 

Die zuletzt guten Konjunkturdaten aus den USA richteten den Fokus wieder auf die US-Geldpolitik. So ist die aus den Finanzmärkten abgeleitete Wahrscheinlichkeit einer Leitzinserhöhung im Dezember zuletzt auf 44 % gestiegen. Bis zum 5. Juli lag die Wahrscheinlichkeit noch bei unter 10 %. Die Konsumausgaben (Dienstag) sowie der Arbeitsmarktbericht (Freitag) werden in diesem Zusammenhang einen großen Einfluss auf die eingepreisten Leitzinserwartungen haben. Insgesamt scheint trotz des nur schleppenden Wachstums im ersten Halbjahr eine Beschleunigung des Wachstums im zweiten Halbjahr nach wie vor wahrscheinlich. Der Wachstumsmotor bleibt dabei der Konsum, der von einer sukzessiven Erholung der Investitionsausgaben Unterstützung bekommen sollte. Insgesamt spricht das Bild einer etwas schnelleren konjunkturellen Erholung für eine Leitzinserhöhung der Fed im Dezember mit einer Wahrscheinlichkeit deutlich über 50 %.     

Erfolgsmodell Schweden?

Die schwedische Zentralbank verfolgt mit einem Leitzins von -0,5 % und einem Einlagesatz von -1,25 % eine aggressiv lockere Geldpolitik. Ein Blick auf die Wirtschaftsdaten scheint den Erfolg der schwedischen Zentralbankpolitik zu bestätigen. So verzeichnete die schwedische Wirtschaft ein Wachstum von 3,1 % im zweiten Quartal 2016 und die Inflation stieg auf 1,5 % im Juni. 

Großer Erfolg der schwedischen Negativzinspolitik und Misserfolg in Japan BIP und Konsumentenpreisindex in % ggü. Vj 

Den vollständigen Kapitalmarktausblick finden Sie hier.

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