Metzler: EZB vor Lockerung der Geldpolitik

Niedrige Inflation setzt Europäische Zentralbank unter Druck. EZB-Sitzung im Fokus. USA: Was machen die Löhne?

28.03.2014 | 15:34 Uhr

Die Inflationsrate in Spanien fiel im März auf -0,2 % – entgegen den Erwartungen, die von einem Anstieg auf 0,1 % ausgingen. Auch in Deutschland sank die Inflationsrate im März gegenüber Februar. Insgesamt könnte vor diesem Hintergrund die Inflation in der gesamten Eurozone (Montag) auf nur noch 0,5 % oder sogar 0,4 % im März gefallen sein. Damit entfernt sie sich immer weiter von den Inflationsprognosen der Europäischen Zentralbank (EZB), und das Erreichen des Inflationsziels von 2,0 % im Jahr 2017 wird immer unwahrscheinlicher. Die EZB ist damit fast schon gezwungen, die Geldpolitik zu lockern (Donnerstag), da sie ansonsten erheblich an Glaubwürdigkeit verliert. Die spannende Frage ist nun, welche geldpolitischen Instrumente der EZB noch zur Verfügung stehen.

Eine Senkung des Refinanzierungssatzes auf 0,1 % und des Einlagesatzes der Geschäftsbanken bei der EZB auf -0,1 % oder sogar -0,25 % scheint am wahrscheinlichsten. Eine quantitative Lockerung wie in den USA ist sicher auch eine Option, die vom EZB-Rat ernsthaft erwogen werden dürfte. Eine starke Wirkung auf die Finanzmärkte könnte die EZB jedoch nur dadurch erzielen, dass sie Staatsanleihen kauft – beispielsweise von allen Euro-Mitgliedsländern gewichtet nach dem BIP oder entsprechend dem Eigenkapitalanteil an der EZB. Dadurch könnte die Europäische Zentralbank jedoch in den Verdacht der Staatsfinanzierung geraten. Eine Möglichkeit wäre, auf ein Kaufprogramm von Covered Bonds auszuweichen; davon würden allerdings kaum Impulse auf die anderen Märkte und auf das allgemeine Zinsniveau ausgehen. Vor diesem Hintergrund müsste die EZB eigentlich den Fokus auf den Kauf unbesicherter Bankanleihen richten. Sie könnte damit die Finanzierungskosten der Banken senken und die Kreditvergabe stimulieren, andererseits würde sie damit Kreditausfallrisiken eingehen. Insgesamt ist eine quantitative Lockerung also eine schwere Entscheidung – und deshalb für die EZB zum jetzigen Zeitpunkt eher unwahrscheinlich.

Die Vorstellung, dass eine milde Deflation wie in Japan akzeptabel ist, halten wir für völlig absurd. Eine Deflation erhöht die realen Schulden und die reale Schuldenlast und macht damit einen Schuldenabbau nahezu unmöglich. In Japan ist die Staatsverschuldung im Zeitraum der milden Deflation von 64 % des BIP im Jahr 1991 auf etwa 230 % des BIP im Jahr 2013 gestiegen.

Die Konjunkturdaten aus der Eurozone müssen in diesem Umfeld eher in den Hintergrund treten – so die Einkaufsmanagerindizes Industrie (Dienstag) und Dienstleistungssektor (Donnerstag) sowie die Auftragseingänge der deutschen Industrie (Freitag).  

USA: Was machen die Löhne?

In den USA gibt es eine heftige Diskussion um die Effekte der Arbeitslosigkeit auf die Löhne. Je nach Definition der Arbeitslosigkeit ergibt sich ein anderes Bild für die Entwicklung der Lohndynamik in den kommenden Monaten. Die US-Notenbank definiert die Arbeitslosigkeit sehr umfassend und kommt zu der Schlussfolgerung, dass eine merkliche Beschleunigung der Löhne nur wenig wahrscheinlich ist. Eine enge Definition der Arbeitslosigkeit – die nur die Kurzzeitarbeitslosen umfasst – zeigt dagegen eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit hoher Lohnsteigerungen. Nur die tatsächliche Lohnentwicklung (Freitag) selbst kann eine Antwort geben und die Diskussion beenden. Das größte Risiko für die Finanzmärkte wäre eine merkliche Lohnbeschleunigung in den kommenden Monaten, da die US-Notenbank in diesem Fall den Leitzins früher als bisher erwartet anheben müsste. Ansonsten werden natürlich auch die Veränderung der Beschäftigten und die Arbeitslosenquote (Freitag) wie immer stark beachtet.

Darüber hinaus werden in den USA der ISM-Index (Dienstag) und der ISM-Dienstleistungsindex (Donnerstag) veröffentlicht. Beide Indikatoren sind nicht mehr vom Kälteeinbruch beeinflusst und werden daher einen unverzerrten Blick auf die Konjunkturdynamik erlauben.

Der vollständige Marktausblick im pdf-Dokument

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