Metzler: Finanzmärkte im Banne der Politik

Risiken für den globalen Aufschwung durch politische Ereignisse. Haushaltsstreit in den USA im Fokus.

04.10.2013 | 16:36 Uhr

Der Shutdown der amerikanischen Regierung aufgrund einer fehlenden Kompromissbereitschaft zwischen den Demokraten und Republikanern in den USA weckte an den Finanzmärkten Ängste davor, dass auch die rechtzeitige Einigung im Streit um die Anhebung der Schuldengrenze gefährdet sein könnte. Ein Shutdown an sich hat relativ geringe Effekte auf die US-Wirtschaft. So gehen Schätzungen davon aus, dass ein Shutdown pro Woche etwa 0,075 % an Wachstum im vierten Quartal kosten wird (etwa 0,3 % annualisiert). Aufgrund der vorübergehenden Entlassungen in der Statistikbehörde ist es darüber hinaus fraglich, welche makroökonomischen Daten in der kommenden Woche aus den USA veröffentlicht werden. So wurde schon die für diesen Freitag geplante Veröffentlichung des Arbeitsmarktberichts verschoben.

Die Anhebung der Schuldengrenze ist dagegen deutlich kritischer. So wird die US-Regierung am 17. Oktober endgültig die Schuldengrenze ausreizen und über keine liquiden Mittel mehr verfügen. Am gleichen Tag werden Staatsanleihen in Höhe von 120 Mrd. USD fällig, die zwar durch die Emission neuer Staatsanleihen bedient werden könnten – aber nur dann, wenn es eine ausreichende Nachfrage nach US-Staatsanleihen in einem solchen Umfeld gibt. Einen Tag später, am 18. Oktober, sind dann Zahlungen der US-Regierung für Medicare und Medicaid fällig. Im Falle eines Zahlungsausfalls würden US-Anleihen zumindest temporär ihren Status als Investmentgrade-Anleihe verlieren und könnten damit nicht mehr als Sicherheit für Repo-Geschäfte verwendet werden. Der Repo-Markt ist das Herz des US-Finanzmarktes; hier werden in erheblichem Umfang Kredite gegen die Hinterlegung von Sicherheiten vergeben. Dabei werden die von den Kreditgebern erhaltenen Sicherheiten in der Regel weiterverliehen, sodass eine Staatsanleihe oft als Sicherheit für mehrere Kreditgeschäfte gleichzeitig dient. Ein Zahlungsausfall der USA hätte demnach einen ähnlichen Effekt wie der Konkurs von Lehman Brothers im Jahr 2008.

Es ist zu vermuten, dass die US-Finanzindustrie und die US-Wirtschaftsunternehmen, die in der Vergangenheit großzügig für den Wahlkampf vieler Abgeordneter gespendet haben, großen Druck auf die Politiker ausüben werden, um einen Zahlungsausfall zu verhindern. Immerhin wird das Protokoll der Sitzung des US-Offenmarktausschusses vom 18. September (Mittwoch) veröffentlicht. Hoffentlich schafft das Protokoll Klarheit, warum die US-Notenbank nicht – wie allgemein erwartet – im September das Kaufprogramm für Staats- und Hypothekenanleihen reduziert hat.

Aufschwung in der Eurozone langsam in Daten zur Realwirtschaft sichtbar

Bisher war der Aufschwung in der Eurozone hauptsächlich nur in den sogenannten Sentimentdaten wie Unternehmensumfragen, Konsumentenvertrauen etc. zu sehen, aber noch kaum in den Daten zur Realwirtschaft. Der Anstieg der realen Einzelhandelsumsätze im August um 0,7 % ist ein erstes Anzeichen dafür, dass sich der Aufschwung auch in den Daten zur Realwirtschaft langsam widerzuspiegeln beginnt.

Der vollständige Marktausblick im pdf-Dokument

Diesen Beitrag teilen: