Metzler: Inflation im Abwärtstrend

Die sinkenden Energiepreise werden einerseits den Trend fallender Inflationsraten verstärken, andererseits die reale Kaufkraft der Einkommen der privaten Haushalte erhöhen und damit eine weitere Erholung der Konsumausgaben ermöglichen.

14.11.2014 | 16:31 Uhr

Der Ölpreis der Sorte Brent fiel heute auf nur noch knapp über 75 USD pro Barrel. Noch im Juni notierte der Ölpreis bei über 115 USD pro Barrel. Der rapide Preisverfall um nahezu 50 USD pro Barrel in wenigen Wochen ist nur schwer fundamental herzuleiten. Zumal sich die Nachfrageseite zuletzt einigermaßen stabil entwickelt hat – ablesbar beispielsweise an den Einkaufsmanagerindizes. Zwar steigt die Ölproduktion aufgrund der Fracking-Technologie weltweit, in den vergangenen Wochen kam es jedoch nicht zu einer plötzlichen Produktionsschwemme. Daher bleibt nur noch ein deutlicher Rückgang der geopolitischen Risikoprämie als Erklärung.   

Steigender binnenwirtschaftlicher Inflationsdruck in den USA 

Im Gegensatz zu den disinflationären Auswirkungen des Ölpreisrückgangs steigen die binnenwirtschaftlichen Inflationsrisiken in den USA. Die gute Konjunkturentwicklung sorgt für zunehmende Engpässe am Arbeitsmarkt und damit früher oder später für steigende Löhne. Ein starke Industrieproduktion (Montag) sowie der Philadelphia Fed Index (Donnerstag) werden mit aller Wahrscheinlichkeit die hohe Konjunkturdynamik der US-Wirtschaft bestätigen. Auch dürfte der Wohnimmobilienmarkt mit dem NAHB-Index (Dienstag), den Neubaubeginnen (Mittwoch) und den Verkäufen bestehender Wohnimmobilien (Donnerstag) positive Signale senden. Das Protokoll der Fed-Sitzung im Oktober (Mittwoch) wird sehr wahrscheinlich zeigen, dass die Fed nur sehr zögerlich und vorsichtig auf die binnenwirtschaftlichen Inflationsrisiken reagieren wird, da es einerseits die Entlastung von den Energiepreisen gibt und andererseits eine „zu frühe“ Leitzinserhöhungen den Aufschwung abwürgen könnte.   

Eurozone mit moderatem Aufschwung 

Der Wirtschaftszahlen in dieser Woche bestätigen, dass sich die Wirtschaft in der Eurozone auf einem moderaten Aufwärtstrend befindet. Die Unterstützung durch den schwächeren Euro und die gefallenen Energiepreise werden zweifelslos zu einem Anstieg der Wachstumserwartungen der Finanzmarktanalysten, ZEW-Index (Dienstag), sowie der Unternehmen, Einkaufsmanagerindizes (Donnerstag), im November beigetragen haben.   

Nichtsdestotrotz reicht die Stärke des Aufschwungs nicht aus, die Inflation nennenswert zu beeinflussen. In Verbindung mit negativen Inflationsraten zu Jahresanfang ist es sehr wahrscheinlich, dass die EZB bald neue geldpolitische Maßnahmen beschließen wird.

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