Metzler: Lohnsprung in den USA?

Fokus auf den Arbeitsmarktbericht: Starker Arbeitsmarkt = steigende Löhne. Kräftiger Aufschwung für die Eurozone aber großes Fragezeichen über Griechenland.

02.02.2015 | 11:08 Uhr

In den USA gingen die Löhne im Dezember um 0,2 % gegenüber dem Vormonat zurück und ließen damit auch in den USA die Deflationsängste steigen. Der Rückgang der Löhne kam vor dem Hintergrund der deutlich gefallenen Arbeitslosenquote sehr überraschend. Einigen Analysten zufolge könnte es sich dabei um eine rein saisonal bedingte Schwankung gehandelt haben, was eine deutliche Gegenbewegung im Januar (Freitag) implizieren würde. Darüber hinaus dürfte die Beschäftigung (Freitag) merklich gestiegen und die Arbeitslosenquote weiter gefallen sein. 

Im Gegensatz zum robusten Arbeitsmarkt signalisierten der ISM-Index (Montag) und der ISM-Index für den Dienstleistungssektor (Mittwoch) eine Wachstumsverlangsamung in den vergangenen Monaten. Vieles spricht dafür, dass sich beide Indikatoren auf den erreichten Niveaus stabilisieren.   

Eurozone: Kräftiger Aufschwung 

Die verzögerten positiven Effekte des gefallenen Ölpreises und des schwächeren Euros beginnen langsam in den Konjunkturdaten sichtbar zu werden. In einem gewissen Sinne könnten EZB-Präsident Draghi und sein „Quantitative Easing“ im Sommer als großer Erfolg gefeiert werden, obwohl das Fundament des an Fahrt gewinnenden Konjunkturaufschwungs schon im Vorjahr gelegt worden war. Nichtsdestotrotz dürften die Einkaufsmanagerindizes (Montag) und (Mittwoch) im Januar gegenüber dem Dezember gestiegen sein. Auch die deutschen Auftragseingänge (Donnerstag) und die deutsche Industrieproduktion (Freitag) dürften im Dezember mit Stärke geglänzt haben. 

Das Treffen der Bank of England (Donnerstag) dürfte keine Neuigkeiten bringen; aufgrund der merklichen Lohnbeschleunigung in den vergangenen Monaten könnte die Zentralbank jedoch eine Leitzinserhöhung im späteren Jahresverlauf ankündigen. 

Griechenland: Große Fragezeichen 

Die Koalition aus einer links- und einer rechtsradikalen Partei, deren einzige Gemeinsamkeit die Ablehnung der Austeritätspolitik ist, wirft mehr als nur eine Frage auf. Wie will Griechenland die geplanten Ausgabenprogramme finanzieren? Kann Griechenland ohne ein gemeinsames Verständnis mit den anderen Ländern überhaupt noch Mitglied in der Europäischen Währungs-union bleiben? Die Europäische Zentralbank akzeptiert derzeit griechische Anleihen nur deshalb als Sicherheit, weil Griechenland ein Troika-Programm hat. Das aktuelle Programm endet am 28. Februar. Wenn bis dahin das Programm nicht verlängert wird, verlieren die griechischen Banken den Zugang zu EZB-Liquidität, und Griechenland ist gezwungen, eine neue Währung einzuführen. Wenn Griechenland ein Mitglied der Europäischen Wirtschaftsunion bleiben möchte, muss es wohl oder übel weiterhin die Forderungen der Troika erfüllen. Die spannende Frage ist, wie lange die neue griechische Regierung braucht, um zu verstehen, dass sie kaum in der Lage ist, Forderungen zu stellen. Zweifellos ist die Troika in einem gewissen Rahmen bereit, Zugeständnisse an Griechenland zu machen. Die andere spannende Frage ist, ob die neue griechische Regierung trotz gegenteiliger Aussagen vielleicht doch aus ideologischen Gründen zu dem Schluss kommt, aus der Europäischen Währungsunion auszutreten. In diesem Fall wäre es politisch vorteilhafter, selbst proaktiv die Währungsunion zu verlassen, als sich hinauswerfen zu lassen. Daher besteht in den kommenden Wochen ein gewisses Risiko, dass die griechischen Banken plötzlich geschlossen werden.

Der vollständige Ausblick im pdf-Dokument

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