Metzler: Ruhiges erstes Quartal für Rentenmärkte

Aufgrund der zunächst abwartenden Haltung der Europäischen Zentralbank und der US-Notenbank erwartet Edgar Walk, der Chefvolkswirt Metzler Asset Management, ein ruhiges erstes Quartal an den Rentenmärkten.

13.01.2016 | 15:42 Uhr

Edgar Walk, der Chefvolkswirt Metzler Asset Management, schätzt die Konjunkturperspektiven sowohl für die Eurozone als auch für die USA vorsichtig optimistisch ein. Die europäische Wirtschaft profitiert seines Erachtens nicht nur von der zunehmenden Wirksamkeit der ultraexpansiven Geldpolitik, sondern auch von den deutlich gesunkenen Rohstoffpreisen und vom schwachen Euro. Die US-Wirtschaft schätzt er als stabil genug ein, um die erste Zinserhöhung seit fast zehn Jahren gut zu verkraften. Trotz der jüngsten Turbulenzen an Chinas Aktienmärkten rechnet er mit einer baldigen Stabilisierung des Wachstums im Reich der Mitte und gibt einen vorsichtig optimistischen Ausblick für Japan. Aufgrund der zunächst abwartenden Haltung der Europäischen Zentralbank und der US-Notenbank erwartet Walk ein ruhiges erstes Quartal an den Rentenmärkten. Bei den Aktienbörsen favorisiert er in der Regionenallokation Europa und Japan gegenüber den schon hochbewerteten US-Titeln. 

Rentenmärkte: Ruhiges erstes Quartal zu erwarten 

Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen pendelte sich im vierten Quartal bei 0,55 % ein, während zweijährige Bundesanleihen im Durchschnitt zu einer Rendite von -0,33 % gehandelt wurden. Vor der Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) Anfang Dezember hatte die Rendite zweijähriger Bundesanleihen noch einen historischen Tiefstand von -0,44 % erreicht, der jedoch aufgrund der für die meisten Finanzakteure dann doch enttäuschenden Beschlüsse der Notenbanker um Mario Draghi nicht zu halten war. Auch die Renditen zehnjähriger Anleihen aus Italien und Spanien tendierten im vierten Quartal seitwärts: In Italien schwankten sie um knapp 1,6 % – und in Spanien um etwa 1,72 %. Europäische Unternehmens- und High-Yield-Anleihen erzielten im vierten Quartal einen leichten Wertzuwachs und koppelten sich damit von den Turbulenzen am US-amerikanischen Markt für Unternehmens- und High-Yield-Anleihen ab. 

Die im vierten Quartal merklich zurückgegangenen Rohstoffpreise werden weltweit noch für einige Monate für eine niedrige Inflation sorgen. Ein merklicher Anstieg der Renditen im ersten Quartal 2016 erscheint daher eher unwahrscheinlich, und es ist damit zu rechnen, dass sich der Seitwärtstrend aus dem vierten Quartal 2015 fortsetzen wird – umso mehr, als die US-Notenbank zunächst noch eine abwartende Haltung einnehmen und erst im Mai oder Juni 2016 einen weiteren Zinsschritt beschließen dürfte. 
Die Unsicherheit über die Wachstumsperspektiven der US-Wirtschaft ist derzeit ungewöhnlich groß, was für ein vorsichtiges Agieren der Federal Reserve spricht. Auch die EZB dürfte abwarten und keine weiteren geldpolitischen Schritte im Jahr 2016 beschließen, weil die Konjunkturerholung in der Eurozone an Dynamik gewinnen und die Kerninflation weiter steigen dürfte. Wenn sich das Wirtschaftswachstum in den USA und in China im Jahr 2016 nicht merklich verlangsamen sollte, sondern beide Volkswirtschaften stabil wachsen sollten, dürften wahrscheinlich vor allem im zweiten Halbjahr die Anleiherenditen steigen: Bis Jahresende 2016 könnte die Rendite zehnjähriger US-Treasuries auf 3,0 % steigen – und die von zehnjährigen Bundesanleihen auf 1,25 %. 

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