Metzler: Stabilisierungstendenzen in China

China macht den Auftakt bei den Q4-Wachstumszahlen. Der Übergang zu einem neuen Wachstumsmodell wird zweifellos in den kommenden Jahren zunächst Wachstum kosten.

17.01.2014 | 16:13 Uhr

In China dürfte sich das Wirtschaftswachstum von 7,8 % im dritten auf 7,6 % im vierten Quartal leicht abgeschwächt haben. Auch die Industrieproduktion dürfte sich moderat verlangsamt haben – von einem Wachstum von 10 % im November auf 9,8 % im Dezember. Diese offiziellen Wachstumszahlen zeigen, dass sich das Wachstum der chinesischen Wirtschaft zuletzt stabilisieren konnte, wenngleich sich die moderate Wachstumsverlangsamung auch in diesem Jahr weiter fortsetzen dürfte.

Die chinesische Volkswirtschaft leidet unter den Folgen einer exzessiven Ausweitung der Kreditvergabe an Unternehmen in den vergangenen Jahren und an einer Zunahme der notleidenden Kredite. Insbesondere wurde die Kreditvergabe im sogenannten Schattenbankensystem durch unregulierte und hoch riskante Produkte angeheizt. Ein aktuelles Beispiel dafür ist ein sogenanntes Wealth-Management-Produkt, bei dem 500 Mio. USD von vermögenden Privatkunden mit einem Renditeversprechen von 9,5 % bis 11 % je nach Tranche eingesammelt wurden. Ein Bankkonto verzinst sich im Vergleich dazu mit nur 3 %. Das Produkt mit dem Namen „2010 China Credit / Credit Equals Gold #1 Collective Trust Product“ wurde von einer großen chinesischen Bank aufgelegt. Der Name ist insoweit irreführend, als das Geld an eine Firma verliehen wurde, die in Zahlungsschwierigkeiten geraten war, die Shanxi Zhenfu Energy Group Ltd. Bisher wurden die Anleger in sogenannte Wealth-Management-Produkte in solchen Fällen immer entschädigt, sodass noch keine Verluste für Investoren entstanden sind. Erstmals weigert sich nun jedoch eine Bank, die Anleger zu entschädigen und eine vollständige Zahlung bei Fälligkeit am 31. Januar zu gewährleisten.

Grundsätzlich geht China damit endlich den richtigen Weg, den Schuldenüberhang abzubauen und die Marktmechanismen stärker wirken zu lassen. Es ist ein weiteres Zeichen dafür, dass sich China in einer durch Reformen eingeleiteten Übergangsphase zu einem neuen Wachstumsmodell befindet. Ungewiss ist jedoch noch, wie die Sparer nun auf den Schock regieren, da sie bisher davon ausgegangen waren, dass alle Finanzprodukte implizit durch den Staat garantiert sind.

Der Übergang zu einem neuen Wachstumsmodell wird zweifellos in den kommenden Jahren zunächst Wachstum kosten. Die Reformen bereiten jedoch den Boden für ein mittelfristig nachhaltig hohes Wachstum.

Der vollständige Ausblick im pdf-Dokument

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