Metzler: Stoppt die Fed den US-Dollar-Aufwärtstrend?

Sitzung der US-Notenbank im Fokus: Starke US-Währung belastet zunehmend Wachstums- & Inflationsausblick.

16.03.2015 | 09:09 Uhr

Der US-Dollar dürfte für immer größere Kopfschmerzen bei den Mitgliedern des US-Offenmarktausschusses sorgen. Auf handelsgewichteter Basis wertete der US-Dollar in nur acht Monaten um mehr als 22 % auf. 

Diese extreme Kursbewegung ist schon jetzt vergleichbar mit der sehr volatilen Phase an den internationalen Devisenmärkten in den 1980er-Jahren. Die Hauptgründe für die Kursentwicklung des US-Dollar liegen einerseits in der divergenten Geldpolitik in den großen Währungsräumen und andererseits in den gravierenden Wirtschaftsproblemen in einigen Schwellenländern. Der starke US-Dollar belastet zweifellos zunehmend die Wachstumsperspektiven der US-Wirtschaft. In diesem Zusammenhang sollte nicht vergessen werden, dass die USA mit einem Exportvolumen von etwa 1,6 Bio. USD im vergangenen Jahr der größte Exporteur von Waren und Dienstleistungen weltweit war. Die US-Dollar-Stärke belastet aber nicht nur die Wachstumsperspektiven, sondern auch den Inflationsausblick. Aufgrund des starken US-Dollar und der gesunkenen Rohstoffpreise fielen die Importpreise im Februar um knapp 10 %. 

So zeigen Berechnungen einzelner Volkswirte, dass die Inflationsrate in den USA im Juni sogar auf -0,4 % fallen könnte. Vor diesem Hintergrund ist es sehr unwahrscheinlich, dass die US-Notenbank den Leitzins schon im Juni anheben kann. Insgesamt sprechen die zuletzt starke Aufwertung des US-Dollar und die potenziell daraus resultierenden Folgen dafür, dass das Währungsthema eine große Rolle auf der Sitzung der US-Notenbank (Mittwoch) spielen wird. Insbesondere kann die Fed kein Interesse daran haben, dass die Finanzmarktteilnehmer die Entwicklung des US-Dollar als Einbahnstraße wahrnehmen und es im Sinne von selbstverstärkenden Effekten zu einer anhaltenden US-Dollar-Stärke mit zunehmenden Risiken von Währungsturbulenzen kommt. 

Die US-Notenbank dürfte zwar wie angekündigt das Wort „Geduld“ aus ihrer Stellungnahme streichen, aber in einem ersten Schritt gegen die US-Dollar-Stärke die Zinserhöhungsfantasien dadurch etwas dämpfen, dass sie die daraus resultierenden Abwärtsrisiken für die Inflation hervorhebt. In der folgenden Pressekonferenz könnte Janet Yellen sogar explizit auf den US-Dollar eingehen, da dessen deutliche Aufwertung auch als ein Risiko für die Stabilität der Finanzmärkte gesehen werden kann. 

Binnenwirtschaftlich waren die Signale für die USA zuletzt eher gemischt. So signalisieren die Konjunkturdaten derzeit nur ein Wirtschaftswachstum von 1,5 % im ersten Quartal, wobei der Kälteeinbruch anscheinend die Wirtschaftstätigkeit im Februar dämpfte, wie die schwachen Einzelhandelsumsätze zeigten. Typischerweise steigen in turbulenten Wetterphasen die Online-käufe stark, und die Restaurantumsätze brechen ein. Dementsprechend dürften auch die Industrieproduktion (Montag) sowie die Neubaubeginne (Dienstag) im Februar zur Schwäche geneigt haben. Darüber hinaus werden der Empire State Index (Montag), der NAHB-Index (Montag) und der Philadelphia-Fed-Index (Donnerstag) veröffentlicht. 

Die unklare Datenlage erschwert es der Fed zusätzlich, den richtigen Zeitpunkt für die erste Leitzinserhöhung zu finden – umso mehr, als sich der US-Arbeitsmarkt zuletzt sehr stark präsentierte und nach wie vor ein hohes Risiko besteht, dass die Löhne in absehbarer Zeit deutlich steigen werden. Die derzeitige Philosophie der großen Zentralbanken ist dadurch gekennzeichnet, dass jede Notenbank den Fehler einer zu frühen Leitzinserhöhung unter allen Umständen verhindern möchte und eher dazu bereit ist, durch ein zu langes Warten eine höhere Inflation in Kauf zu nehmen. Daher spricht vieles dafür, dass die Fed erst im September oder sogar noch später erstmals wieder die Leitzinsen erhöhen wird. 

Der vollständige Ausblick im pdf-Dokument

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