Metzler: Wachstumsschwäche in China

In seinem Ausblick auf die nächste Woche nimmt Edgar Walk, Chefvolkswirt Metzler Asset Management, die merklich gesunkenen Industriemetallpreise und die historisch niedrige globale Frachtrate für den Schiffstransport für Basisrohstoffe als Anzeichen für eine mögliche Wachstumsschwäche in China.

18.01.2016 | 11:14 Uhr

Vor diesem Hintergrund hält er bei zu starken Konjunkturbremsspuren weitere Schritte der chinesischen Regierung in der Geld- und Fiskalpolitik für wahrscheinlich. In den USA macht Walk zunehmend Rezessionsängste aus, die er aber zurzeit für weitgehend unbegründet hält, auch wenn sich das Wachstum der US-Wirtschaft seines Erachtens merklich abkühlen dürfte. Dagegen schätzt er das Konjunkturumfeld in der Eurozone als unverändert stabil ein sieht daher keinen akuten Handlungsbedarf der Europäischen Zentralbank. 

Der merkliche Rückgang der Industriemetallpreise und der Einbruch der globalen Frachtrate für den Schiffstransport von Basisrohstoffen könnten ein Anzeichen dafür sein, dass die chinesische Wirtschaft als weltweit wichtigster Nachfrager nach Rohstoffen im Industrie- und im Bausektor mit erheblichen Wachstumsproblemen zu kämpfen hat. So fiel die globale Frachtrate für Basisrohstoffe zuletzt auf einen historischen Tiefstand. 

Die Wachstumsschwäche in der Industrie und im Bau¬sektor ist ein Teil eines notwendigen Anpassungsprozesses, der einen Abbau der Überschuldung und der Überkapazitäten vieler Unternehmen in diesen Sektoren bewirkt. Gleichzeitig scheint der Dienstleistungssektor infolge der Gründung vieler Privatunternehmen anhaltend dynamisch zu wachsen und somit ein gewisses Gegengewicht zur Schwäche der Industrie auf Ebene der Gesamtwirtschaft zu bilden. Wenn sich jedoch das Wirtschaftswachstum zu stark abgeschwächt haben sollte, halten wir weitere Schritte der chinesischen Regierung in der Geld- und Fiskalpolitik in den kommenden Wochen für wahrscheinlich. Der Leistungsbilanzüberschuss und die hohen Devisenreserven er¬mög¬lichen es der Regierung, trotz der hohen Kapitalabflüsse eine eigenständige Wirtschaftspolitik zu betreiben. Die Daten zum Wirtschaftswachstum (Dienstag) im vierten Quartal und zur Industrieproduktion (Dienstag) im Dezember dürften dabei die Entscheidung der chinesischen Regierung über weitere antizyklische Programme maßgeblich beeinflussen. 

Metzler Asset Management - Economic Research, Frankfurt am Main Kapitalmarktausblick KW 03 

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