Robeco: Märkte brauchen Zinserhöhung nicht zu fürchten

Die Märkte brauchen die Aussicht auf die erste US-Zinserhöhung in fast zehn Jahren nicht zu fürchten, meint Lukas Daalder, Bereichsleiter Multi-Asset Investments bei Robeco.

10.04.2015 | 15:51 Uhr

Die US-Notenbank Fed hat im letzten Monat die Kriterien für die erste Erhöhung ihres zentralen Kreditzinssatzes seit 2006 skizziert, sodass viele Anleger nun im dritten Quartal mit einem solchen Schritt rechnen. Die Verlautbarung der Fed folgt auf zunehmend positive Anzeichen, dass die größte Volkswirtschaft bei weiterhin verhaltener Inflation wächst.

Theoretisch ist eine Zinserhöhung schlecht für Aktien, weil dadurch die Kreditkosten für die Unternehmen steigen und die Kaufkraft der Verbraucher gemindert wird. In der Theorie ist sie auch für die Anleiherenditen schlecht, weil sich die Effektivverzinsung von Anleihen dadurch erhöhen und die Anleihekurse, die sich entgegengesetzt dazu bewegen, fallen würden. Manche Strategen erwarten deshalb nach einer Zinserhöhung das baldige Ende des Bullmarkets bei Aktien und Anleihen, der seit Jahren für hohe Renditen sorgt. Es muss aber nicht unbedingt so kommen, meint Lukas Daalder, Chief Investment Officer von Robeco Investment Solutions. 

Kein Grund zur Panik

„Wer erwartet hatte, dass die Meldung über die bald bevorstehende erste Leitzinserhöhung der Fed in mehr als neun Jahren die Märkte in Panik versetzen würde, hatte sich getäuscht”, stellt Daalder fest. 

„Gute Zahlen zum Wachstum, ein sich erholender Arbeitsmarkt oder eine höhere Inflation werden früher eine Zinserhöhung auslösen und könnten deshalb als Negativmeldungen für die weitere Entwicklung der Finanzmärkte angesehen werden. Sollte man die Dinge tatsächlich so sehen? Ist eine Zinserhöhung wirklich so schlecht für die Finanzmärkte?” 

Daalder empfiehlt Anlegern, diese Frage zu beantworten, indem sie die Beweggründe für eine Zinserhöhung betrachten und danach entsprechende Daten analysieren, um sich die Entwicklung in der Vergangenheit anzusehen. Laut Daalder zeigen bis in die 1970er und 1980er Jahre zurückreichende Daten, dass die Aktienkurse zunächst ins Wanken gerieten, ehe sie zur Normalität zurückkehrten, während die Effektivverzinsung von Staatsanleihen nicht wie erwartet anzog und die Auswirkungen auf den Markt für Unternehmensanleihen vernachlässigbar waren. 

Ist eine Zinserhöhung eine Negativmeldung?

„Theoretisch wird eine Volkswirtschaft durch höhere Zinssätze gebremst”, so Daalder. „Die Verbraucher sparen dann mehr und geben weniger Geld aus. Die Unternehmen könnten sich gezwungen sehen, Investitionsvorhaben zu streichen und Schulden abzubauen, während sich die öffentliche Hand mit höheren Finanzierungskosten konfrontiert sehen und ihre Ausgaben kürzen könnte.” 

„Aktien könnten durch schlechtere Gewinnaussichten belastet werden, Unternehmensanleihen durch potenziell häufigere Adressenausfälle unter Druck geraten, und die Rohstoffpreise wegen einer geringeren Endnachfrage fallen. Höhere Zinsen könnten eine höhere Effektivverzinsung von Anleihen zur Folge haben und somit anfänglich deren Renditen schmälern. 

„So viel zur Theorie ... In der realen Welt sind die Dinge manchmal etwas komplizierter. Zum einen werden die Zinsen nicht ohne Grund erhöht. Normalerweise sind höhere Zinssätze ein Zeichen für positive wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Soll heißen: starke Nachfrage, besser werdende Gewinnaussichten und eine insgesamt positive Stimmung." 

„Und da die Stimmung ein wichtiger Antriebsfaktor für die Finanzmärkte ist, muss man eine Zinserhöhung gar nicht als so negativ betrachten. Vieles hängt von den Begleitumständen einer Zinserhöhung und den zukünftigen Erwartungen ab.” 

Der vollständige Ausblick im pdf-Dokument

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