Die Märkte haben den überwältigenden Wahlsieg von Donald Trump gut aufgenommen, obwohl sich der Blick der Anleger letztlich auf die finanziellen Kosten der neuen Politik richten wird, meint Portfoliomanagerin Lauren Mariano.
11.11.2024 | 08:01 Uhr
Nach
einem harten Wahlkampf hat sich Donald Trump gegen Kamala Harris
durchgesetzt und wird der nächste US-Präsident. Die Republikanische
Partei hat auch die Kontrolle über den US-Senat übernommen. Das
endgültige Urteil darüber, wer die Mehrheit im Repräsentantenhaus haben
wird, steht unterdessen noch aus. Der Sieg
Trumps und sein Versprechen von Steuersenkungen für Unternehmen, die
deren Gewinne und damit auch die Aktienkurse steigern werden, ließen die
Aktienkurse steigen, und der S&P 500 Index erreichte ein neues
Allzeithoch. Die Anleiherenditen stiegen jedoch aufgrund des
potenziellen Anstiegs der US-Staatsverschuldung um 7 Billionen USD, der
auf die Steuersenkungen für Unternehmen und Privatpersonen
zurückzuführen ist. Dies bedeutet, dass zur Finanzierung dieser Vorhaben
umfangreiche Neuemissionen von Staatsanleihen erforderlich sein werden. „Während
ein Sieg von Trump für die Märkte nicht unbedingt überraschend ist, ist
die Tatsache, dass er Harris in allen der sieben kritischen Swing
States geschlagen und die Mehrheit der Wählerstimmen gewonnen hat,
ziemlich bemerkenswert“, sagt Mariano, Portfoliomanagerin im Robeco
Global Macro Team. „Durch die Erlangung der
Mehrheit der Wählerstimmen (sog. Popular Vote), der auf den Wettmärkten
vor der Wahl nicht erwartet worden war, wird Trump der erste
republikanische Präsident seit George Bush im Jahr 2004 sein, der sowohl
die Mehrheit der Wahlmänner als auch die Mehrheit der Wählerstimmen
gewinnt.“ „Auch wenn das offizielle
Wahlergebnis für das Repräsentantenhaus erst in einigen Tagen vorliegen
dürfte, haben sich die Märkte in verschiedenen Anlageklassen weiter auf
den ‚Trump-Trade‘ eingelassen, da es immer wahrscheinlicher wird, dass
er sein Amt mit einer umfassenden Kontrolle über den Kongress antreten
wird.“ Die
allgemeinen Marktbewegungen stehen bisher im Einklang mit einem „Red
Sweep“ – der republikanischen Kontrolle über das Weiße Haus, den Senat
und das Repräsentantenhaus –, was es seit der ersten
Trump-Präsidentschaft von 2017-2021 nicht mehr gegeben hat. „Ein
umfassender republikanischer Sieg würde Trumps politische Pläne
begünstigen und es ihm erleichtern, wichtige Gesetzesänderungen in den
Bereichen Außenhandel, Einwanderung und Steuern durchzusetzen“, sagt
Mariano. „Die Aktienkurse in den USA haben
bisher positiv auf die Nachricht reagiert, da seine Agenda Schritte
enthält, welche die Unternehmensgewinne durch Steuersenkungen steigern
und für mehr Deregulierung sorgen dürften.“ „Die
Anleihenrenditen in den USA stiegen jedoch über die gesamte Zinskurve
hinweg an, da die Marktteilnehmer höhere Defizite und Inflation
unterstellten. Die kurzfristigen Renditen haben begonnen, die
Inflationsrisiken zu berücksichtigen, die durch erheblich höhere
Importzölle weltweit sowie die mögliche Abschiebung von Millionen
illegaler Einwanderer entstehen, und wie sich dies auf die Aussichten
für die US-Geldpolitik auswirken würde.“ Die
Auswirkungen des erwarteten Politikmixes während der neuerlichen
Präsidentschaft von Donald Trump spiegeln sich inzwischen bis zu einem
gewissen Grad an den Märkten wider. Die weitere Entwicklung hängt nach
Ansicht von Mariano von einigen entscheidenden Unwägbarkeiten in Bezug
auf Zeitpunkt, Größe und Umfang der verschiedenen Vorhaben ab. „Trumps
protektionistische Haltung und seine Vorliebe für höhere Einfuhrzölle
sind bekannt, aber der tatsächliche Zeitplan und das Ausmaß der
Maßnahmen, die er zu ergreifen gedenkt, sind noch nicht klar“, sagt sie.
„Die tatsächlichen Zölle könnten von den angegebenen Beträgen
abweichen, wenn er die Androhung höherer Zölle als
Verhandlungsinstrument einsetzt. Wendet er universelle Einfuhrzölle an,
wird die Frage wichtig sein, in welcher Form andere Länder
Gegenmaßnahmen ergreifen könnten.“ „Trump wird
sich wahrscheinlich zuerst auf die Handelspolitik in Bezug auf China
konzentrieren, da eine Verschärfung der Beziehungen zu China von beiden
Parteien unterstützt wird und für die Umsetzung bestimmter Maßnahmen
keine Zustimmung des Kongresses erforderlich ist.“ In
Europa wären laut Mariano höhere Zölle eine schlechte Nachricht für die
Wirtschaft und ihre Wachstumsaussichten und würden den Druck auf die
EZB erhöhen, die Zinsen zu senken. „Die übrigen
Weltbörsen dürften weiterhin im Schatten des US-Aktienmarkts stehen,
mit gelegentlichen Outperformance-Phasen, die aber nicht von Dauer
sind“, sagt sie. „Die Auswahl von Unternehmen und Sektoren wird
angesichts der steigenden Zölle und der Ausnahmestellung der USA immer
wichtiger für den Erfolg werden. Die USA könnten aufgrund des stärkeren
Dollars, der höheren Renditen, des stärkeren Wachstums und der größeren
Innovationskraft vorerst das Hauptziel für Kapitalanlagen bleiben.“ „Die
Einwanderungspolitik wird eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung
der Aussichten für die US-Wirtschaft spielen. So könnten Trumps
Bemühungen, die Grenzsicherung zu verstärken und Millionen illegaler
Einwanderer abzuschieben, erhebliche Auswirkungen auf das
US-Arbeitsangebot und die Inflation haben.“ Ausblick auf einen umfassenden republikanischen Sieg
Überlegungen zu Zöllen
Auswirkungen auf Europa
Letztlich wird man sich auf die Kosten des Ganzen konzentrieren. Denn das US-Haushaltsdefizit beträgt bereits 1,8 Billionen USD pro Jahr, und die US-Staatsverschuldung beläuft sich auf 35,9 Billionen USD, was 122 % des BIP entspricht.
„Die Fiskalpolitik während der zweiten Amtszeit von Trump, insbesondere mit einer umfassenden Kontrolle über den Kongress, wird in den kommenden Jahren wahrscheinlich mehr Konjunkturanreize, niedrigere Steuern und höhere Haushaltsdefizite bedeuten“, sagt Mariano. „Die Regierung wird voraussichtlich den Tax Cuts and Jobs Act von 2017 im nächsten Jahr verlängern und könnte eventuell die Körperschaftssteuersätze weiter senken.“
„Auch wenn ein Teil dieser Kosten für Konjunkturanreize durch Zolleinnahmen ausgeglichen wird, schätzt das Committee for a Responsible Federal Budget, dass Trumps Politikmix die US-Staatsschulden in den nächsten zehn Jahren um 7,7 Billionen US-Dollar erhöhen könnte.“
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