Schroders: Multi-Asset: Globaler Ausblick

Perspektiven für wertorientierte Anlagen und möglicherweise neue Handelshemmnisse durch einen Präsidenten Trump: Johanna Kyrklund, Head of Multi-Asset Investments, gibt ihren Ausblick für 2017.

19.12.2016 | 11:15 Uhr

Seit mehreren Jahren hält sich das Wachstum hartnäckig auf niedrigem Niveau. Was 2017 eine Konjunkturbelebung bringen kann? Sollte die Fiskalpolitik wieder stärker in den Mittelpunkt rücken, wäre das mit Sicherheit ein Anfang.

Auf einen Blick

  • Durch fiskalpolitische Anreize in den USA und China könnten die Wachstumserwartungen für die Weltwirtschaft eine positive Wende nehmen.
  • Sollte die Wachstumskurve tatsächlich nach oben zeigen, dürfte dies die wertorientierten Segmente des Markts unterstützen.
  • Verschiedene Risiken bleiben allerdings bestehen, etwa der Ausblick für den weltweiten freien Handel.

Das Multi-Asset-Team von Schroders hat seine Prognose zum weltweiten Wirtschaftswachstum auf 2,8 % nach oben korrigiert. Einerseits wegen der ganz passablen Aussichten für die USA unter einer Regierung Trump, anderseits wegen der fiskalpolitischen Impulse, die in China zu erwarten sind. Nicht zuletzt entwickelt sich Großbritannien nach dem Brexit besser als zunächst erwartet. Global betrachtet dürfte die Inflation auf 2,5 % – möglicherweise sogar auf 3 % – steigen: Im Vorjahresvergleich sollte sich die Inflation der Energiepreise deutlich von ihren Tiefstständen erholen.

Wachstum durch Fiskalpolitik?

Allgemein gibt es gute Gründe, die Fähigkeit zur Selbstregulierung in innerhalb der Volkswirtschaften anzuzweifeln. So haben wir bereits in der Vergangenheit darauf hingewiesen, dass die quantitativen Lockerungsmaßnahmen gewisse Ermüdungserscheinungen zeigen. Mittlerweile sehen wir geldpolitische Impulse und die Grenzen der Möglichkeiten für Zentralbanken etwas anders. Wir teilen nunmehr die Meinung, dass sich die Hoffnung auf ein stärkeres Wachstum in erster Linie durch die Fiskalpolitik wiederbeleben lässt.

So wundert es nicht, dass dieser Ausblick unsere Einschätzungen und Positionen der letzten sechs bis zwölf Monate bekräftigt: das Umschichten von Qualitäts- in Substanzwerte, das Heraufstufen bei japanischen Aktien, Schwellenländeranlagen und Rohstoffen. Dazu kommt (bezogen auf die Duration) ein geringeres Engagement in Staatsanleihen sowie ein größerer Schwerpunkt auf dem US-Dollar.

Wo lässt sich Wertpotenzial ausschöpfen?

Geringes Wachstum und niedrige Zinsen: Dieses Umfeld hält seit einigen Jahren konstant an. Daraus ergeben sich überzogene Bewertungen für die höherwertigen Bereiche des Marktes. Während des Jahres 2016 haben wir deshalb begonnen, in wertorientierte Sektoren umzuschichten – Bereiche, die in der Vergangenheit bei Anlegern nicht sonderlich beliebt waren. Was man allerdings nicht vergessen darf: Geduld ist der Schlüssel, um von diesen wertorientierten Bereichen zu profitieren. Wenn nun allerdings der Einfluss der Zentralbanken auf die globalen Märkte schwindet, dürften sich Anleger wieder mehr auf Fundamentaldaten konzentrieren. Was heißt das konkret? Mehr Aufmerksamkeit der Anleger trägt dazu bei, das Wertpotenzial dieser Akten freizusetzen – was wiederum zu höheren Kursen führen kann.

Staatsanleihen scheinen perfekt eingepreist zu sein

Bei Staatsanleihen sind wir weniger optimistisch und sehen zahlreiche Risiken. In den vergangenen Jahren haben sich die Märkte anhaltend gut entwickelt, daher scheinen Anleihen nun perfekt eingepreist zu sein. Außerdem sollte man höhere Bandbreiten bei schwankenden Zinsen nicht außer Acht lassen. Gerade darauf reagieren Staatsanleihen besonders empfindlich.

Wo verbergen sich die Risiken?

Erstens könnte Präsident Trump einige Handelshemmnisse errichten, die negative Folgen für Engagements in den Schwellenländern bringen. Ein aus seiner Sicht „fairer“ Handel scheint ihm wichtiger als freier Handel. Wie sich seine Politik auf die Zölle auswirkt, bleibt abzuwarten. Was uns nachdenklich macht: Beim globalen Handel ist ungeachtet des Trump-Sieges kein Wachstum festzustellen. Wir bleiben zunächst weiterhin in Schwellenländern investiert, da ihre Bewertungen günstig erscheinen. Unser Engagement haben wir jedoch durch Long-Positionen im US-Dollar gegenüber asiatischen Niedrigzinswährungen abgesichert.

Zweitens verschärfen sich die geldpolitischen Bedingungen in den USA. Hauptgründe sehen wir im Ausverkauf von Staatsanleihen und im starken US-Dollar. Wie sich Anleihen und Währungen auf das Wachstum auswirken, haben wir bereits skizziert. Niedriges Wachstum hat jedoch bisher verhindert, dass die US-Notenbank Fed aggressiv die Zügel strafft. Die USA sind nach wie vor der Wachstumsmotor schlechthin für die Weltwirtschaft  – und wir alle können es uns schlicht nicht leisten, dass dieser ins Stottern gerät.

Drittens könnten sich die politischen Entwicklungen in Europa 2017 als Unsicherheitsfaktor herausstellen. Einige wichtige Wahlen stehen an, zudem gibt es eine klare Anti-Stimmung gegen bestehende Verhältnisse – und nicht zuletzt ist das Problem der Staatsschulden noch nicht abschließend gelöst. Insgesamt bleiben wir vorsichtig und meiden europäische Anlagen vorerst.

Der Beitrag erschien am 19. Dezember auf Schroders.com

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