Schroders: Nach dem Schwarzen Brexit-Freitag - ein Blick auf 25 Jahre Kursstürze

In nächster Zeit erwarten wir dennoch erhebliche Schwankungen, wenn die Märkte die gesamte Bandbreite der Brexit-Folgen verarbeiten werden. In solch stürmischen Tagen liefert ein Blick in die Vergangenheit wertvolle Hinweise. Denn zwar ist die Wertentwicklung aus der Vergangenheit wie immer alles andere als gesichert, doch für langfristig orientierte Anleger bieten historische Daten einige interessante Einsichten.

28.06.2016 | 10:39 Uhr

Das Ergebnis des EU-Referendums schickte die Märkte zunächst auf eine massive Talfahrt, doch schon gegen Mittag hatten sich die Börsen einigermaßen erholt. In nächster Zeit erwarten wir dennoch erhebliche Schwankungen, wenn die Märkte die gesamte Bandbreite der Brexit-Folgen verarbeiten werden.

In solch stürmischen Tagen liefert ein Blick in die Vergangenheit wertvolle Hinweise. Denn zwar ist die Wertentwicklung aus der Vergangenheit wie immer alles andere als gesichert, doch für langfristig orientierte Anleger bieten historische Daten einige interessante Einsichten.

20 einzelne Tage mit den größten Verlusten in GroßbritannienAls Grundlage haben wir den Aktienindex FTSE All-Share gewählt, denn er liefert die breitesten Daten zum britischen Aktienmarkt. Außerdem blicken wir mit den letzten 25 Jahren auf eine aussagekräftige Zeitspanne. Insgesamt haben wir die einzelnen Ereignisse herausgesucht, an denen an einem einzelnen Tag die größten Verluste zu verzeichnen waren; hier haben wir die anschließende Wertentwicklung über wenige Tage und mehrere Jahre betrachtet. Spitzenreiter der Verluste war der 10. Oktober 2008, als auf einem Höhepunkt der Finanzkrise der Index um 8,3 % fiel.

Schon ein Jahr später allerdings war es steil nach oben gegangen, die Gewinne betrugen zum 10. Oktober 2009 ganze 26 % inklusive Dividenden. Und die Erträge wuchsen stetig weiter: mit einem Zuwachs von 41 % nach drei und 87 % nach fünf Jahren. Die genannten Werte gelten für Anleger, die bereits vor dem 10. Oktober 2008 investiert waren. Wer das Händchen hatte und zum richtigen Zeitpunkt eingestiegen war, konnte sogar noch mehr erzielen.

Wie Tabelle 1 zeigt, fielen die Tage mit den heftigsten Turbulenzen am Markt in die Zeit der weltweiten Finanzkrise 2008. Doch auch die Anschläge des 11. September 2001 waren mit einem Minus von 5,2 % das achtschwerste Einzelereignis des letzten Vierteljahrhunderts. Im Nachgang hatten die Märkte auch mit dem Niedergang des Neuen Markts und der Technologieblase zu kämpfen – doch bereits nach fünf weiteren Jahren war der Index mit 44 % im Plus.

Der größte Zuwachs binnen fünf Jahren lag in unserer Zusammenstellung bei plus 126 % nach einem Abrutschen um 5 % am 28. Februar 2009. Dieses Datum fällt ebenfalls in die Finanzkrise und liegt kurz vor der Senkung der britischen Leitzinsen auf 0,5 % sowie der Ankündigung eines quantitativen Lockerungsprogrammes durch die Bank of England.

Auch ein Blick auf die kurzfristigen Kursausschläge lohnt sich: Zehn Tage nach dem sechstschwersten Einzelereignis (27. September 2008) verlor der FTSE All-Share Index noch einmal 22 %. Nach fünf Jahren betrug das Plus jedoch wiederum stolze 61 %.

Tabelle 1: Tage mit den größten einzelnen Verlusten der vergangenen 25 Jahre im FTSE All-Share Index im zeitlichen Kontext


Besser investiert bleiben: 60 % Gewinn gegenüber 5 % Verlust

„Market Timing“, also zu versuchen, exakt die Tiefst- und Höchststände zum Kaufen und Verkaufen zu nutzen, erweist sich als überaus schwieriges Geschäft. Denn wer den richtigen Zeitpunkt verpasst, muss unter Umständen herbe Gewinneinbußen hinnehmen.

Dazu ein eindrückliches Beispiel: Nehmen wir an, ein Anleger investiert über den MSCI World Index in eine Auswahl weltweiter Aktien (hier sind über 1.600 mittelgroße und große Unternehmen aus 23 Industriestaaten vertreten). Wäre unser Anleger zwischen 2005 und 2015 dauerhaft investiert gewesen, hätte er einen Gewinn von 60 % erwirtschaftet.

Wäre er jedoch in dieser Zeitspanne an den zehn besten Tagen gerade nicht investiert gewesen, hätte er insgesamt 5 % verloren – das zeigen Daten von Financial Express, die wir bei Schroders ausgewertet haben. Für unser Rechenbeispiel haben wir natürlich extreme Werte ausgewählt, doch verdeutlichen sie die Gefahren, versucht man „den Markt zu machen“.

Die langfristige Perspektive: 20 Jahre zahlen sich aus

Die Vergangenheit lehrt uns, in turbulenten Zeiten besser die Nerven zu behalten – doch wir bevorzugen beim Anlegen die langfristige Perspektive.

Wenngleich wie bei allen Anlagen nichts garantiert ist, so kann es sich aus unserer Sicht als sinnvoll erweisen, Aktien mindestens fünf Jahre zu halten: Mit dieser Frist sollte es in aller Regel möglich sein, die Hoch- und Tiefpunkte eines Marktzyklus angemessen auszugleichen. Allerdings hat die Vermögensverwaltung Ritholtz Wealth Management mit interessanten Ergebnissen die Wertentwicklung des wichtigsten amerikanischen Aktienindex S&P 500 zwischen 1927 und 2014 analysiert.1 Über sämtliche Fünf-Jahres-Zeiträume ergibt sich eine historische Wahrscheinlichkeit von 88 % für positive Erträge. Betrachtet man Zehn-Jahres-Zeiträume, so steigt die Wahrscheinlichkeit bereits auf 94 %. Und bei Zeiträumen von 20 Jahren gab es bisher noch gar kein Minus. Ein langer Atem beim Anlegen kann sich demnach auszahlen – und ist vielfach einer der wesentlichen Schlüssel für die erfolgreiche Geldanlage: Dieses Fazit zieht auch unsere aktuelle Studie Schroders Global Investor Survey 2016.

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