2015 war für viele Anlagen kein gutes Jahr. Nur Staatsanleihen und Geldmarktanlagen erzielten eine positive Rendite. Für 2016 ist mit einem asynchronen globalen Wachstum zu rechnen, außerdem mit einem stärkeren US-Dollar und einer vermuteten Beteiligung Chinas am Abwertungswettlauf.
20.01.2016 | 08:53 Uhr
Zusammenfassung
Rückblick 2015: Gute Güte: China, das Öl und die Fed
An 2015 wird man sich wahrscheinlich einerseits wegen der trägen Entwicklung der Märkte erinnern. Andererseits wohl für die Ungewissheit durch die Aktivität (und die Passivität) der Zentralbanken. Zu Jahresbeginn brachen die Ölpreise weiter ein. Der Preisverfall drückte die europäische Inflation ins Negative und setzte die EZB unter Zugzwang: Schlussendlich musste sie ihr eigenes quantitatives Lockerungsprogramm einleiten. Die Entscheidung der EZB wiederum veranlasste die Schweizerische Nationalbank, die Koppelung des Franken an den Euro aufzuheben. In Großbritannien überraschten die Konservativen mit einer absoluten Mehrheit bei den Unterhauswahlen.
Im Frühsommer setzte die Volatilität an den Märkten ein, da sich die US-Schiefergasproduzenten gut behaupten konnten: Daraufhin gaben die Rohstoffpreise weiter nach. Griechenlands neue Syriza-Regierung entfachte Sorgen um einen Grexit, die wiederum die Entwicklung europäischer Aktien ausbremste. Der Sommer endete damit, dass Chinas Aktienblase schließlich zerplatzte. Zu diesem Zeitpunkt schien der Welt schlagartig klar zu werden, dass sich Chinas Konjunktur abkühlte. Die Flaute am chinesischen Markt werteten die Investoren (fälschlicherweise) als Vorbote eines wirtschaftlichen Zusammenbruchs.
Im Herbst griff die Besorgnis um China auch auf andere Schwellenländer über, als die Rohstoffmärkte noch stärker ins Minus rutschten. Die Fed entschied sich im September gegen einen Zinsschritt. Als der Winter näher rückte, ebbte die Angst vor einer harten Landung in China jedoch ab. Die EZB verlängerte ihre Wertpapierkäufe bis 2017, ohne jedoch den monatlichen Betrag zu erhöhen. In den USA nahm Janet Yellen im Dezember die erste Zinserhöhung seit neun Jahren vor. In Brasilien zeichnete sich im Laufe des Jahres eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit ab; am Ende erkannte Fitch dem Land den Investment-Grade-Status ab. Derweil stellte Chinas Zentralbank einen neuen handelsgewichteten Wechselkursindex vor, der als Maßstab für den Markt besser geeignet sei als der bilaterale USD/CNY-Wechselkurs. Dies bestärkte unsere Prognose einer schrittweisen Abwertung.
Performance-Vergleich verschiedener Anlageklassen
Die beiden einzigen großen Anlageklassen mit positiver absoluter Rendite waren Anleihen und Geldmarktanlagen. Das Schlusslicht unter den breiten Anlageklassen bildeten das dritte Jahr in Folge die Rohstoffe. Dazu trug vor allem der Rückgang der Energiepreise bei. Sowohl globale Investment-Grade-Anleihen als auch Hochzinspapiere beendeten das Jahr im Mittelfeld (Anleihen von höchster Bonität werden von einer Rating-Agentur mit Investment Grade bewertet, während Hochzinsanleihen einen spekulativeren Charakter haben und ein Bonitätsrating unterhalb von Investment Grade erhalten). Für US-Hochzinsanleihen war es ein sehr schwieriges Jahr, da die Produzenten von Schieferöl und Schiefergas sehr stark in dieser Anlageklasse vertreten sind. Der MSCI World Index fuhr in der ersten Jahreshälfte passable einstellige Renditen ein; diese brachen jedoch massiv ein, als die Angst vor einer harten Landung in China eskalierte. Der italienische FTSE MIB Index schnitt von allen großen Aktienmärkten in Lokalwährung am besten ab, fiel in US-Dollar jedoch hinter den japanischen Nikkei 225 zurück.
Erkenntnisse des Jahres 2015
Themen für 2016
Themen 2015: Jahresabschlussbericht
Die Themen des Jahres 2015 entwickelten sich mit unterschiedlichem Erfolg. Ein „disinflationärer Boom“ blieb aus: Denn obwohl die Inflation durch den Rückgang der Energiekosten sank, führte dies nicht zu einem stärkeren Wachstum. Das Thema des „asynchronen Zyklus“ setzte sich fort, als die Fed ihren Leitzins schließlich anhob, während die EZB und die chinesische Notenbank eine weitere Lockerung vornahmen. Unter dem Strich führte dies natürlich zu einem deutlichen Kursanstieg des US-Dollar. Unser drittes Thema („Japan: Sieger des Währungskriegs“) hatte einen mäßigen Erfolg. Aus makroökonomischer Sicht zahlte es sich nicht wirklich aus. Die starke Performance am Aktienmarkt deutet jedoch darauf hin, dass sich die Unternehmen die Abwertung des Yen nutzten, um ihre Gewinnmargen zu steigern. Unser Thema „Zurück in die 1990er“ – wonach der starke US-Dollar die Schwellenländer unter Druck setzt und die Fed zu einer weiterhin lockeren Geldpolitik zwingt – hat sich dagegen bewahrheitet.
US-Dollar: bei Gerüchten kaufen, bei Fakten verkaufen?
Einige dieser Themen werden sich 2016 fortsetzen. Der asynchrone Zyklus wird anhalten. Denn es sind weitere Zinserhöhungen der Fed zu erwarten, während anderswo nach wie vor eine lockere oder noch expansivere Geldpolitik verfolgt wird. Es bleibt bei unserem zentralen Szenario, dass der US-Dollar von dem Zinsgefälle zugunsten der USA profitiert, vor allem gegenüber dem Euro. Hinzu kommt das potenzielle neue Wechselkurssystem in China, das dem US-Dollar ebenfalls zugutekommen dürfte. Sollte der Yuan (CNY) an einen handelsgewichteten Währungskorb gekoppelt werden, wird die Stärke des USD gegenüber Hartwährungen wie dem EUR oder JPY durch eine Aufwertung gegenüber dem CNY entsprechend verstärkt. Die Investoren würden die Unbezwingbarkeit des US-Dollar jedoch anzweifeln, wenn der Straffungszyklus der Fed gefährdet wäre. Eine unerwartet niedrige Inflation oder eine Rezession würde der Fed eine Denkpause verschaffen.
Ausverkauf bei Anleihen = US-Rezession?
Eine US-Rezession bleibt ein Risiko und ist eines unserer Szenarien. Die finanziellen Bedingungen in den USA wurden nicht nur durch die Anhebung der Leitzinsen, sondern auch durch den Dollar und den Ausverkauf an den Rentenmärkten gestrafft. Der Abverkauf von Anleihen gibt Anlass zur Sorge, da er die Kapitalkosten erhöhen wird; allerdings konzentrierte er sich bisher auf den Energiesektor. Gleichzeitig könnte der Konsum positiv überraschen, da der geringere Ölpreis die Teuerungsrate bremst und dadurch auch die Realeinkommen höher ausfallen als zunächst erwartet.
Fünf Themen für 2016
Wenn man diese (und noch ein paar andere) Stränge miteinander verknüpft, ergeben sich fünf Themen für 2016:
Die hierin geäußerten Ansichten und Meinungen stammen vom Schroder Investment Managements Economics Team und stellen nicht notwendigerweise die in anderen Mitteilungen, Strategien oder Fonds von Schroders oder anderen Marktteilnehmern ausgedrückten oder aufgeführten Ansichten dar.
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