Wachstum in den USA: Derzeit bescheiden, Verbesserung in Sicht

Der Fed zufolge muss sich die Wirtschaftslage verbessern, ehe die Zinsen steigen können. Vermutlich keine weiteren Kursgewinne bei Aktien, bei Anleiherenditen ist der Spielraum nach oben begrenzt.

23.09.2013 | 09:02 Uhr

Die amerikanische Notenbank überraschte die Märkte durch den Beschluss, ihre Anleihekäufe in Höhe von 85 Mrd. USD monatlich aufrecht zu erhalten. Wenn man sich die jüngsten Wirtschaftsdaten anschaut, stellt man fest, dass ein Abbau des auf Konjunkturförderung und die Schaffung von Arbeitsplätzen ausgerichteten QE3-Programms nicht wirklich dringend ist: Die Umsätze waren bescheiden und die Inflation relativ gering. Außerdem verschärften sich die Kreditbedingungen in den USA durch die jüngsten Anstiege von Anleiherenditen und Hypothekenzinsen.

Die Fed schien eine Beschleunigung des Wachstums ohne eine Konjunkturförderung auf dem derzeitigen Niveau für relativ unwahrscheinlich zu halten. Fed-Chef Bernanke wies darauf hin, dass die Arbeitslosenquote (derzeit bei 7,3 %) aufgrund der niedrigen Erwerbsbeteiligung die Konjunkturflaute nicht ausreichend widerspiegelt, auch wenn strukturelle Faktoren bei der sinkenden Erwerbsquote ebenfalls eine Rolle spielen. Er erklärte, dass eine straffere Geldpolitik und die Fiskalbremse Risiken darstellen, dass es aber nur konsequent war, bereits im Mai und Juni eine Drosselung der Anleihekäufe in Betracht zu ziehen.

Die jüngsten Fed-Prognosen für Wachstum, Inflation und Beschäftigung wurden leicht nach unten korrigiert. Die mediane Prognose entspricht jetzt einem Leitzins (Federal Funds Rate) von nur 1%, Ende 2015 und 2%, Ende 2016. Derzeit liegt dieser Zinssatz knapp über null.

Die Märkte begrüßten die Entscheidung der Fed. Der Aktienindex S&P 500 erreichte einen absoluten Rekordstand. Renditen für 10-jährige amerikanische Staatsanleihen waren rückläufig. Dies bestärkt uns in unserer Überzeugung, dass die Anleiherenditen - wenn überhaupt- nur langsam steigen werden. Unserer Ansicht nach ist das geldpolitische Umfeld günstig für Aktien und hängt nicht allein von den Anleihekäufen der Fed ab. Allerdings halten wir amerikanische Aktien für überbewertet und das Kurssteigerungspotenzial daher für begrenzt.

Zwei Fragen beschäftigen derzeit die Anleger:

WERDEN AKTIENKURSE WEITER STEIGEN?

Taktisch gesehen sind wir skeptisch. Die Verbesserung der Wachstumsaussichten ist unserer Ansicht nach größtenteils eingepreist. Hauptgrund für unsere Skepsis sind die Bewertungen, insbesondere in den USA. Konjunkturbereinigt liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis nicht nur auf einem historisch hohen Niveau, sondern auch höher als es durch die volkswirtschaftlichen Fundamentaldaten gerechtfertigt ist. Die Staatsverschuldung in den USA nähert sich der gesetzlich festgelegten Obergrenze und bis jetzt konnte noch keine Einigung über den Haushalt für das kommende Jahr erzielt werden. Die Einstellung der Anleger gegenüber Aktien könnte dadurch belastet werden.

Unserer Ansicht nach ist die negative Haltung gegenüber Schwellenländeraktien übertrieben. Wir halten die Bewertungen in dieser Anlageklasse für attraktiv. Obwohl sich der Welthandel abkühlt, hat sich das Wachstum in den aufstrebenden Staaten gut gehalten. In einigen dieser Länder nahm die Kreditvergabe rasant zu. Da sich die Frühindikatoren und die Ausfuhren verbessern, müsste diese Entwicklung jedoch in den Griff zu bekommen sein. Die Unternehmensgewinne scheinen eine Talsohle durchquert zu haben und beginnen, den Abstand zu den Industriestaaten aufzuholen.

Günstige Bewertungen gibt es unserer Ansicht nach auch in Europa, wo sich die Wachstumsaussichten verbessern. Da die Wirtschaft dort weiter von ihrer Auslastung entfernt ist, kann die Zentralbank die Leitzinsen länger niedrig halten. Gleichzeitig besteht hier noch weniger Inflationsdruck als in den USA.

WERDEN ANLEIHERENDITEN WEITER STEIGEN?

Renditen von Staatsanleihen müssten in einem verbesserten globalen Umfeld steigen. Wir rechnen allerdings mit einem sanften Anstieg, und das eher für 2014 als für die verbleibenden Monate dieses Jahres. Wenn man die aktuellen Aussichten für Wachstum, Inflation, Leitzinsen und die Staatsfinanzen betrachtet, liegen die Renditen für amerikanische und deutsche Staatsanleihen unserer Ansicht nach zu hoch. Die Renditekurven sind recht steil. Dadurch werden Anleihen als längerfristige Investition attraktiver. Unserer Ansicht nach ist die Ungewissheit jedoch zu hoch, um eine spekulative Position in Langläufern aufzubauen.

Der vollständige Marktausblick im pdf-Dokument

Diesen Beitrag teilen: