Zukunftsmarkt Afrika – eine neue Erfolgsstory für Investoren

Afrika kommt in Bewegung – und bietet für die Menschen vor Ort wie auch für Anleger unzählige Chancen, am ökonomischen Potenzial dieses Kontinents zu partizipieren.

31.10.2012 | 15:50 Uhr

Zu diesem Fazit kamen die Teilnehmer der diesjährigen Afrika-Investmentkonferenz des Finanzen Verlags, die am 11. Oktober im Sofitel Hotel in München stattfand und erneut von Bellevue Asset Management als Hauptsponsor unterstützt wurde. Diese Veranstaltung fand zum zweiten Mal statt und hat sich zum Ziel gesetzt, eine breitere Öffentlichkeit mit dem Potenzial dieses Kontinents vertraut zu machen.

Längst hat sich in Afrika eine Wachstumsdynamik entfaltet, wie sie vor etwa 20 Jahren Schwellenländer von heute wie China, Brasilien oder Indien erfasst hatte. Dennoch herrschen gerade im Westen weiterhin Stereotypen von Afrika vor als einer ausschließlich von Hunger, Naturkatastrophen und Bürgerkriegen gekennzeichneten Region.

Unternehmerpersönlichkeiten, ökonomisches Potenzial, soziale Probleme, nachhaltiges Wachstum und Investmentchancen in Afrika – so unterschiedlich wie der persönliche und professionelle Background der Vortragenden waren auch die Aspekte, unter denen sie Afrika den etwa 100 Teilnehmern vorstellten. Moderiert wurde die vom Finanzen Verlag GmbH in München organisierte Veranstaltung von Christian Hiller von Gaertringen, Wirtschaftsredakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und Initiator des Gesprächskreises Afrika-Runde in Frankfurt/Main.

Von der in Afrika herrschenden Aufbruchsstimmung ein persönliches Bild machen konnte sich Daniela Meyer, Chefreporterin des Finanzen Verlags, im Jahr 2010 auf ihrer sechsmonatigen Reise durch Süd- und Ostafrika. Ihr einleitender Vortrag mit seinen zahlreichen Fotos stellte einzelne Unternehmer in den Vordergrund, denen sie persönlich begegnet war. Dabei handelt es sich um Personen, die in ihrem direkten Umfeld etwas bewegen – und damit im Kleinen als Symbole für das ökonomische Potenzial stehen, das in Afrika freigesetzt werden kann.

Eine afrikanische Erfolgsstory ist Herr Mukimba aus Sambia, der in der Umgebung seines Dorfes im Norden des Landes mit seiner von ihm selbst entworfenen Maismühle eine Monopolstellung hat. Das beträchtliche Einkommen aus diesem Nebenerwerb habe es ermöglicht, dass zwei seiner sieben Kinder eine höhere Schule besuchen. Oder Frau Malmsey Rangaka, die in Stellenbosch/Südafrika seit 2003 zusammen mit ihrem Mann als erste Schwarze ein Weingut leitet. Was in Zeiten der Apartheid noch undenkbar gewesen wäre, findet bereits international auf höchster Ebene Konsumenten. Ein mit einer Silbermedaille prämierter Sauvignon blanc dieser Winzerfamilie wurde im Januar 2009 auf einem Bankett anlässlich der Amtseinführung von US-Präsident Obama kredenzt.

Afrikanische Frauen, so Afrika-Expertin Meyer weiter, schaffen mittlerweile auch den Durchbruch in Männerdomänen, etwa als Leiterin einer Diamantenmine. Auch Weiße bringen sich mit ihrem unternehmerischen Engagement ein. Zum Beispiel Peter Coventry aus England, der sich ganz dem nachhaltigen Wachstum widmet. Zu seinem Business gehört, Privathaushalte in den Dörfern mit neuen Herden zu versorgen, welche weniger Kohlendioxid freisetzen. Inzwischen handelt Coventry weltweit mit CO2-Zertifikaten und wird auch von großen Konzernen bei der Umsetzung ihrer Energiesparpläne konsultiert.

Zahlen und Fakten untermauern den Wandel. 120 Millionen Afrikaner, etwa ein Zehntel der Bevölkerung auf dem Kontinent, verfügen über eine Kaufkraft von mehr als 4 US-Dollar täglich und sind damit einer aufstrebenden Mittelschicht zuzurechnen. 600 Millionen Menschen, also jeder Zweite, sind im Besitz eines Mobiltelefons. Überhaupt spielt das Handy eine Schlüsselrolle im afrikanischen Alltagsleben, sei es bei der Informationsbeschaffung oder beim mobilen Bezahlen und Überweisen von Geldbeträgen. Zugleich hat sich die politische Lage stabilisiert: 42 von 48 Staaten südlich der Sahara stellen inzwischen Regierungen, deren Amtsführung sich an westlichen demokratischen Prinzipien orientiert. Zugleich kommen zwei Drittel aller afrikanischen Staaten auf ein jährliches Wirtschaftswachstum von mehr als 4 Prozent. Einzelne Boom-Staaten wie das erdölreiche Angola glänzen mit jährlichen Wachstumsraten von 11 Prozent.

Die meisten afrikanischen Staaten, so auch die Einschätzung von Samir Gadio, haben in ihrer makroökonomischen und politischen Entwicklung den richtigen Weg eingeschlagen. Der Volkswirt Emerging Markets der Standard Bank in Lagos betonte in seinem Vortrag, dass gerade der Teil Afrikas südlich der Sahara von seinen Wachstumsraten beim Bruttoinlandsprodukt mit den BRIC-Staaten vergleichbar sei. Zugleich spielen diese aufstrebenden Schwellenländer eine zunehmende Schlüsselrolle im Handel der afrikanischen Staaten. Das gelte zunehmend auch für den Ausbau der für die Erschließung der Rohstoffressourcen notwendigen Infrastruktur. Vor allem China tritt hier als einer der führenden Akteure auf. Demgegenüber verlieren westliche Industriestaaten an Boden.

Ökonom Gadio erwartet auch in Zukunft ein günstiges makroökonomisches Umfeld mit stabilen Rohstoffpreisen und steigenden Handelsbilanzüberschüssen durch Einnahmen etwa aus Ölexporten. Erstmals seit 2008 seien auch zuletzt die Fremdwährungsreserven wieder gestiegen. Zwar bleibe es eine Herausforderung, inflationäre Tendenzen einzudämmen. Gleichwohl hätten sich die inflationären Durchschnittsraten in allen afrikanischen Staaten südlich der Sahara zuletzt unter 10 Prozent eingependelt.

Problematisch bleibe es dagegen, ausländisches Kapital an die lokalen Börsen zu locken. Hier ist der Mangel an kritischer Masse ein Haupthindernis. Während etwa an der Börse Johannesburg insgesamt 358 gelistete Unternehmen zusammen einen Börsenwert von 912 Milliarden US-Dollar stellen, bringen im benachbarten Sambia die 19 gelisteten Firmen gerade einmal 2,7 Milliarden US-Dollar auf die Börsenwaage. Zu den größten wachstumshemmenden Faktoren zählen das ungebrochen rapide Bevölkerungswachstum sowie die beschleunigte Urbanisierung mit den damit einhergehenden sozialen Problemen.
An diesen Punkt knüpfte Auma Obama in ihrem Vortrag über nachhaltige ökonomische Entwicklung in Afrika an. Die Schwester von US-Präsident Barack Obama hat in ihrem Geburtsland Kenia im Jahr 2011 die eigene Stiftung „Sauti Kuu“ ins Leben gerufen. Deren Ziel ist es, Jugendlichen vom Land zusammen mit ihren Familien zu ermöglichen, ihr Leben vor Ort wirtschaftlich aus eigener Kraft zu verbessern. Das Motto: „Benutze das, was du hast, um zu bekommen, was du brauchst.“

Auma Obama, die zwischen 1980 und 1996 in Deutschland lebte und an der Universität Bayreuth promovierte, begann ihren Vortrag mit einem Film, der die Arbeit von „Sauti Kuu“ porträtierte. Die eigentliche Herausforderung für Afrika, so die Kernaussage ihres anschließenden Plädoyers, sei es, das enorme Potenzial an Ressourcen und Menschen so zu nutzen, dass es allen zugutekäme. Für ausländische Unternehmen sei der Schlüssel zum Erfolg, nachhaltiges Wachstum auch durch soziales Engagement zu unterstützen, etwa mit der Weiterbildung von lokalen Mitarbeitern oder durch die Finanzierung von Kindergärten und Freizeiteinrichtungen.

Am Beispiel Kenias verdeutlichte sie die Problematik. Mit dem Kommentar „Wir sind eine reiche Nation mit armen Bürgern“ beschrieb sie die Tatsache, dass bei 60 Prozent der Bevölkerung in Kenia die wirtschaftlichen Fortschritte des Landes nicht ankämen. Das Dilemma aus ihrer Sicht: Wirtschaftlicher Erfolg wird bislang nicht als gemeinsames nationales Ziel gesehen, sondern als Ergebnis von individuellem Engagement. Das gelte für erfolgreiche Firmen ebenso wie für das Engagement für nachhaltiges Wachstum. Auma Obama ist daher überzeugt, dass sich gesellschaftlicher Fortschritt und nachhaltige ökonomische Strukturen nur durch noch stärkeres Engagement von Privatpersonen erzielen lassen. Als positives Beispiel nannte sie die von Dr. James Mwangi gegründete Equity Bank, die es auch ärmeren Menschen ermögliche, ein Bankkonto zu eröffnen.

Die Equity Bank zählt auch zu den aktuellen Favoriten von Malek Bou-Diab. Der Senior Portfolio Manager der Bellevue Asset Management ist für die Portfoliostrategie des African Opportunities Fonds zuständig. Dabei investiert er im Gegensatz zu gängigen Trends mit dem Fokus auf strategische Wachstumspotenziale. So sind Südafrika und Rohstoffaktien im Fonds untergewichtet. Dieser Stockpicking-Ansatz zahlt sich aus: Mit einem bisherigen Jahresplus von 33 Prozent hat er deutlich besser abgeschnitten als der Benchmark DJ Africa Titans.

Einer der Vorzüge von afrikanischen Unternehmen für Bou-Diab: „Sie passen sich schnell ihrem wirtschaftlichen Umfeld an.“ So etwa Top Pick Ghabbour Auto aus Ägypten. Das Unternehmen produziert und montiert Fahrzeuge. Eine Vielzahl von Servicezentren sorgt für intensive Kundenbindung. Dazu ist der Konzern in Ägypten alleiniger Vertriebshändler für Hyundai. Im dritten Quartal 2012 startete Ghabbour zudem mit der Herstellung und Montage von Fahrzeugen der Marke Geely, die im unteren Preissegment angesiedelt ist.

Auf die politischen und sozialen Umwälzungen durch den Arabischen Frühling habe sich Ghabbour bestens eingestellt. So sondiert das Management die Wachstumspotenziale in den Nachbarstaaten wie Libyen. Um die Produktion für kostengünstige Fahrzeuge auf drei Rädern, so genannte Tuktuks, zu finanzieren, gründete Ghabbour eine eigene Firma für Mikrofinanzierungen. Damit rüstete sich die Gesellschaft gegen finanzpolitische Turbulenzen infolge der politischen Umwälzungen – welche am Ende nicht eintraten, weil die ägyptische Zentralbank die heimische Währung auf Kosten sinkender Devisenreserven stabil hielt.

Überhaupt hat sich der afrikanische Bankensektor in Zeiten der Finanzkrise erstaunlich behauptet. Einen Hauptgrund dafür sieht Auma Obama in den im Vergleich zu westlichen Finanzinstituten strikten Regulierungen. Für Fondsmanager Bou-Diab zeigt gerade das Beispiel Kenia, wie nationale Banken auf die steigende Inflation durch kreditfinanziertes Wachstum letztendlich die richtigen Schritte eingeleitet hätten, um die nationale Währung wieder zu stabilisieren. Nach den Kurskorrekturen seien kenianische Banken jetzt wieder attraktiv bewertet.

Auch in der abschließenden Diskussion stellte Bou-Diab noch einmal das Potenzial in den Vordergrund, das Investments in Afrika bieten: „Angesichts der Kursverluste gerade in Nordafrika war 2011 ein Katastrophenjahr für die afrikanischen Börsen, aber innerhalb eines Jahres wurden alle diese Verluste wettgemacht.“ Alle Diskussionsteilnehmer waren sich darüber einig, dass die afrikanischen Staaten am eingeschlagenen Wachstumspfad festhalten werden. Infrastrukturfirmen, Telekomgesellschaften, Banken und der Konsumsektor gelten als die größten Gewinner unter den Branchen. Dementsprechend könnten Anleger mit Investments daran mitverdienen.

Die Pressemitteilung im pdf-Dokument

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