#flattenthecurve - Die Kurve ist nicht das Ende der Straße. Warum wissen wir das? Dies und mehr zu den aktuellen Kurvendiskussionen erfahren Sie in der neuen Ausgabe der Greiffbar. Jetzt lesen:
30.03.2020 | 08:54 Uhr
Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?
Die Kurve
Wie so viele unserer Wörter, kommt auch „die Kurve“ aus dem Lateinischen. Curvus, was soviel bedeutet wie gebogen oder gekrümmt, ist der etymologische Hintergrund. Und wir alle wissen: Die Kurve ist nicht das Ende der Straße. Warum wissen wir das? Weil wir oft die Erfahrung gemacht haben, dass es nach der Kurve weitergeht. Manchmal sind Kurven sogar unheimlich nützlich, nämlich genau dann, wenn man auf dem geraden Wege nicht zum Ziel kommt. Oder zum Beispiel am Ende eines Tunnels. Früher lagen die Tunnelausgänge stets hinter einer Kurve, damit die Pferde nicht einfach losgerannt sind, wenn sie das Tageslicht, also das Ende des Tunnels erblickt haben. Vielen mag es in der aktuellen Börsen-, Arbeitsplatz- und Coronakrise wohl ähnlich ergehen. All denjenigen, die daran zweifeln, dass es weitergeht, will ich zurufen: Man kriegt eine Kurve besser, wenn man um die Ecke denkt. Apropos:
Kurvendiskussion
Über keine Kurve diskutieren wir derzeit so stark, wie um die der Neuerkrankungen. Unter dem Hashtag „flattenthecurve“ ist die weltweite Politik unisono dabei, die Zahl der Neuerkrankungen langsamer wachsen zu lassen. Das klare Ziel: Die Gesundheitssysteme dürfen nicht überlastet werden. Diesem Ziel wurden alle anderen Ziele untergeordnet, und mit „Sozialer Distanzierung“, „Herunterfahren der Wirtschaft“ und „Kontaktsperren“ versuchen die Staaten, das Abflachen dieser Kurve zu erreichen. Leider flacht dabei aber auch eine andere Kurve bedenklich ab. Die Rede ist vom Bruttosozialprodukt, also der Wirtschafts- und Wohlstandsleistung einer Gesellschaft. Und ebenso wie es für das Gesundheitssystem eine Grenze gibt, existiert auch für den Rückgang dieser Wirtschaftsleistung eine Grenze, wenn man die ökonomische Zukunft eines Landes nicht aufs Spiel setzen will. Über diesen „Point of no return“ habe ich diese Woche mit dem internationalen Finanzexperten und kreativen Vordenker Leonhard Fischer gesprochen.
Dieses Webinar über das „Undenkbare“ haben wir aufgezeichnet, und ich empfehle es Ihnen hier unter diesem Link zum Anschauen und Zuhören: Das undenkbare denken!
Die Kurve kriegen
Wollen wir also in den kommenden Wochen die Kurve kriegen, so werden wir unweigerlich ab einem bestimmten Zeitpunkt die Wirtschaft wieder anlaufen lassen müssen. Im besten Fall werden dann die von Notenbanken und Staaten bereitgestellten Gelder die Folgen einer Rezession und die Arbeitslosenwelle abfedern. Trotzdem werden wir gemeinsam daraus etwas erschaffen, dass es für die Zukunft besser werden kann. Zum Beispiel redundante statt fragile Systeme, faire Preise für Qualität und eigene Wertschöpfungsketten oder auch wieder einen Zins für die Geldanlage. Vergessen wir nicht den Segen der Digitalisierung, die einmal mehr gezeigt hat, dass man damit auch von zuhause lernen, arbeiten oder einfach nur unterhalten werden kann. Nur Krisen schaffen Veränderungen. Und diese müssen ja nicht nur negativ sein. Ich werde jetzt die Kurve kratzen und mich ins Wochenende verabschieden. Bleiben Sie gesund.
Ihr Volker Schilling
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