La Financière de l’Echiquier: Geht der Erholung (schon) die Luft aus?

Olivier de Berranger, Chief Investment Officer bei LFDE – La Financière de l’Echiquier
Marktkommentar

Zum Ende der vergangenen Börsenwoche haben die bedeutsamen Indices „mehr oder weniger deutlich im Minus geschlossen“, schreibt Olivier de Berranger, Chief Investment Officer bei LFDE. Die Gründe hierfür sind vielfältig.

12.02.2019 | 13:32 Uhr

Die bedeutsamen Aktienindizes schlossen zum Ende einer wechselvollen Woche am Freitag mehr oder weniger deutlich im Minus. Wer die aktuelle Lage zu oberflächlich betrachtet, kann mit Blick auf die Ursachen dieser Bewegung leicht auf den Holzweg geraten.

Die Woche war in Europa von den neuen Wachstumsprognosen der Europäischen Kommission geprägt, die ihre Erwartungen insbesondere für 2019 deutlich nach unten korrigierte. Brüssel rechnet 2019 mit einem BIP-Wachstum von 1,3 Prozent für die Eurozone und von 1,5 Prozent für die Europäische Union gegenüber zuvor 1,9 Prozent beziehungsweise 2,0 Prozent. Die größten Korrekturen betreffen Italien (+0,2 % gegenüber +1,2 %), das technisch betrachtet in die Rezession gerutscht ist, und Deutschland (1,1 % gegenüber 1,8 %), das am 14. Februar mit Veröffentlichung der Wachstumszahlen für das 4. Quartal 2018 die gleiche Enttäuschung erleben könnte. Dagegen kann Frankreich den Schaden begrenzen (1,3 % gegenüber 1,6 %). Eine unschöne Delle, die jedoch lediglich eine von den Analysten bereits zur Kenntnis genommene und von den Märkten teilweise eingepreiste Verlangsamung bestätigt und die Europäische Zentralbank bereits zu einer moderateren Haltung veranlasste. Wie üblich hinken die großen politischen Institutionen bei der Korrektur der Konjunkturprognosen hinterher. Eine bloße Bestätigung also, die die jüngsten Marktbewegungen nur teilweise erklärt.

Außerhalb Europas standen erneut die Verhandlungen zwischen China und den USA, die widersprüchliche Signale aussendeten, im Blickpunkt. Anfang der Woche war Zuversicht angesagt, und mancher hoffte, dass Donald Trump in seiner Rede zur Lage der Nation am vergangenen Mittwoch einige Hinweise liefern würde. Doch der US-Präsident machte kaum eine Andeutung. Tags darauf ließ der Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, Larry Kudlow, zudem durchblicken, dass die Verhandlungen kaum Fortschritte machten, und der Sender CNBC wies darauf hin, dass ein Treffen zwischen Donald Trump und Xi Jinping vor dem 1. März, dem beim G20-Gipfel vereinbarten Ende der Waffenruhe, „sehr unwahrscheinlich“ sei. Dies war zwar keinesfalls nach dem Geschmack der Anleger, kann jedoch auch nicht alles erklären.

Neben den makroökonomischen Daten und den geopolitischen Risiken waren auch die Unternehmensergebnisse nicht gut genug, um den Märkten einen Schub geben zu können. Es gab zahlreiche Gewinnwarnungen und vor allem Senkungen der Unternehmensziele. Während die Ergebnisse für das 4. Quartal 2018 in den USA weitgehend den Erwartungen entsprachen, wurden im Laufe des vergangenen Monats viele Prognosen für den Gewinn je Aktie in den kommenden drei Quartalen nach unten korrigiert. In Europa sind die Ergebnisse für das 4. Quartal bisher durchwachsen ausgefallen: Nur 47 Prozent der Unternehmen übertrafen die Konsenserwartungen. Dies ist der niedrigste Wert seit Ende 2014.

Der Markt zeigt immer weniger Nachsicht, und die enttäuschenden Ergebnisse werden allmählich bestraft. Während die teilweise technische Rallye im Januar half, die übermäßige Unterbewertung infolge der Kursverluste im Dezember zu korrigieren, scheinen die Anleger allgemein nun keine Katalysatoren mehr zu erkennen, die eine Fortsetzung der Hausse rechtfertigen könnten. Hierbei kann der moderate Kurs der Zentralbanken nur ein Gegengewicht zu den Zweifeln um das weltweite Wachstum bilden. Dennoch gibt es in vielen Bereichen weiterhin interessantes Potenzial – sofern man bereit ist, die wohl höhere Volatilität in Kauf zu nehmen.

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