EdR AM: Emerging Markets - Die richtige Mischung macht´s

EdR AM: Emerging Markets - Die richtige Mischung macht´s
Marktkommentar

Viel spricht zurzeit für Schwellenländer: die niedrigen Zinsen aufgrund der expansiven Geldpolitik, der Ölpreis, der Dollarkurs und nicht zuletzt die immer schnelleren Impfungen, die einen Neustart der Wirtschaft möglich machen.

18.03.2021 | 08:05 Uhr

Groß sind aber die Unterschiede zwischen den einzelnen Märkten, und die Konjunktur ist längst nicht überall gleich stark. Viele Länder und Sektoren bieten interessante Investmentgelegenheiten bei Anleihen und Aktien. Allerdings sollte man wählerisch sein.

Eine große Chance

Wir halten die Aussichten auf Mehrertrag der Emerging Markets in diesem Jahr für außergewöhnlich groß und sehen mehrere Gründe dafür. Hierzu zählen die beiden wichtigsten Treiber der Weltwirtschaft:

Die chinesische Wirtschaft ist stabil, krisenfest und wird klug gemanagt. China hat die Coronakrise letztes Jahr recht ordentlich überstanden, und die Aussichten bleiben verheißungsvoll.

Die Fed hat erneut betont, dass die US-amerikanische Geldpolitik vorerst stark expansiv bleibt. Gerade für die Emerging Markets ist dies sehr wichtig. Es ist schwer abzusehen, wann die geldpolitische Richtung geändert wird. Doch allein die Tatsache, dass die Fed keinerlei Hinweise darauf gibt, lässt die Investoren hoffen, dass zunächst einmal alles beim Alten bleibt.

Hinzu kommt, dass die Schwellenländer den letztjährigen Konjunkturschock vergleichsweise gut überstanden haben. Die Ausfallquoten der High-Yield-Anleihen im CEMBI-Index sind kaum gestiegen. 2020 dürften sie etwa 2,7 Prozent betragen haben, gegenüber 6,8 Prozent bei US-amerikanischen High-Yield-Anleihen.

Ein weiterer Punkt sind die noch immer sehr attraktiven Bewertungsabschläge gegenüber Industrieländertiteln. Da die Bewertungen weltweit hoch sind und reichlich Liquidität vorhanden ist, spricht unserer Überzeugung nach viel dafür, dass sich die Bewertungen von Emerging-Market-Titeln denen von Industrieländerpapieren annähern. In den letzten Wochen sind die Mittelzuflüsse in Schwellenländer-Aktien und ‑Anleihen gestiegen. Bislang gab es aber keine Hinweise auf Übertreibungen.

„Wir sind der Auffassung, dass mit dem Regierungswechsel in den USA die weltpolitischen Risiken nachlassen werden“, sagt Benjamin Melman, Global Chief Investment Officer. „Der neue Stil ist weniger konfrontativ, die Rhetorik wird milder. Gerade Emerging-Market-Anlagen dürfte das sehr entgegenkommen. Bei einer Wende der Geldpolitik können wir unsere Positionierung noch immer ändern. Aber so weit wird es wohl erst in mehreren Monaten sein.“

Bessere Performance bei Schwellenländer-Anleihen

Kurzfristig scheint für Emerging-Market-Staatsanleihen daher alles zum Besten zu stehen. Die Zinsen sind niedrig, die steigende Nachfrage treibt den Ölpreis, ein stärkerer US-Dollar ist unwahrscheinlich, die Fiskalpolitik bleibt – vor allem in den USA – expansiv, und die Impfungen machen einen allmählichen Neustart der Wirtschaft möglich. All dies dürfte für Mittelzuflüsse in Emerging-Market-Anleihen und damit für eine deutlich bessere Performance sorgen.

„Hoch verzinsliche Emerging-Market-Anleihen sind noch immer sehr günstig bewertet. Entsprechend groß scheint uns ihr Erholungspotenzial“, ist Romain Bordenave, Fondsmanager für Schwellenländer-Staatsanleihen und Währungen, überzeugt. „Unser Ziel ist, die Länder mit den interessantesten Renditeaussichten zu finden. Wir bevorzugen hier die Ukraine, der der IWF zur Seite steht, sowie Brasilien. Auch Mexiko ist für uns interessant.

Das Land profitiert von der Erholung der USA und der besseren Weltkonjunktur. Außerdem hat die mexikanische Notenbank 2020 auf übermäßige Zinssenkungen verzichtet, sodass die Geldpolitik noch immer Spielraum hat und die Konjunktur stärken kann.“ Zu weiteren Favoriten für Edmond de Rothschild Asset Management zählt der Experte das sehr ölpreissensitive Angola. Auch die Emerging-Market-Währungen könnten sich erholen, nicht zuletzt dank der sehr guten Konjunkturdaten. Auch damit lässt sich Alpha erzielen.

Anhaltend gut sind die Fundamentaldaten von Emerging-Market-Unternehmensanleihen. Die Verschuldungsgrade der Emittenten sind niedrig, ihre Umsatzentwicklung ist erfreulich, und die Kassebestände sind hoch. Hinzu kommt, dass die Asset-Klasse in internationalen Portfolios unterrepräsentiert ist.
Interessant scheint uns die Kombination aus hohen Renditen und kurzer Duration.

Uns interessieren Sektoren mit Nachholbedarf. „Die Ukraine, die Türkei und Argentinien überzeugen mit attraktiven Bewertungen und recht guten Kreditkennzahlen. In Brasilien sind unsere bevorzugten Sektoren – Landwirtschaft und Ernährung, Bergbau und Metalle sowie Öl – überdurchschnittlich stark vertreten. Hinzu kommen Anlagen in konsumnahen Sektoren, die von der großen Bevölkerungszahl profitieren, sowie im Transportsektor – Schienen-, Luft- und Seetransport“, erläutert Romain Bordenave die Anlageschwerpunkte der von Edmond de Rothschild Asset Management verwalteten Anleihefonds.

Gute Bedingungen für Emerging-Market-Aktien

Unserer Überzeugung nach werden Schwellenländer-Aktien in den nächsten Monaten von mehreren Entwicklungen profitieren. Manche Länder dürften große Fortschritte machen und sehr stark wachsen. China ist wettbewerbsfähiger geworden – durch die Coronakrise, aber auch durch die von der Trump-Administration losgetretenen internationalen Konflikte.

„Chinesische Aktien werden gegenüber anderen Märkten Mehrertragspotenzial haben“, meint Xiadong Bao, Fondsmanager für internationale Aktien. Dafür sprechen die große Mittelschicht, krisenfeste strategische Branchen und die Vielzahl gut ausgebildeter Arbeitskräfte. Gemessen am BIP ist China in den wichtigsten internationalen Indizes noch immer unterrepräsentiert. Mit der Marktöffnung dürften die Zuflüsse in chinesische Aktien ab 2021 steigen.

Sehr optimistisch sind wir noch immer für chinesische Unternehmen, die vom Nachhaltigkeitstrend profitieren. Dazu zählen Elektrofahrzeugproduzenten und ihre Zulieferer sowie Solarzellen- und Batteriehersteller. Ihnen allen kommt zugute, dass China bis 2060 CO2-neutral sein will. Zyklische Sektoren wie die Industrie sind mittelfristig attraktiv – wegen der hohen privat­wirtschaftlichen Investitionen und der Lieferkettenoptimierung in der Region.

Wir rechnen auch damit, dass neue Handelsverträge in Asien und Europa chinesischen Aktien nützen, ebenso wie die beschleunigte Digitalisierung. Ebenfalls in Lateinamerika bevorzugen wir Firmen, für die die rasche Digitalisierung vorteilhaft ist, etwa aus den Branchen E-Commerce und elektronischer Zahlungsverkehr. Der E-Commerce ist hier noch immer schwach, mit lediglich 9 Prozent der Einzelhandelsumsätze gegenüber 28 Prozent in China. Für interessant halten wir marktbeherrschende Unternehmen mit stabilen Finanzen, starker Preismacht, hohen Margen und berechenbaren Gewinnen. In Brasilien macht die Digitalisierung sehr große Fortschritte. Außerdem sind für die erste Jahreshälfte Strukturreformen zu erwarten, die in den Kursen aber noch nicht berücksichtigt sind.

Zusätzlich finden wir den indischen Markt interessant. Die Impfungen kommen hier gut voran, und Anfang Februar hat die Regierung einen sehr wirtschaftsfreundlichen Haushaltsplan für das neue Fiskaljahr vorgestellt. Geplant sind Ausgaben in Höhe von 500 Milliarden US-Dollar mit einem deutlich größeren Anteil von Infrastrukturinvestitionen – 34 Prozent mehr als im Vorjahr.

Indien hat sich in den letzten Monaten mit Konjunkturprogrammen zurückgehalten, setzt aber jetzt wie auch die meisten anderen Länder auf eine expansivere Fiskalpolitik. Zugleich möchte die Regierung das Land als Produktionsstandort attraktiver machen. Südostasien und Indien haben von Produktionsverlagerungen infolge des amerikanisch-chinesischen Handelskriegs, aber auch aufgrund von COVID-19 profitiert. Wir rechnen damit, dass dieser Trend anhält.

Benjamin Melman resümiert bezüglich der einzelnen Schwellenländer: „China hat trotzdem noch immer große Wettbewerbsvorteile bei der Produktion. Branchen mit geringer Wertschöpfung könnten nach Vietnam oder Indien verlagert werden. Sehr wertschöpfungsintensive Industriezweige werden aber in China bleiben. Schon jetzt ist das Land in manchen Bereichen Technologieführer, etwa bei Elektrofahrzeugen.“

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