China hält sich mit aktiver Unterstützung Russlands derzeit zurück. Das dürfte auch weiterhin der Fall sein, meint Bo Zhuang, Senior Sovereign Analyst beim amerikanischen Investmenthaus Loomis Sayles. In einer aktuellen Einschätzung schreibt Zhuang:
29.03.2022 | 09:39 Uhr
„Die chinesische Führung unternimmt gegenwärtig einen Spagat. Einerseits bekräftigt sie trotz des Ukraine Krieges die Stabilität der Beziehungen zu Russland. Andererseits muss sie Sorge dafür tragen, dass dieser Treueschwur keine Belastung für die heimische Wirtschaft darstellt. Denn die Legitimität der Kommunistischen Partei Chinas beruht größtenteils auf der Erzielung eines starken Wirtschaftswachstums. Die Stabilität der eigenen Wirtschaft ist daher eine der wichtigsten Prioritäten für Präsident Xi, der im Laufe dieses Jahres eine dritte Amtszeit anstrebt.
Noch ist dieser Spagat durchzuhalten. Wenn es aber hart auf hart käme, würde China wahrscheinlich die eigene Wirtschaft der aktiven Unterstützung Putins vorziehen. Mit anderen Worten: Ich glaube nicht, dass China den Handel mit der Europäischen Union und den USA riskieren würde, indem es eine russische Invasion militärisch unterstützt oder bewusst gegen westliche Sanktionen verstößt.
Vielmehr dürfte China es vorziehen, an der Sanktionsfront "neutral" zu bleiben und Russland weiterhin eher mit Worten als mit Taten zu unterstützen. China ist zu sehr in die Weltwirtschaft integriert, als dass es riskieren könnte, selbst sanktioniert zu werden. Und der Nutzen, Russland bei der Umgehung von Sanktionen zu helfen, ist begrenzt. Nach der Ankündigung von Sanktionen gegen Russland Anfang März begannen chinesische Staatsbanken, die Kreditvergabe für den Kauf russischer Rohstoffe einzuschränken, und die von China unterstützte Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB) setzte ihre Russland betreffenden Aktivitäten aus. Diese Maßnahmen unterstreichen die Grenzen von Pekings Versprechen, die wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland trotz der Sanktionen vollständig aufrechtzuerhalten. Es ist zwar möglich, dass einige kleine, lokale Banken als "spezialisierte" Institute, die mit Russland Geschäfte machen, eine Umgehungslösung entwickeln könnten. Aber ich bezweifle, dass solche Geschäfte sinnvoll wären.“
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