„Nichts passt zusammen“, kommentiert Axel Botte, Marktstratege beim französischen Investmenthaus Ostrum Asset Management, die widersprüchlichen Datenpunkte aus den USA: Während die inländischen Einkommen rasch anstiegen schwäche sich– umgekehrt – die Nachfrage ab.
13.07.2022 | 10:58 Uhr
Botte: „Auch der ISM-Dienstleistungsindex mildert die Befürchtungen einer Unterbrechung des Wachstums, aber die Widersprüchlichkeit der Umfragen ist rätselhaft. Ebenso die der Konten der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. Diese nicht zu rechtfertigende Diskrepanz wurde von den Teilnehmern des letzten FOMC festgestellt. Beschäftigung und Gewinne können ohne Nachfrageexpansion nicht schnell wachsen.
Der Arbeitsmarkt bleibt angesichts der gestiegenen Zahl der offenen Stellen angespannt. Im Juni verzeichnete die US-Wirtschaft einen Zuwachs von 372.000 Arbeitsplätzen, was im Einklang mit den ersten fünf Monaten des Jahres steht und immer noch über dem trendmäßigen Anstieg der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter liegt (Tendenz 100-150.000). Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden ist auf das Jahr hochgerechnet um 4 % gestiegen, was weit von der BIP-Schätzung der Atlanta Fed entfernt ist, die für das zweite Quartal einen Rückgang des BIP um 2 % erwartet. Hier ist die Unstimmigkeit der Daten unübersehbar.
Die Zentralbanker scheinen ein Rezessionsszenario auszuschließen. Die 90 Erwähnungen des Wortes "Inflation" in den Fed-Protokollen lassen kaum einen Zweifel daran, was zum gegenwärtigen Zeitpunkt ihre größte Sorge ist.
Unterstützt wird diese Einschätzung vom Anleihenmarkt. Das Narrativ von der Rezessionsgefahr scheint mit der Stabilität der realen Anleiherenditen unvereinbar zu sein. Gleichzeitig könnte sich das spontane Verschwinden des Inflationsrisikos, das durch die umgekehrte Terminstruktur der Inflationserwartungen beschrieben wird, als Wunschdenken erweisen. Unserer Meinung nach sind 30-jährige TIPS im derzeitigen Umfeld mit einer Break-Even-Inflationsrate von 2,22 Prozent vielleicht die attraktivste Anlageklasse.“
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