RBC BlueBay AM: „Die Märkte im Bann politischer Unsicherheiten"

Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay, RBC BlueBay Asset Management
Marktkommentar

In der vergangenen Woche waren es verschiedene politische Entwicklungen, die den Kapitalmarkt beschäftigten. Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay, RBC BlueBay Asset Management, ordnet die aktuelle Situation in den Vereinigten Staaten und Frankreich für Sie ein.

05.07.2024 | 11:32 Uhr

Zudem teilt er seine Einschätzung zur US-Inflation und erklärt, was die Schwäche des japanischen Yen beenden könnte.

Hier sein aktueller Marktkommentar:

Zu Beginn der Woche stiegen die langfristigen US-Anleiherenditen an, da Investoren aus Sorge um sinkende Umfragewerte des amtierenden US-Präsidenten Joe Biden, einem Sieg Donald Trumps bei der anstehenden US-Präsidentschaftswahl inzwischen als wahrscheinlich ansehen.

Es bleibt abzuwarten, ob Biden dem wachsenden Druck standhält oder die Demokraten sich um einen anderen Präsidentschaftskandidaten – zum Beispiel Kamala Harris – bemühen werden. Bis zur Wahl im November bleibt den Demokraten immer noch genügend Zeit, um die aktuelle Lage umzudrehen.

Von Trump erwartet der Markt eine expansive Fiskalpolitik, was sich in einem Anstieg der US-Zinskurve widerspiegelt. Denn Investoren haben Bedenken ob der hohen Verschuldung der Vereinigten Staaten, weshalb sie für Anleihen mit langer Laufzeit eine höhere Risikoprämie verlangen.

Am kurzen Laufzeitende geht der Markt davon aus, dass die Federal Reserve Bank (Fed) im September die erste Zinssenkung verkünden wird. Gestützt wird diese Vermutung unter anderem durch Umfragen zum Konsumklima, die eine Abschwächung der Nachfrage suggerieren.

Kommende Woche werden neue Daten zur US-Inflation veröffentlicht. Der Markt erwartet ein Absinken der Inflation auf +3,1 Prozent YoY, was – sofern der Markt recht behält – der Fed gefallen dürfte. Vor der Zinsentscheidung im September werden allerdings noch die Inflationsraten für die Monate Juli und August veröffentlicht.

Wir erwarten, dass der Rückgang der Inflation im dritten Quartal ins Stocken gerät und bei um die drei Prozent stehen bleibt. Eine Zinssenkung im September wäre in dem Fall zwar möglich, ist unserer Auffassung nach aber keine ausgemachte Sache.

Am Anleihemarkt nähern wir uns dem zweiten Jahrestag, seitdem die US-Zinskurve zwischen Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zwei und 30 Jahren invertiert ist. Wir gehen davon aus, dass der Druck auf die langfristigen Renditen in den kommenden 12 Monaten zunehmen wird. Hintergrund sind Bedenken zur Fiskalpolitik der Vereinigten Staaten, die fortan zunehmen könnten. Daher sind wir zuversichtlich, dass sich die Zinskurve wieder normalisiert.

In Europa waren zuletzt alle Augen auf Frankreich gerichtet. Auch wenn die Stichwahl am kommenden Sonntag wahrscheinlich keine absolute Mehrheit für die Partei Rassemblement National bringen wird, scheint das politische Risiko in Frankreich neu entfesselt und wird uns wohl noch eine Weile begleiten.

Bei einem falschen Mix aus politischer Führung und Fiskalpolitik würden wir den französischen Kreditrisikoaufschlägen zutrauen, langfristig auf dem Niveau italienischer Staatsanleihen zu notieren.

In Japan setzt sich der Anstieg der Anleiherenditen fort, während der japanische Yen weiter abwertet. Das Treffen der Bank of Japan Ende Juli könnte daher ein wichtiges Ereignis sein. Wir halten es für möglich, dass die japanische Notenbank eine Zinserhöhung sowie die Reduzierung ihrer Anleihekäufe verkünden wird. Ein solcher Schritt könnte wiederum als Wendepunkt für die japanische Währung dienen, die seit über einem Jahr stark in Mitleidenschaft gezogen wurde.


Vor uns liegen die historisch häufig ruhigeren Sommermonate. Allerdings besteht ein hohes Maß an Unsicherheit ob des makroökonomischen Umfelds und wir bekommen noch eine Menge neuer Wirtschaftsdaten, die es zu interpretieren gilt. Dazu kommen die politischen Entwicklungen in Europa und den Vereinigten Staaten, wo es schockierend ist, zu sehen, in welche Lage sich die Demokraten mit ihrem aktuellen Präsidentschaftskandidaten Biden gebracht haben. Die Zeit ist definitiv nicht auf der Seite des noch amtierenden US-Präsidenten.“

Den vollständigen Kommentar in englischer Sprache entnehmen Sie bitte dem Anhang.

Diesen Beitrag teilen: