Bei den Republikanern ist die Stimmung im Vorfeld der US-Wahlen besser als bei der demokratischen Partei, beobachtet Mark Dowding, Fixed Income CIO bei RBC BlueBay Asset Management.
18.10.2024 | 11:50 Uhr
Er analysiert, was ein Wahlsieg Donald Trumps für die US-Wirtschaft und -Geldpolitik bedeutet.
Hier sein aktueller Marktkommentar:
„Die Finanzmärkte haben sich in der vergangenen Woche zunehmend mit den bereits in zweieinhalb Wochen anstehenden US-Wahlen beschäftigt. Umfragen haben zuletzt einen Schwenk in Richtung des republikanischen Kandidaten Donald Trump angedeutet. Wettanbieter beziffern die Wahrscheinlichkeit der Wiederwahl des ehemaligen Präsidenten mittlerweile mit 60 Prozent.
Wir haben den Eindruck, dass Trumps Aussichten weiterhin unterschätzt werden. Bei den Republikanern scheint die Stimmung ruhig und zuversichtlich zu sein, ungeachtet der anhaltenden Beschwerden über die ‚Fairness‘ der Wahl selbst. Bei den Demokraten wirkt die Stimmung dagegen deutlich gedrückter. Im Moment liegt das Momentum bei Trump. Es ist nicht klar, wie es die Demokraten wieder in ihre Richtung lenken könnten.
Dass die republikanische Partei das Repräsentantenhaus gewinnt, ist nach wie vor unwahrscheinlich. Es wird daher zu einer Spaltung im Kongress kommen. In diesem Fall gehen Beobachter davon aus, dass die eigentlich im kommenden Jahr auslaufenden Steuersenkungen verlängert werden. Vor diesem Hintergrund besteht in Washington Konsens darüber, dass das Haushaltsdefizit der USA im nächsten Jahr bei etwa 6,5 Prozent liegen wird.
Da das Defizit nicht angegangen werden soll, wird die Verschuldung weiter steigen. Daher gehen wir weiterhin von einer strukturell steileren US-Renditekurve aus. Letztendlich denken wir, dass die Differenz zwischen Bargeldzinsen und 30-jährigen Staatsanleihen auf bis zu 150 Basispunkte ansteigen könnte, bevor sich das fiskalpolitische Bild ändert.
Im Moment ist eine lockere Fiskalpolitik bei den Wählern weiterhin beliebt. Bei einer viel steileren Renditekurve könnte der Wunsch nach einer Senkung der langfristigen Zinssätze zugunsten der Hypothekenschuldner stärker werden. Derzeit sind wir jedoch noch weit davon entfernt. Vorerst dürfte die anhaltende Verschlechterung der Staatsfinanzen zu einem Anstieg der Laufzeitprämie führen. Außerdem hat die inverse Renditekurve den politisch Verantwortlichen grünes Licht dafür gegeben, weiterhin Steuern zu senken oder Ausgaben zu erhöhen.
Im Handelsbereich dürfte ein Sieg Trumps bedeuten, dass die neue Regierung weitere Importzölle erheben wird. Der Republikaner geht davon aus, dass dies die Einnahmen erhöhen und Investitionen und Produktionsstätten in die USA zurückbringen wird. Eine sofortige Erhöhung der Einfuhrzölle auf chinesische Waren ist sehr wahrscheinlich. Ein im Raum stehender pauschaler globaler Zoll von 10 oder 20 Prozent könnte eher ein Verhandlungstrick sein. Allerdings scheint die Erhebung von Zöllen auf europäische Importe in einer Reihe von Sektoren sicher.
Die Einführung von Zöllen dürfte ebenso wie das anhaltend starke US-Wachstum den US-Dollar stärken. Es interessant zu hören, dass Trump einen schwächeren US-Dollar anstrebt. Allerdings ist nicht klar ist, ob dies auf der Grundlage des von ihm vorgezeichneten politischen Weges erreicht werden kann.
Gleichzeitig dürften die Zölle für zusätzlichen Inflationsdruck sorgen. Ein Wahlsieg Trumps könnte es daher für die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) schwieriger machen, die Zinssätze im nächsten Jahr zu senken. Sogar eine Zinserhöhung in den kommenden Quartalen wäre nicht ausgeschlossen.
Trump hofft, die Inflation durch niedrigere Energiepreise zu senken. Daher wird er die Pläne zur Ausweitung von Bohrungen in Alaska vorantreiben und die Öl- und Gasförderung unterstützen, indem er die in den letzten vier Jahren erlassenen Umweltgesetze zurücknimmt.
Generell sehen wir nicht, dass das Ergebnis der US-Wahl einen wesentlichen Einfluss auf das US-Wirtschaftswachstum haben wird. Die Konjunktur ist nach wie vor sehr robust und es gibt derzeit kaum Anzeichen für eine Abschwächung. Eine weitere Lockerung der Geldpolitik scheint daher zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht erforderlich zu sein. Es würde uns jedoch überraschen, wenn die Währungshüter nach der Zinssenkung um 50 Basispunkte im September im November nicht noch einmal 25 Basispunkte nachlegen. Ansonsten könnten sie den Eindruck erwecken, dass der letzte Schritt ein Fehler war.“
Den vollständigen Kommentar in englischer Sprache entnehmen Sie bitte dem Anhang.
Diesen Beitrag teilen: