Bislang waren die Primaries der Republikaner das, was die
US-Amerikaner einen „Snoozer“ nennen – ziemlich langweilig. Auch am vergangenen
Dienstag waren wirklich große Überraschungen nicht zu erwarten. Die Bewerberin
für die republikanische Präsidentschaftskandidatur Nikki Haley konnte ihren
Konkurrenten Donald Trump in nahezu keinem einzigen der wählenden Bundesstaaten
schlagen. Schließlich gelang es ihr nicht einmal in ihrem Heimatstaat South
Carolina, ihm auch nur nahe zu kommen: Sie verlor dort mit rund 20 Punkten
Abstand.
Haley ist ihrer wahrscheinlichen Niederlage daher bereits
zuvorgekommen und hat klar gemacht, dass sie in jedem Fall bis zum
Nominierungsparteitag im Juli im Rennen bleiben möchte. Ihre Hoffnungen – und
sicher auch die ihrer zahlreichen Geldgeber – dürften vor allem auf einem
Straucheln Trumps liegen, dem seine juristischen Verfahren möglicherweise
direkt zum Verhängnis werden könnten.
Aber auch ein „indirektes Straucheln“ wäre denkbar – nämlich
dann, wenn die Delegierten sich die tatsächliche Nominierung Trumps noch einmal
überlegen sollten.
Beim Blick auf die Buchmacher-Quoten wird jedoch schnell
deutlich, dass zumindest Stand heute die Chancen für Haley äußerst gering sind.
Sollte sie wider Erwarten doch noch das Rennen zur Kandidatin machen, würde man
für jeden eingesetzten US-Dollar das bis zu 25-fache wiederbekommen.
Womit unter einem Präsidenten Trump zu rechnen wäre
Anleger sollten sich nicht nur mit einer Kandidatur Trumps,
sondern auch mit den Konsequenzen eines möglichen Wahlsieges des Ex-Präsidenten
auseinandersetzen. Sein Leitmotiv wäre ohne Frage wieder „America First“, also
die USA zuerst, mit stärkerer Abschottung beziehungsweise höheren Zölle
einerseits und geringeren Steuern andererseits. In seiner ersten Amtszeit hatte
Trump die Unternehmenssteuern bereits von 35 Prozent auf 21 Prozent verringert.
Nun stellt er eine weitere Senkung auf 15 Prozent in Aussicht. Die Crux bei
dieser Strategie wäre, dass die USA in Sachen Verschuldung immer stärker mit
dem Rücken zur Wand stünden. Geringere Staatseinnahmen könnten an den
Rentenmärkten durchaus zu merklichen Irritationen – soll heißen
Zinsanstiegsdruck – führen. Ein wiedergewählter Trump würde zudem wohl
versuchen, Teile des „Inflation Reduction Act“ zurückzudrehen und die
Subventionen für erneuerbare Energien durch Subventionen für fossile
Brennstoffe zu ersetzen.
Selbst wenn Biden am Ende tatsächlich die Wahl gegen Trump
verlieren sollte – allein seine Kandidatur wäre wohl aus Marktsicht dennoch ein
gutes Vorzeichen. Schließlich performte der US-Aktienindex S&P 500 in einem
Wahljahr mit 12,8 Prozent deutlich besser, wenn sich ein amtierender Präsident
erneut nur Wahl stellte – im Gegensatz zu rund 7 Prozent über alle Wahljahre
hinweg.
Felix Herrmann, Chefvolkswirt, ARAMEA Asset Management AG
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