Immer mehr Anlegergelder fließen in Impact-Strategien, also in Investitionen, die nicht nur eine finanzielle Rendite bringen, sondern auch eine messbare positive soziale oder ökologische Wirkung haben sollen.
23.01.2025 | 14:22 Uhr
Einen
direkten kausalen Zusammenhang zwischen einer Investition und ihrem
positiven Effekt nachzuweisen, ist jedoch sehr schwierig, und Anleger
von Publikums- und Spezialfonds mit liquiden Asset-Klassen dürften
häufig keinen unmittelbaren Wirkungsbeitrag erzielen. Vermögensverwalter
und Anleger sollten ihre Wirkung daher transparent offenlegen, um
Impact Washing vorzubeugen.
Der
Markt für wirkungsorientiertes Investieren (sog. Impact Investing) hat
sich in den vergangenen Jahren dynamisch entwickelt. Was einst als
Nischenstrategie begann und hauptsächlich von philanthropischen
Initiativen getragen wurde, ist inzwischen zu einem bedeutenden Segment
der nachhaltigen Geldanlage geworden. Laut dem aktuellen Marktbericht
des Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) wurden Ende 2023 in Deutschland
und Österreich 58,2 Mrd. Euro nach Impact-Strategien verwaltet.
Bemerkenswert ist der Vergleich zur Situation vor einem Jahrzehnt, als
lediglich 1,6 Mrd. Euro nach Impact-Kriterien investiert waren.
Zu
den am meisten verbreiteten Impact-Investitionen gehören traditionell
illiquide alternative Anlageklassen mit hoher Wirkungseffektivität wie
Private Equity, Private Debt, Immobilien und Infrastruktur. Zunehmend
werden aber auch wirkungsorientierte Finanzprodukte angeboten, die
ausschließlich in liquide Anlageklassen wie Aktien und Anleihen
investieren. Hier aber ist das Potenzial, durch den Kauf oder Verkauf
von Wertpapieren an der Börse einen direkten sozialen oder ökologischen
Beitrag zu erzielen, häufig nicht vorhanden. So ist beispielsweise der
Einfluss ESG-motivierter Desinvestments auf die Kapitalkosten von
Unternehmen empirisch noch nicht abschließend geklärt.
Impact-orientierte
Investoren erzielen über Publikums- und Spezialfonds im liquiden
Bereich daher häufig keinen unmittelbaren Wirkungsbeitrag. Vielmehr
investieren Sie in Unternehmen mit vermeintlich positiver Wirkung, die
positiven Veränderungen werden aber nicht direkt durch die
Anlegerinvestitionen ausgelöst. Dabei ist es grundsätzlich
unglaubwürdig, wenn aus dem verfügbaren Anlageuniversum zahlreiche
Firmen und Emittenten die Qualifikationskriterien für eine positive
Wirkung erfüllen.
Diese
Grenzen des Machbaren bei Impact-Investitionen im liquiden Bereich
sollten akzeptiert und offen kommuniziert werden. Über die so erzielte
Transparenz bei der Kommunikation des Wirkungsbeitrags wird das Risiko
von Impact Washing bei der Vermarktung von Finanzprodukten vermindert.
Das kann zum Beispiel auftreten, wenn Anlegern suggeriert wird, mit
Artikel-9-Aktien- oder Anleihefonds direkte positive Veränderungen
auszulösen. Dies über mehr Transparenz zu vermeiden, dürfte
gleichermaßen im Interesse von Vermögensverwaltern und Anlegern liegen.
Gleichzeitig
kann der Wert von Wirkungen auch bei liquiden Anlagen betont werden,
sofern diese messbar sind. Beispiele hierfür sind Investitionen in
Green, Social und Sustainability Bonds am Primärmarkt, nachweisbare
Erfolge durch Engagement-Aktivitäten, die Beteiligung an
Engagement-Initiativen oder das Abstimmungsverhalten bei
Hauptversammlungen. So lässt sich das Vertrauen in diese anspruchsvolle
Form der nachhaltigen Geldanlage langfristig stärken und das Risiko von
Impact Washing reduzieren.
Weitere
Details zur Gradwanderung zwischen direkter Wirkung und Impact Washing
beschreiben die Autoren Dr. Philipp Finter (Sustainable Investment
Office) und Tristan Krieger (Portfoliomanager Fixed Income) in der
Ausgabe 1/2025 der Publikationsreihe ESG:strategie von Metzler Asset
Management. Zudem erfahren Sie im Interview mit Christian Aselmann, Head
of Finance hkk Krankenkasse, wie die Konstruktion eines
wirkungsorientierten Portfolios aussehen kann.
Die aktuelle Ausgabe der Publikationsserie ESG:strategie „Impact Investing: Zwischen direkter Wirkung und Impact Washing“ finden Sie unter folgendem Link.
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