Die Entstehungsgeschichte des Begriffs und die Entwicklung in der Finanzindustrie.
04.09.2023 | 08:55 Uhr
„Vage“, „ungenau“, „zu unspezifisch“ – Nachhaltigkeit wird in der Finanzindustrie zwar immer stärker zum Trend, häufig dominieren dabei allerdings spezielle Themen innerhalb des Begriffes (z. B. erneuerbare Energien) und der übergeordnete Trend bleibt weiterhin im Dunkeln. Zeit also einen Blick back to the basics zu werfen und der Frage „Was bedeutet der Begriff Nachhaltigkeit?“ auf den Grund zu gehen sowie den damit verbundenen potenziellen Zielgruppen auf die Schliche zu kommen.
Nahrungsmittel, Kleidung, Fonds – beinahe jedes Produkt scheint auch in einer nachhaltigen Version auf dem Markt erhältlich zu sein. Aber was ist die eigentliche Bedeutung von „Nachhaltigkeit“? Da der Begriff „Nachhaltigkeit“ nicht geschützt oder einheitlich definiert ist, bietet er viel Raum für Interpretationen, sodass seine Verwendung stets kritisch hinterfragt werden sollte.
Was bedeutet der Begriff Nachhaltigkeit? Ursprünglich stammt der Begriff der Nachhaltigkeit aus der Forstwirtschaft und bezeichnete dort die Idee, nur so viel Wald abzuholzen, wie auf natürliche Weise nachwachsen kann. So sollte das Ökosystem erhalten werden. Dies ist noch immer der Grundgedanke der Nachhaltigkeit. Er spiegelt sich auch in der bekanntesten Definition wider, die von den Vereinten Nationen im Jahr 1987 im Brundtland-Bericht aufgesetzt wurde. Laut dieser ist Nachhaltigkeit eine „Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können“.
Die Definition der Vereinten Nationen war der Durchbruch des Nachhaltigkeitsgedankens, der durch mehrere (UN-)Umweltkonferenzen weiter gefestigt wurde. Als Richtlinien für eine nachhaltige Entwicklung wurden im Jahr 2000 die Millennium-Entwicklungsziele von den Vereinten Nationen veröffentlicht. Bekannter sind ihre Nachfolger, die 2015 festgelegten UN-Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDGs). Die von der UN festgelegten 17 Ziele reichen von „Keine Armut“ über „Maßnahmen zum Klimaschutz“ bis hin zu „Verantwortungsvolle Konsum- und Produktionsmuster“. Sie basieren auf einem der bekanntesten Nachhaltigkeitskonzepte: dem Drei-Säulen-Modell (Abb. 1). In diesem Modell ruht das Dach der Nachhaltigkeit auf den drei Säulen Soziales, Ökologie und Ökonomie.
Die oben vorgestellten Modelle lassen sich auf vielfältige Bereiche anwenden – so auch auf die Finanzbranche. Hier ist das Drei-Säulen-Modell unter dem Namen Triple Bottom Line-Ansatz bekannt. Finanzanlagen, die diesem Ansatz folgen, zielen neben einem ökonomischen auch auf einen sozialen und ökologischen Mehrwert ab. Diesem ganzheitlichen Ansatz folgt der avesco Sustainable Hidden Champions Equity Fonds (SHC-Fonds) In dem Fonds werden bei der Titelauswahl die drei Nachhaltigkeitsdimensionen gleichermaßen berücksichtigt.
Entgegen der allgemeinen Annahme liegt der Ursprung wirkungsorientierter Anlagestrategien nicht in der verstärkten öffentlichen Nachhaltigkeitsdebatte des letzten Jahrzehnts, sondern kann bis zu den Anfängen des 19. Jahrhunderts zurückverfolgt werden. Damals begannen christliche Anleger:innen in den USA mit dem Ausschluss von Investitionen in Waffen, Glücksspiel, Tabak und Alkohol. Ihnen folgten amerikanische Gewerkschaften, die soziale Ziele in ihre Anlagekonzepte integrierten (z. B. das Verbot von Kinderarbeit).
Der erste ethische Investmentfonds war der „Pax World Funds“ aus dem Jahr 1971, der in Folge der Menschenrechtsbewegungen in den USA gegründet wurde. Seit der Jahrtausendwende steigt die Bedeutung von Nachhaltigkeit für Anleger:innen immer weiter an und mit ihr die Produktpalette nachhaltiger Geldanlagen. Doch nicht alle als „nachhaltig“ gekennzeichnete Finanzanlagen folgen dem Ansatz der Triple Bottom Line. Begriffe wie „Green Finance“ oder „Social Responsible Investment“ weisen darauf hin, dass nicht immer zwingend alle Nachhaltigkeitsdimensionen berücksichtigt werden.
Laut einer 2019 veröffentlichten Umfrage der Fondsgesellschaft AGI halten drei von vier europäischen Investor:innen Nachhaltigkeitskriterien für wichtig. Dies spiegelt sich auch in der Entwicklung des deutschen Marktes für nachhaltige Geldanlagen wider. In Deutschland liegt der Anteil der Befragten, welche auf Nachhaltigkeit Wert legen, bei 73 %. Doch welche Zielgruppen lassen sich besonders gut durch nachhaltige Investments ansprechen? So viel lässt sich vorwegnehmen: Leicht ist diese Frage nicht zu beantworten.
Grundsätzlich werden nachhaltige Investments für alle Investor:innen immer attraktiver und interessanter. Zum einen durch das wachsende Bewusstsein für das Thema Nachhaltigkeit (Fridays for Future, Regulatorien wie die Offenlegungsverordnung oder die MiFID 2 Richtlinie) und zum anderen durch die bescheinigten langfristigen Renditen eben solcher Anlagen. Das Forum Nachhaltige Geldanlagen e.V. (FNG) stellt im aktuellen Marktbericht fest, dass wie schon 2021 Publikumsfonds und damit private Anleger:innen die stärksten Treiber für nachhaltige Investments sind (317,2 Milliarden Euro in 2022).
Genaueres zu den Zielgruppen nachhaltiger Investments findet sich in unserem Blog-Artikel „Zielgruppen von nachhaltigen Investments und darin versteckte Potentiale“.
Quellen
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