Schroders: Sind „intelligente Städte“ die Antwort?

Nahezu ein Viertel der Weltbevölkerung lebt in Städten – und der Anteil steigt weiter. Wir werfen einen Blick darauf, wie Städte zunehmend auf intelligente Entwicklungskonzepte setzen, um Mobilitätsengpässe zu bewältigen und den Klimawandel zu bekämpfen.

09.08.2017 | 07:09 Uhr

Als Präsident Trump im Juni den Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen ankündigte, teilten die Bürgermeister von 343 US-Städten umgehend mit, dass sie an ihren Klimaplänen festhalten werden. Dieser Widerspruch unterstreicht die zunehmende Bedeutung der Städte für die Einhaltung der Klimaziele.

Eine Frage der Konnektivität
Urbanisierung und Bevölkerungswachstum verlangen den bereits überforderten Ballungszentren auf der ganzen Welt immer mehr ab, durch Verkehr, Luftverschmutzung, Armut und Überlastung. Im Jahr 2016 lebte nahezu ein Viertel der Weltbevölkerung (1,7 Milliarden Menschen) in Städten. Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass sich dieser Anteil bis 2030 verdoppeln wird (auf 5 Milliarden Menschen). Der Druck, dem die Städte ausgesetzt sind, und das Potenzial zur Umgestaltung ihrer Infrastruktur, auf die sie angewiesen sind, macht sie zu einem wichtigen Akteur der Klimapolitik.

Das Konzept der „Smart City“, also einer intelligenten Stadtentwicklung, setzt voraus, dass Daten und Technologie in andere Prozesse eingebunden werden, die so grundlegende Dinge wie Wasser, Energie und saubere Luft bereitstellen. Die urbane Vernetzung von Menschen und technischen Einrichtungen liefert gewaltige Datenmengen.  Die Konnektivität ist der Schlüssel zur Freisetzung potenzieller Effizienz- und Umweltvorteile. Im Rahmen des allgemeinen Trends zum „Internet der Dinge“ dürften künftig 40 % der wirtschaftlichen Vorteile auf den Beitrag intelligenter Städte entfallen. Transport, Energie, Datenmanagement und Infrastruktur sind die Hauptbereiche, in denen ein Wandel erforderlich ist und die davon profitieren werden.

Elektrische Verkehrskonzepte 
Die jüngsten Entwicklungen wie City-Maut und Diesel-Verbote zeigen, wie sich der Stadtverkehr derzeit verändert. Angesichts der zunehmenden Bevölkerungsdichte wird eine effiziente Verkehrsinfrastruktur immer bedeutsamer. Investiert wird dabei sowohl in die Infrastruktur – zum Beispiel in Datendienste, die Staus auf Straßen und Gehwegen in Echtzeit verfolgen können, um die Auslastung in Stoßzeiten gleichmäßig zu takten, – als auch in Dienstleistungen, sodass die Zahl der Pkw-Eigentümer rückläufig ist. In London hat sich der Autoverkehr in den vergangenen zehn Jahren um 30 % verringert, da zunehmend öffentliche Transportmittel genutzt werden.

Elektrofahrzeuge bedeuten für die Städte Lösung und Herausforderung zugleich. Der Trend scheint unaufhaltsam; so gab die indische Regierung unlängst ihre Pläne bekannt, dass spätestens 2030 nur noch Elektroautos verkauft werden sollen. Elektroautos verursachen beim Gebrauch keinerlei Emissionen oder Umweltverschmutzung, was für große Ballungszentren ein enormer Vorteil ist.

Allerdings benötigen batteriebetriebene Fahrzeuge entsprechende Ladestationen. Die Städte müssen also ihre Stromnetze nachrüsten, unabhängig davon, ob die Fahrzeuge zu Hause oder auf der Straße aufgeladen werden. In den großen Metropolen wird die notwendige Infrastruktur bereits massiv ausgebaut, wie die folgende Übersicht der Londoner Ladestationen veranschaulicht. In Japan gibt es seit einem Jahr schon mehr Ladestationen für Elektrofahrzeuge als Tankstellen.



Intelligente Energiesysteme ermöglichen zudem die Erzeugung umweltfreundlicher Energie und senken den Energieverbrauch. Gemäß dem Zwei-Grad-Ziel der Internationalen Energieagentur sollen erneuerbare Energien bis 2021 für 28 % der globalen Stromversorgung aufkommen. Die schwankende Verfügbarkeit dieser Energiequellen stellt die Synchronisierung von Angebot und Nachfrage indes vor große Probleme. Intelligente Stromnetze können hier Abhilfe schaffen, indem sie Nachfrageschwankungen im Laufe des Tages nivellieren, sowohl flächendeckend als auch in den Privathaushalten.

Wo werden die „intelligentesten“ Städte zu finden sein?
Ein großer Teil der wachsenden Stadtbevölkerung wird auf neue Städte entfallen. In den kommenden zehn Jahren wird es voraussichtlich mehr als 100 neue Städte mit über einer Million Einwohner geben. Diese Entwicklung bietet ein enormes Potenzial, um die globale Energieinfrastruktur neu zu gestalten und auf die langfristigen Klimaziele auszurichten. Die Schwellenländer werden dabei im Vordergrund stehen; es ist leichter, intelligente Technologien in neu entstehende Städte zu integrieren als vorhandene Strukturen nachzurüsten. Den Unternehmen, die in diesen Branchen tätig sind, könnte sich bis 2020 weltweit Geschäft im Volumen von bis zu 400 Milliarden US-Dollar bieten. Davon profitieren auch die Investoren, die sich diesen Trend zunutze machen können.

 

 

Die hierin geäußerten Ansichten und Meinungen stellen nicht notwendigerweise die in anderen Mitteilungen, Strategien oder Fonds von Schroders oder anderen Marktteilnehmern ausgedrückten oder aufgeführten Ansichten dar.

 

Der Beitrag wurde am 08.08.17 auch auf schroders.com veröffentlicht.

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