Schroders: Uns bleibt immer noch Paris

Nachdem Präsident Trump den Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen angekündigt hat, erörtern wir die Konsequenzen für den globalen Abbau der CO2-Emissionen.

26.06.2017 | 08:57 Uhr

US-Präsident Donald Trump hat mitgeteilt, dass die USA aus dem Übereinkommen von Paris austreten werden, in dem sich die großen Volkswirtschaften der Welt zu einer deutlichen Verringerung ihrer Treibhausgasemissionen verpflichtet haben. Dies wirft etliche Fragen auf. 

Zwar hat Trump nicht die Klimarahmenkonvention UNFCC aufgekündigt und scheint für Neuverhandlungen offen zu sein. Mit der gestrigen Erklärung wurde jedoch die eindeutige Absicht zur Revitalisierung von Wirtschaftszweigen bekundet, die direkt oder indirekt mit den Inlandsreserven fossiler Brennstoffe verknüpft sind. Die Medienberichterstattung ist teilweise negativ und die Fragen nach den künftigen Verpflichtungen werden bleiben, aber wir betrachten den Klimawandel weiterhin als einen zentralen Anlageschwerpunkt.

Dynamik dürfte sich fortsetzen

 Die USA sind für rund 16 % der globalen Treibhausgase verantwortlich und belegen damit Platz zwei hinter China. Trotz dieser enttäuschenden Entscheidung ändert sich nichts an unserer Einschätzung, dass der Klimawandel aus Sicht der Unternehmen auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zu den Kernthemen gehören wird. Die Entscheidung wird die Energiewende in den USA zweifellos verlangsamen, aber wir gehen nicht davon aus, dass sie den weltweiten Fortschritt beeinträchtigen wird. Das hat mehrere Gründe:

  • Die rasche Bekräftigung des Abkommens durch die Regierungschefs verschiedener anderer Länder – darunter China, Russland, Indien, Japan und die EU – bestärkt uns darin, dass die Bemühungen um eine Dekarbonisierung der Weltwirtschaft auch ohne Beteiligung der USA fortgesetzt werden. Die Reaktion veranschaulicht zudem die bereits erreichten Fortschritte und die weltweite Dynamik im Hinblick auf den Klimaschutz. Eine derart nachdrückliche internationale Unterstützung wäre noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen.
  • In den USA ist die Klimapolitik generell noch nicht so ausgereift wie in anderen Industrienationen. Die Bepreisung von CO2 ist nach wie vor das wichtigste Instrument der Politik und wird stetig ausgeweitet, um einen immer größeren Teil der weltweiten Emissionen einzubeziehen. Die US-Programme für den CO2-Handel decken nicht einmal 1 % des weltweiten Ausstoßes von Treibhausgasen ab. Sofern China sein eigenes Programm in diesem Jahr fertigstellt, wird knapp ein Viertel der weltweiten Emissionen mit Kosten verbunden sein. Eine Rückabwicklung dieses globalen Fortschritts ist kaum vorstellbar.
  • In den USA gibt es hoch entwickelte Märkte für erneuerbare Energien und Elektrofahrzeuge, die sich positiv auf die Wirtschaft und Beschäftigung ausgewirkt haben – wir halten es für unwahrscheinlich, dass die US-Regierung dieses Segment in nächster Zeit gefährden wird. Diese Branchen haben in der Vergangenheit von staatlicher Unterstützung profitiert, arbeiten inzwischen aber so rentabel, dass sie in vielen Fällen auch allein im Wettbewerb bestehen können.
  • Der gesellschaftliche Druck kann dort ansetzen, wo die Regulierung nicht mehr greift. Die öffentliche Besorgnis um den Klimawandel hat in den USA zuletzt deutlich zugenommen, ebenso wie die Befürwortung entsprechender Klimaschutzmaßnahmen. In einer Meinungsumfrage des Marktforschungsinstituts Gallup gaben im April 71 % der Befragten an, dass ihnen der Umweltschutz wichtiger sei als eine höhere Förderung fossiler Brennstoffe.

Corporate Responsibility

Sowohl die Unternehmen als auch die Kapitalmärkte spielen eine enorm wichtige Rolle, und die bisherigen Fortschritte sind ermutigend. Eine jüngste Studie des Carbon Disclosure Project (CDP) kam zu dem Ergebnis, dass 48 % der Fortune-500-Unternehmen eines oder mehrere Klimaschutzziele verfolgen und 15 % der Unternehmen Kauf- oder Investitionsziele im Bereich umweltfreundliche Energien definiert haben. 

Schroders engagierte sich im Jahr 2016 im Dialog mit über 80 Unternehmen für tragfähigere Klimastrategien und eine transparente Kommunikation gegenüber den Investoren. In den vergangenen drei Jahren hat Schroders mehr als 80 % der Klimabeschlüsse unterstützt, über die wir abstimmen konnten8. 

Es stimmt uns zuversichtlich, dass es immer mehr institutionelle Investoren gibt, die dieselbe Richtung einschlagen. Ein klares Indiz für die Handlungsbereitschaft in diesem Bereich ist insbesondere ein Beschluss, der u. a. von Schroders eingebracht wurde und dem 62 % der Aktionäre zustimmten. Er sieht vor, dass Exxon jedes Jahr eine Beurteilung der Klimaschutzrichtlinien für sein Unternehmen veröffentlichen muss. Dieser Erfolg knüpft an ähnliche Ergebnisse in anderen großen Energiekonzernen an und macht den Klimaschutz damit zu einem dezidierten Branchenthema9.Als langfristige, verantwortungsbewusste Investoren vertiefen wir unsere Analyse der Herausforderungen und neuen Chancen, die der Klimawandel mit sich bringt. Wir setzen uns für weitsichtige und verantwortungsvolle Strategien in den Unternehmen ein und unterstützen politische bzw. branchenweite Initiativen, um die Herausforderungen des Klimawandels zu meistern.

Die Ankündigung des US-Präsidenten ist enttäuschend und stellt einen Rückschritt auf dem Weg zur Dekarbonisierung dar. Angesichts der bereits erreichten Fortschritte und der Selbstverpflichtung der meisten Regierungschefs dieser Welt, sowie vieler Unternehmenslenker, bleibt unsere Anlageeinschätzung jedoch zweifelsfrei bestehen. Wir sind fest davon überzeugt, dass sich der Klimawandel als ein zentrales Thema für die Wirtschaft, Gesellschaft und die Finanzmärkte weltweit erweisen wird. Wir bekennen uns zur Entwicklung neuer Instrumente und zum Engagement für die Veränderungen, die nötig sind, um die Investments unserer Kunden zu schützen.


Die hierin geäußerten Ansichten und Meinungen stammen von Andrew Howard, Head of Sustainable Research, ESG, und stellen nicht notwendigerweise die in anderen Mitteilungen, Strategien oder Fonds von Schroders oder anderen Marktteilnehmern ausgedrückten oder aufgeführten Ansichten dar.

 

Den Artikel finden Sie auch hier, wo er am 21.06.17 veröffentlicht worden ist.

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