Schroders: USA vor Europa in der Nachhaltigkeitsrangliste

In einer globalen Studie zu nachhaltigen Verbrauchergewohnheiten und Anlagetätigkeiten steht Indonesien auf dem ersten Platz, gefolgt von Indien und den USA.

29.09.2017 | 15:48 Uhr

Laut einer groß angelegten Studie zum Anlageverhalten in 30 Ländern sind die Menschen in Indonesien wie in keinem anderen Land auf Nachhaltigkeit fokussiert.
Im Rahmen der Schroders Global Investor Study 2017 (GIS) wurden 22.100 Anleger weltweit befragt. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass asiatische Länder sowohl das obere als auch das untere Ende der Rangliste zum nachhaltigen Anlageverhalten dominieren. Indien liegt auf Platz zwei und China auf Platz vier.

Die USA (3.) und Brasilien (5.) schneiden unter den amerikanischen Ländern am besten ab, während es kein einziges Land aus Westeuropa unter die ersten Zehn schafft.

Vielleicht überraschend angesichts seiner wirtschaftlichen und finanziellen Schwierigkeiten schneidet Russland (10.) von allen europäischen Ländern am besten ab. Es folgen Schweden (11.) und Portugal (13.), während Dänemark (25.) einen hinteren Rang einnimmt, obwohl skandinavische Länder als sehr fortschrittlich gelten. Großbritannien (15.) und Frankreich (16.) sind im mittleren Bereich der Rangliste angesiedelt, während andere große europäische Länder eher am Ende zu finden sind, wie z. B. Italien (22.) und Deutschland (23.).

Im Rahmen der Studie wurden Anleger gefragt, was sie unter einer nachhaltigen Anlagetätigkeit verstehen, inwiefern die Nachhaltigkeit ihren Alltag prägt und wie sehr sie in nachhaltige Produkte investieren. Ihre jeweiligen Antworten wurden mit Punkten bewertet. Dann wurde pro Anleger und Land ein Durchschnittswert ermittelt, der als Gesamtbewertung diente. Die vollständigen GIS-Ergebnisse können hier aufgerufen werden.

Rangliste zum nachhaltigen Anlageverhalten 2017

Quelle: Schroders Global Investor Study 2017

Das gute Abschneiden Indonesiens könnte – teilweise zumindest – auf die starke Nachfrage nach Scharia-konformen Fonds zurückzuführen sein. Darunter sind Fonds zu verstehen, die dem Sittenkodex und den religiösen Gesetzen des Islam folgen und als gesellschaftlich verantwortungsvolle Anlagen aufgefasst werden können. Allerdings finden sich auch mehrere Schwellenländer auf den vorderen Rängen, wie etwa China, Brasilien und Indien, wo die sozialen Konflikte und ökologischen Herausforderungen besonders akut sind. Diese Schwierigkeiten könnten das Bewusstsein für diese Themen mit geschärft haben. Asiatische Länder, deren Finanzmärkte als besonders entwickelt gelten, haben schlecht abgeschnitten. Hongkong (28.), Südkorea (29.) und Japan (30.) bilden die drei Schlusslichter der Rangliste.

Die Definitionen einer nachhaltigen Anlagetätigkeit variieren. Ganz allgemein umfasst sie jedoch die Unterstützung von Unternehmen, die in Bezug auf ökologische, gesellschaftliche und Fragen der Unternehmensführung besonders verantwortungsbewusst handeln, während Firmen, die einen solchen Ansatz gerade nicht verfolgen, gezielt unter Druck gesetzt werden.

Dazu Jessica Ground, Leiterin Sustainability bei Schroders:

„Das Verbraucherinteresse an Nachhaltigkeit nimmt zu und ist in einigen Bereichen erstaunlich stark ausgeprägt. Es ist ermutigend, dass nachhaltigen Anlagen in so vielen Schwellenländern ein so hoher Stellenwert beigemessen wird, insbesondere in den sehr bevölkerungsreichen Ländern China, Indien und Brasilien. Dies ist ein Trend, den wir schon früher in unseren Studien beobachten konnten. Auch dass die USA einen der vorderen Ränge einnehmen, ist sehr erfreulich. Wir haben in den USA ein zunehmendes und dauerhaftes Interesse an ökologischen und gesellschaftlichen Belangen festgestellt, obwohl das Land in diesem Jahr aus dem Pariser Klimaabkommen ausgestiegen ist.
Am unteren Ende der Rangliste ist das schlechte Abschneiden Japans auf die verhältnismäßig geringen Summen zurückzuführen, die nachhaltig investiert werden. Nach unserer Erfahrung stellt sich hier langsam eine Veränderung ein. Im Jahr 2015 wurde ein Corporate-Governance-Kodex eingeführt, der höhere Standards für börsennotierte Unternehmen festlegt. Diese waren in den vergangenen Jahren in eine Reihe von Skandalen verwickelt.

Insgesamt ist von einem wachsenden Interesse am Thema Nachhaltigkeit auszugehen. Gesellschaftliche und ökologische Veränderungen vollziehen sich in einem immer schnelleren Tempo. Die Herausforderungen durch den Klimawandel, die Ungleichheit und die Bevölkerungsentwicklung sind beträchtlich. Anpassungsfähige und erfolgreiche Unternehmen werden weiterhin überproportional profitieren, während andere zurückfallen. Die Anleger sind sich dessen zunehmend bewusst.“

Ranglistenvergleiche mit globalen Anlagetrends

Die Ergebnisse sind Teil der umfangreicheren Schroders Global Investor Study und entsprechen den Erkenntnissen ähnlicher Untersuchungen im Rahmen der Global Investor Study 2016.

Sie ermöglichen zudem einen interessanten Vergleich mit Branchendaten wie etwa den Zahlen der Global Sustainable Investment Alliance (GSIA). Diese Zahlen verdeutlichen die Zunahme nachhaltiger Investments in bestimmten Regionen und Ländern. Obwohl Japan in der Rangliste von Schroders das Schlusslicht bildet, sind nachhaltige Anlageformen eine rasch wachsende Branche in dem Land. Dem jüngsten GSIA-Bericht aus dem Jahr 2016 war zu entnehmen, dass das Anlagevolumen in nachhaltigen Vermögenswerten auf Jahresbasis umgerechnet um 724 % angestiegen ist, wenngleich ausgehend von einem niedrigen Niveau.

Laut dem GSIA-Bericht finden in Europa die meisten Investitionen statt. Mehr als 12 Billionen US-Dollar sind dort in nachhaltigen Vermögenswerten angelegt. Die USA sind mit 8,7 Billionen US-Dollar auf dem zweiten Platz. Kanada, Australien und Neuseeland sowie Asien hinken dagegen hinterher.

Anlagevolumen in nachhaltigen Vermögenswerten 2014 und 2016

Hinweis: Anlagewerte in Milliarden. Anlagen aus Asien ohne Japan für 2014 werden in US-Dollar basierend auf den Wechselkursen zum Jahresende 2013 angegeben. Alle anderen Anlagen, wie auch alle Anlagen 2016, werden in US-Dollar basierend auf den Wechselkursen zum Jahresende 2015 angegeben. Quelle: Global Sustainable Investment Alliance.

Wichtige Informationen: Schroders beauftragte Research Plus Ltd mit der Durchführung einer unabhängigen Online-Studie, bei der zwischen dem 1. und dem 30. Juni 2017 insgesamt 22.100 Anleger in 30 Ländern weltweit befragt wurden, unter anderem in Australien, Brasilien, Kanada, China, Frankreich, Deutschland, Indien, Italien, Japan, den Niederlanden, Spanien, Großbritannien und den USA. Als „Anleger“ wurden für diese Studie Personen definiert, die in den nächsten zwölf Monaten mindestens 10.000 Euro (oder den Gegenwert in einer anderen Währung) investieren werden und in den vergangenen zehn Jahren Änderungen an ihren Investments vorgenommen haben. Diese Personen repräsentieren die Ansichten der Anleger in den Ländern, die in der Studie erfasst sind.

Der Artikel erschien am 28.09.2017 auf schroders.com.

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