Erde: Indiens Engagement für eine sauberere Zukunft

Erneuerbare Energien stehen im Fokus der Regierung und sind für die Energiesicherheit von entscheidender Bedeutung, denn Indien ist der drittgrößte Energieverbraucher der Welt und eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt. Saubere Energie ist auch eine enorme wirtschaftliche Chance für Indien, das sich zu einem Zentrum für grünen Wasserstoff und Batterien entwickeln will.

Auf der jährlichen Klimakonferenz der Vereinten Nationen (COP26) im Jahr 2021 kündigte Premierminister Narendra Modi ein Netto-Null-Ziel für das Jahr 2070 an, das eine Netto-Null-Emission bis 2070 vorsieht. Modi kündigte auch ein ehrgeiziges Dekarbonisierungsziel an, das darauf abzielt, 50 % der installierten Energiekapazität aus sauberen Quellen zu gewinnen und bis 2030 500 Gigawatt (GW) installierte Kapazität aus erneuerbaren Energien zu erreichen. Das Ziel für 2030 soll die Emissionsintensität der indischen Wirtschaft gegenüber 2005 um 45 % senken und die Kohlendioxid (CO2)-Emissionen um 1 Milliarde Tonnen reduzieren.

Darüber hinaus wächst die installierte Kapazität an erneuerbaren Energien in Indien mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit. Der Zubau von Solar- und Windenergiekapazitäten hat sich seit 2017 verdoppelt und wird im Fiskaljahr 2024 mit 18 GW auf insgesamt fast 200 GW an erneuerbaren Energiekapazitäten anwachsen.

Um das ehrgeizige Dekarbonisierungsziel für 2030 zu erreichen, muss der Kapazitätszubau jedoch um 50 GW pro Jahr wachsen, was fast der gesamten australischen Kapazität für erneuerbare Energien entspricht.

Sechs Jahre vor der Verpflichtung Indiens für 2030 ist der erste Teil des Ziels in greifbare Nähe gerückt, da die Kapazitäten für saubere Energie im Mai 2024 45 % der Gesamtkapazität ausmachten. Davon entfallen 65 % auf Solar- und Windenergie, 26 % auf Wasserkraft, 5 % auf Biokraftstoffe, 3 % auf Kernenergie und 1 % auf Energiegewinnung aus Abfall. Die Solar- und Windenergiekapazitäten sind seit März 2017 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 14 % gewachsen.

Die Kapazitäten für erneuerbare Energien in Indien sind in atemberaubendem Tempo gewachsen.

Wind: Chancen nutzen bei Anbietern erneuerbarer Energien
Derzeit gibt es in Indien acht Unternehmen für die Erzeugung erneuerbarer Energien (GENCOs), die öffentliche Dollar-Schulden aufgenommen haben und Solar- und Windenergieerzeugungsprojekte betreiben. Die installierte Kapazität ist in den letzten Jahren stark gewachsen und unterstützt die indischen Dekarbonisierungsziele.
Zusammen verfügen diese Unternehmen nun über eine installierte Leistung von über 33 GW, gegenüber 17 GW im Jahr 2020. Der größte Teil dieses Wachstums entfällt auf zwei dieser Unternehmen, die 60 % der gesamten Betriebskapazitäten ausmachen, wie in der folgenden Grafik dargestellt.

In Indien werden die höchsten Wind- und Solarenergiedichten in den westlichen, weit im Norden und weit im Süden gelegenen Regionen beobachtet, wie in der folgenden Grafik dargestellt. Auch in den zentralen Regionen sind hohe Solarenergiedichten vorhanden. Die Anbieter erneuerbarer Energien sind strategisch in diesen Regionen angesiedelt, wobei sich die Betriebe auf den Westen, die Mitte und den Süden des Landes konzentrieren.

Der Energiemix entwickelt sich mit dem Wachstum der Unternehmen für erneuerbare Energien weiter. Früher waren die Betriebskapazitäten in der Regel entweder auf Wind- oder Solarenergie ausgerichtet. 

Unternehmen konzentrieren sich jedoch zunehmend auf Wind-Solar-Hybrid-Projekte (WSH), bei denen Solarmodule und Windparks in einem bestimmten Gebiet integriert werden. WSH-Projekte verbessern die Energieerzeugung und -stabilität, optimieren die Landnutzung und reduzieren die Umweltauswirkungen.

Die Beteiligungsstrukturen umfassen in der Regel einen gewissen Anteil an Gründereigentum, während strategische und langfristige Investoren wie große Pensionsfonds und Staatsfonds Interesse an diesen Unternehmen zeigen.

Langfristige Eigenkapitalinvestoren sind für das Wachstum erneuerbarer GENCOs von entscheidender Bedeutung, da neue Projekte mit 25 % Eigenkapital (75 % Fremdkapital) finanziert werden, was in Form einer direkten Eigenkapitalzuführung von Eigenkapitalpartnern erfolgen kann.

Der Sektor der erneuerbaren Energien ist für Indien ein strategisch wichtiger Sektor, und Unternehmen verfügen über eine Vielzahl von Fremdfinanzierungsquellen wie Kredite von Geschäftsbanken, Nichtbanken-Finanzunternehmen, Entwicklungs- und internationalen Finanzinstitutionen sowie Onshore- und Offshore-öffentliche und private Kredite.

Auf den Märkten für öffentliche Dollar-Anleihen begeben Anbieter erneuerbarer Energien Schuldtitel auf Holding-Ebene oder auf Vermögensebene mit festem und besichertem Fremdkapital über zweckgebundene Vermögenswerte in Strukturen, die als eingeschränkte Gruppen (RG) bezeichnet werden.

Wie in der folgenden Grafik dargestellt, gibt es eine große Anzahl von Holdco- und RG-Anleihen, die in den kommenden Jahren fällig werden und auf die eine Phase der Emissionen dieser Unternehmen folgen könnte.

Feuer: Staatliche Unterstützung beflügelt den Sektor der erneuerbaren Energien

Der Zustrom von Investitionen und das Wachstum im Sektor der erneuerbaren Energieerzeugung gingen nicht mit gleich hohen Investitionen in den Vertriebs- und Übertragungssektor einher, was vor einigen Jahren zu Problemen bei den Wachstumsaussichten für erneuerbare Energien führte.

Staatliche Versorgungsunternehmen (DISCOMs) sahen sich mit einer wachsenden Verschuldung und einer sich vergrößernden Kosten-Umsatz-Lücke konfrontiert, die durch technische und kommerzielle Verluste aufgrund von Systemineffizienzen und veralteter Ausrüstung, Diebstahl und unzureichenden Tariferhöhungen verursacht wurde. Die Verbindlichkeiten der DISCOMs gegenüber Energieerzeugungsunternehmen häuften sich, was sich auf die finanzielle Gesundheit der letzteren auswirkte und einen der wichtigsten Wachstumssektoren Indiens bedrohte.

Im Jahr 2021 kündigte die Regierung ab 2022 geltende Regeln für Säumniszuschläge an, die DISCOMs, die ihre Gebühren nicht bis zum vereinbarten Termin an GENCOs zahlten, mit finanziellen Strafen belegten, wobei auf überfällige Zahlungen Zuschläge erhoben wurden.

Die LPS-Regeln beinhalteten Anreize für frühzeitige Zahlungen, aber auch eine reduzierte Stromversorgung durch die GENCOs im Falle anhaltender Zahlungsausfälle seitens der DISCOMs. Diese Regeln förderten rechtzeitige Zahlungen seitens der DISCOMs und reduzierten die Anzahl der Tage, die GENCOs benötigten, um Zahlungen zu erhalten, wodurch sich ihr Cashflow verbesserte, indem die Tage der ausstehenden Forderungen ab 2022, als die Regeln in Kraft traten, verringert wurden.

Die indische Regierung hat im Laufe der Jahre auch eine Reihe von Transformationsmaßnahmen zur Stärkung und Dynamisierung ihres Energiesektors eingeführt. Eine dieser Maßnahmen ist das Revamped Distribution Sector Scheme (RDSS), eine Reform, die darauf abzielt, die Qualität und Zuverlässigkeit der Stromversorgung für Verbraucher zu verbessern, indem die betriebliche Effizienz und finanzielle Stabilität des Vertriebssektors erhöht wird. Das Rooftop Solar Scheme bietet auch Subventionen für Verbraucher, die Solarmodule zur Stromversorgung ihrer Häuser installieren möchten.

Investitionen in den Sektor der erneuerbaren Energien werden ebenfalls stark gefördert, wobei staatliche Finanzinstitute, die keine Banken sind, Kredite über die gesamte Wertschöpfungskette des Sektors hinweg vergeben und ausländische Direktinvestitionen (ADI) für 100 % eines Projekts im Bereich erneuerbare Energien ohne weitere Genehmigung der Regierung nach den geltenden ADI-Regeln zulässig sind.

Jüngste Tariferhöhungen in Bundesstaaten mit erneuerbaren Energiekapazitäten wie Tamil Nadu und Maharashtra sind ebenfalls wichtige Triebkräfte für das Wachstum und die finanzielle Nachhaltigkeit des Sektors.

Der Sektor der erneuerbaren Energien ist für Indien von strategischer Bedeutung.

Investitionsargument für den indischen Sektor der erneuerbaren Energien

Der indische Sektor der erneuerbaren Energien bietet verschiedene Investitionsmöglichkeiten durch unterschiedliche Anleihenstrukturen und erwartete Emissionen. Während RG-Emissionen aufgrund der Abgrenzung bestimmter Vermögenswerte und amortisierender Anleihenstrukturen in der Regel über stabile Kreditprofile verfügen, sind Holdco-Emissionen stärker an das Markt- und Regulierungsumfeld gebunden.

Da in den nächsten zwei bis drei Jahren eine beträchtliche Anzahl von Anleihen fällig wird und weiterhin in den Kapazitätsausbau investiert wird, gehen wir davon aus, dass die Emission von Anleihen, insbesondere für Holdco-Schulden, zunehmen wird.

Die neu gebildete indische Regierung scheint bereit zu sein, weiterhin unterstützende Maßnahmen für den Sektor der erneuerbaren Energien umzusetzen, was unserer Meinung nach die Stabilität fördern und zu einem günstigen Investitionsumfeld beitragen wird.

Alles in allem expandiert der Sektor der erneuerbaren Energien in Indien, einer der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt, rasant, unterstützt durch eine günstige Politik und bietet Investitionsmöglichkeiten.

Das umfassende Wissen und die Erfahrung von William Blair bei Investitionen in diesem Sektor für unsere Schuldtitelstrategien in Schwellenländern helfen uns, diese potenziellen Chancen zu erkennen und genau zu bewerten.

Alexandra Symeonidi, CFA, ist Unternehmenskreditanalystin im Emerging Markets Debt Team von William Blair.