Barings: Der Iran ist wieder im Spiel

Würde man den Iran in den MSCI Frontier Markets Index integrieren, wäre das Land der zweitgrößte Markt im Index. Wir beobachten die Anlagechancen im Iran genau und warten ab, bis die Märkte vollständig für externe Investitionen geöffnet sind.

20.01.2016 | 16:32 Uhr

DIE IRANISCHE CHANCE

Mit dem Inkrafttreten des lang erwarteten Atomabkommens gelang ein großer Schritt in der Annäherung zwischen dem Iran und dem Westen. Die Umsetzung des Abkommens begann, nachdem internationale Kontrolleure den Abbau eines Großteils des Atomprogramms bestätigten. 

Mit dem Abkommen werden eingefrorene iranische Gelder in Höhe von etwa 100 Mrd. US-Dollar von den Sanktionen befreit. Gleichzeitig wird der Weg für eine Lockerung der Beschränkungen für Handel und Investitionen geebnet, der über Jahre hinweg für unternehmerische Aktivitäten zwischen dem Iran und dem Westen versperrt war. Das Land plant, zunächst 500.000 Barrel Öl pro Tag an die internationalen Märkte zu bringen. 

Allerdings wird es einige Zeit dauern, bis der iranische Aktienmarkt direkt für ausländische Investoren zugänglich ist. Nicht alle Sanktionen wurden aufgehoben und es besteht nach wie vor ein komplexer rechtlicher und finanzieller Rahmen, den Investoren vor Markteintritt berücksichtigen müssen, einschließlich offener Fragen im Hinblick auf fehlende Verwahrungsmöglichkeiten, Rechnungslegungsstandards und eine schwache Marktinfrastruktur. Dennoch leitet die Lockerung der Sanktionen den Anfang dieses Prozesses ein.  

Wir konzentrieren uns auf die längerfristigen Chancen in Verbindung mit der Neuintegrierung des Irans in die Weltwirtschaft. Der Aktienmarkt des Landes umfasst eine Kapitalisierung von etwa 790 Mrd. US-Dollar, womit Iran der zweitgrößte Markt im MSCI Frontier Markets Index wäre, würde man das Land dort integrieren. Mit einem geschätzten BIP von 416 Mrd. US-Dollar entspricht die Dimension der Wirtschaft beinahe der Österreichs und mit 80 Mio. Menschen ist das Land etwa so groß wie die Türkei.

Positiv zu erwähnen ist, dass der Iran viele der attraktiven Eigenschaften aufweist, nach denen wir mit Blick auf Investitionen in Unternehmen der Grenzmärkte sowie des Nahen Ostens und Nordafrikas (MENA) suchen. Dazu zählt insbesondere das günstige demografische Profil des Landes mit einer jungen und sehr gut ausgebildeten Bevölkerung, die den längerfristigen Konsum und die Produktivitätsentwicklung unterstützt. Darüber hinaus ist der Infrastrukturbedarf des Landes, vor allem nach den Jahren der Sanktionen, immens. Dieses Umfeld könnte Chancen für Anleger mit sich bringen. 

Die Lockerung der Sanktionen gegen den Iran folgt auf die Entscheidung Saudi-Arabiens aus dem Jahr 2015, das Land für ausländische Direktinvestitionen zu öffnen, und dient als Erinnerung an die dynamischen Möglichkeiten, die Grenzmärkte und Märkte der MENA-Region immer wieder aufweisen. 

Im Hinblick auf die mögliche Öffnung des iranischen Marktes haben wir die vorhandenen Anlagechancen beobachtet und bewertet und aus dieser Analyse ging eine facettenreiche Bandbreite an Unternehmen hervor. Wir gehen zukünftig von einer schrittweisen Entwicklung des Kapitalmarktes als Finanzierungsquelle für Privatunternehmen sowie von Privatisierungen seitens des Staates aus. 

Aufgrund der Vielfalt der Unternehmen in den Regionen weisen Anlagen in Grenzmärkten und der MENA-Region eine vergleichsweise niedrige Korrelation mit Aktien der Industrieländer auf. Da Unternehmen in diesen Märkten häufig in Nischenbereichen des strukturellen Wachstums innerhalb wachstumsstarker Volkswirtschaften aktiv sind, können sie Anlegern einzigartige, langfristige Wachstumschancen eröffnen, die über die etablierteren Anlageklassen nur schwer zugänglich sind.

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