Die Weigerung Russlands, sich an einer Kürzung der Fördermenge der in der OPEC organsierten erdölexportierenden Länder zu beteiligen, führte in den letzten Tagen zu einem dramatischen Verfall der Rohölpreise.
11.03.2020 | 10:12 Uhr
In seinem aktuellen „Strategy Weekly“ untersucht Axel Botte, Marktstratege beim französischen Vermögensverwalter Ostrum Asset Management, die Auswirkungen dieses Zerwürfnisses unter den Ölstaaten.
Botte: Das Versagen, die Förderstrategien zu koordinieren, unterstreicht die Zerbrechlichkeit des Kartells, seitdem das US-amerikanische Schieferöl den Weltmarkt neu geordnet hat. Tatsächlich konnte die Trump-Regierung dank der Unabhängigkeit der USA im Energiebereich schwere Sanktionen gegen mehrere Länder, darunter auch Russland, zu verhängen, ohne höhere Energiekosten zu verursachen. Die Konfliktstrategie Russlands könnte nun darauf abzielen, die Ölproduktion in den USA unrentabel zu machen und damit sogar Donald Trumps Chancen auf eine Wiederwahl belasten, sollte es in Texas zu einer Rezession kommen. Diese Strategie erscheint riskant. Russlands Fähigkeit, niedrige Rohölpreise zu verkraften, mag zwar besser sein als 2014, aber der Verfall des Rubels wird zu einer Schrumpfung der Inlandsnachfrage führen. Auch für Saudi-Arabien, das in regionale Konflikte verwickelt ist und sich mitten in einem Nachfolgekrieg befindet, könnte die Aufgabe der zurückhaltenden Angebotsstrategie erhebliche negative Folgen haben. Der Break-even-Ölpreis für den Haushalt des Königreichs liegt bei 83 Dollar oder vielleicht sogar etwas höher.
Auf die US-Wirtschaft hat der Einbruch der Ölpreise zwiespältige Auswirkungen. Die Ölförderung liegt nahe bei 13mbpd, obwohl die Investitionen wesentlich geringer sind als 2014. Zwar werden Ausfälle einzelner Unternehmen nicht zu vermeiden sein, aber die Umstrukturierung wird die Produktionskapazitäten langfristig nicht verändern. Der Produktivitätssprung im ölproduzierenden Sektor der USA nach der Umstrukturierungsphase 2016 wird sich wahrscheinlich wiederholen.
Darüber hinaus werden die Haushalte in hohem Maße von den niedrigeren Energiekosten profitieren. Schätzungen zufolge könnte der Kaufkraftgewinn 125 Mrd. Euro pro Jahr erreichen, was 0,6 Prozentpunkten des BIP entspricht. Der historische Rückgang der langfristigen Zinssätze hat bereits eine Welle von Hypothekenrefinanzierungen ausgelöst. Dies setzt Ressourcen frei für den Konsum – vorausgesetzt, das Verbrauchervertrauen hält an.“
Den kompletten Wochenbericht und die dazugehörigen Daten finden Sie im englischen Original des „Strategy Weekly“ aus dem zu Natixis Investment Managers gehörenden Hause Ostrum.
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