Am Wochenende hat der italienische Ministerpräsident der angehenden Regierungskoalition die Zustimmung verweigert. Die Märkte reagieren mit Turbulenzen.
30.05.2018 | 09:06 Uhr
Der
italienische Präsident Sergio Mattarella hat nach längerem politischem Patt
sein Veto gegen die Entscheidung der Fünf-Sterne-Bewegung und der Lega Nord
eingelegt, den Euroskeptiker Paolo Savona zum Finanzminister zu wählen.
Laut Mattarella war die Entscheidung durch die Tatsache gerechtfertigt, dass die neue Regierung nicht für ein Versprechen, den Euro zu verlassen, gekämpft hat. Deshalb hat Moody's das Kreditrating von Italien unter Beobachtung gestellt.
Auswirkungen auf die Märkte
Im Zuge der Unsicherheit sind europäische Aktien gefallen. Italiens FTSE MIB fiel am Dienstag um 3 Prozent, während auch der Euro Stoxx 50 und der deutsche DAX einige Verluste hinnehmen mussten. Der in der vergangenen Woche begonnene Ausverkauf von italienischen Staatsanleihen setzte sich fort, wobei die Rendite der zweijährigen Papiere die 2-Prozent-Marke überschritt.*
Unsere Meinung
Laurent Clavel, Head of Macroeconomic Research, AXA IM:
“Aus makroökonomischer Sicht sind die Auswirkungen auf kurze Sicht eher neutral, da sie die Aussicht auf eine populistische Regierung, die auf dem besten Weg zu einer unsoliden Haushaltspolitik und Konfrontation mit den europäischen Partnern und Institutionen war, zunichtemachen.
Mittelfristig bleiben jedoch Risiken bestehen. Obwohl Mattarella von vielen Seiten für seine Entscheidung heftig kritisiert wurde und sogar ein Amtsenthebungsverfahren diskutiert wurde, glauben wir, dass dies unwahrscheinlich ist, da Mattarella nach der Verfassung sowohl den Premierminister als auch die Minister bestimmen darf.“
Was folgt?
Mit Blick auf die Zukunft können wir eine Reihe von Möglichkeiten nicht ausschließen. Mattarella übergab dem ehemaligen IWF-Exekutivdirektor Carlo Cottarelli das Mandat zur Bildung einer technokratischen Regierung. Cottarelli wird die Nachfolge von Paolo Gentiloni als Premierminister antreten, aber wahrscheinlich keine Mehrheit finden und das Land zu Neuwahlen führen.
Jüngste Umfragen deuten darauf hin, dass die Lega Nord im Vergleich zum 4. März um etwa 8 Punkte zulegen würde, die Fünf-Sterne-Bewegung ist stabil, während Forza Italia und PD etwas an Boden verlieren würden.
*Quelle: Bloomberg
Diesen Beitrag teilen: