Bis vor kurzem sah es so aus als könne sich das Verhältnis mit der Europäischen Union wieder entspannen, das nordamerikanische Freihandelsabkommen neu aufgelegt und die Differenzen mit China beigelegt werden. Doch Trump goss wieder Öl ins Feuer.
04.09.2018 | 10:52 Uhr
Es war eine weitere Woche im Zeichen des Handelskrieges. Im Zentrum standen der neuerliche Rückgang bei Aktien und die Unruhe aufgrund eines möglichen Anwachsens der Spannungen.
Dabei hatte alles so gut angefangen. Das am vergangenen Montag geschlossene Handelsabkommen zwischen den USA und Mexiko schien einem neuen nordamerikanischen Freihandelsabkommen (NAFTA) den Weg zu ebnen, obwohl die Aufkündigung des trilateralen Abkommens mit den direkten Nachbarn eines der Lieblingsthemen von Präsident Trump war. Diese Annahme wurde durch die zuversichtlichen Äußerungen der Vertreter der USA und Kanadas über die Aufnahme Kanadas in diesen neu verpackten Vertrag von 1994 bestärkt. Zudem verschob die US-Administration die Entscheidung über die Zölle für insbesondere europäische Importfahrzeuge und das chinesisch-amerikanische Treffen in Washington rief seitens des US-Präsidenten keine negativen Kommentare hervor – es war also alles gegeben, um die Märkte an eine mögliche Entspannung der Handelsstreitigkeiten glauben zu lassen.
Doch die Rechnung wurde ohne Donald Trump gemacht. Am vergangenen Donnerstag verstärkte er in einem Interview auf Bloomberg TV seine Kampfansagen. Er wiederholte seine Drohungen, aus der Welthandelsorganisation (WTO) auszutreten, falls diese Institution, deren Gründungsdokument er als „das schlechteste jemals geschlossene Handelsabkommen“ betrachtet, die USA nicht besser behandele. Überdies bezeichnete er die Europäische Union als „fast so schlimm wie China, nur kleiner“ und gab damit Anlass zu der Vermutung, dass der alte Kontinent sein nächstes Ziel sein könnte. Dabei waren anlässlich seines Treffens mit dem Präsidenten der Europäischen Kommission Jean-Claude Juncker Ende Juli noch eine engere Zusammenarbeit und neue Abkommen beschlossen worden.
Laut Bloomberg beabsichtigt Trump ferner die Verhängung neuer Zölle auf chinesische Produkte im Wert von zusätzlich 200 Milliarden US-Dollar nach der öffentlichen Anhörung am 6. September, durch die eine neue Produktliste erstellt werden soll.
Statt eines aufklarenden Horizonts bildeten sich also erneut die Wolken des Handelskrieges und verdunkelten den Himmel über den Märkten. Dies belastete Risikoanlagen insgesamt und vor allem Schwellenländeranlagen. Diese litten darüber hinaus noch unter einer neuen Schwäche der türkischen Lira und der katastrophalen Lage in Argentinien, dessen Zentralbank ihren Leitzins nach einer neuerlichen Abwertung des Pesos von 45 auf 60 Prozent anhob.
Die Wochen gehen ins Land, doch die Hintergrundmusik ändert sich nicht. Diese Musik könnte durchaus noch bis zu den Halbzeitwahlen zu hören sein. Danach, so die Hoffnung mancher Beobachter, könnte Donald Trump aufhören, Öl in das von ihm selbst entzündete Feuer zu gießen. Möglicherweise erklärt diese Erwartung auch die moderaten Reaktionen der chinesischen Behörden. Sollte Trump diesen Kurs auch nach den Midterms fahren, dürften die chinesischen Reaktionen mit Sicherheit schärfer ausfallen.
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